Kronberg. – „Wir sind im letzten Jahr noch mit einem blauen Auge davongekommen“, so kommentiert Gregor von Opel, Vorstandsvorsitzender der Zoostiftung, das Corona-Jahr 2020, in dem der Opel-Zoo vom 17. März bis 3. Mai und ab dem 2. November bis dato schließen musste. Er ergänzt, dass dank des besonnenen Krisenmanagements der verantwortlichen Zooleitung und der umsichtigen, flexiblen Zoomitarbeiter*innen die Belegschaft weitestgehend unbeschadet durch diese außergewöhnliche Krise gekommen sei. Tiere, Anlagen und Gehege seien durchgehend ohne Ausfälle wie gewohnt betreut worden. Wie man sich vorstellen könne, sei Kurzarbeit in der Tierpflege in einem Zoo nicht umsetzbar. Die ‚von Opel Hessische Zoostiftung‘ habe durch einen angelegten Notfallfonds und angesparte Mittel gut und weitsichtig vorgesorgt, so dass der Opel-Zoo dieses verlustbringende Jahr verkraften würde, einige Investitionen voraussichtlich aber zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen werden müssten.
So bitter die Zooschließungen von insgesamt 107 Tagen in 2020, insbesondere im trockenen und sonnigen Frühjahr mit den normalerweise besucherstarken Ostertagen seien, so froh zeigt sich der Stiftungsvorstand darüber, dass der Besucherrückgang im Gesamtjahr „nur“ knapp 20 Prozent von 558.000 in 2019 auf 450.000 betragen habe.
Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels zeigt auf, dass die Einbußen durch die Corona-Auflagen durchweg einschneidend waren und sind, denn in 2021 hat der Zoo bereits wieder 46 Tage geschlossen. Keinen oder wesentlich geringeren Einnahmen stehen erhöhte Ausgaben gegenüber und eine solche Situation hält kein Unternehmen lange durch.
Die Mitarbeiter in Tierpflege und Handwerkerabteilung arbeiten in getrennten Schichten, um sicherzustellen, dass die Tiere immer versorgt sind. Sie müssen darauf achten, auch privat den Kontakt zu Kollegen aus der anderen Schicht zu vermeiden. Lediglich die Mitarbeiter an den Kassen und im Zooshop sind in Kurzarbeit, werden bei einer Öffnung aber sofort wieder benötigt und beschäftigt. Von Mai bis Anfang November musste ein aufwendiges Hygienekonzept mit den Aufsichtsbehörden abgestimmt und umgesetzt werden. Vom 4. Mai an durften sich in den ersten Öffnungswochen zeitgleich nur 1.000 Besucher, später dann 2.000 Besucher auf dem Zoogelände aufhalten. Sowohl im Eingangsbereich als auch an zahlreichen Stellen vor den Gehegen waren zusätzliche Security-Mitarbeiter eingesetzt, um auf die Einhaltung der Abstandsregeln zu achten. Last but not least mussten die Reinigungsfrequenzen erhöht und intensiviert werden sowie umfangreiche Beschilderungen und Markierungen angebracht werden. Mit Schließung der Gastronomie entfielen auch die entsprechenden Pachteinnahmen. Insgesamt also eine äußerst schwierige Situation für den Opel-Zoo, der als einziger der wissenschaftlich geleiteten Zoos in Deutschland keine Subventionen erhält. „Wir alle hoffen aber, dass Lockdown und weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie greifen und unsere Besucher bald wieder ins Freigehege kommen dürfen, wenn auch sicher weiter unter Auflagen“, ergänzt Dr. Kauffels, der in der Video-Pressekonferenz neben der Besucherentwicklung vor allem auch die herausragenden Veränderungen in seinem Tierbestand darstellt.
Er erinnert noch einmal an den bedauerlichen Tod der Elefantenkuh Aruba am 11. März 2020 und die Ankunft der beiden Berliner Elefantenkühe „Lilak“ und „Kariba“ am 26. August 2020, wobei auf letzterer und Elefantenbulle „Tamo“ die Zuchthoffnungen liegen. Als Erstnachzuchten im Opel-Zoo vermeldet der Zoodirektor die Geburt des Hirschebers „Ayu“ am 21. Oktober 2020 und den Schlupf bei den Schwarzstörchen am 17. Juni 2020. Mit der Ankunft eines männlichen Pinselohrschweins, das in die ehemalige Anlage der Warzenschweine eingezogen ist, sind nun die Zuchtvorkehrungen geschaffen. Das Gehege wird von den Schweinen gut angenommen und von ihnen selbst für ihre Zwecke umgestaltet. Insgesamt werden im Opel-Zoo 1.704 Tiere (Vorjahr 1.612) in 197 (199) Formen gepflegt.
Zwei neue Tierarten im Frühjahr
In diesem Jahr werden zwei neue Tierarten hinzukommen, denn trotz finanzieller Einbußen konnte die zuvor schon angesparte neue Katta-/Vari-Anlage gebaut werden und soll im Frühjahr ihrer Bestimmung übergeben werden. Diese Anlage entsteht an Stelle des früheren Flusspferdgeheges und wird für die Besucher ganz besonders attraktiv, können sie sie doch begehen und damit die lebhaften Lemuren hautnah erleben.
Nicht die Tiere betreffend, aber ein wichtiger Meilenstein für die Zukunftsfähigkeit des Freigeheges war die Unterzeichnung des städtebaulichen Vertrages zwischen der Stadt Kronberg und der ‚von Opel Hessische Zoostiftung‘ am 8. Dezember 2020. Dieser Vertrag regelt die Vereinbarungen, die mit dem Satzungsbeschluss des Bebauungsplans „Opel-Zoo“ in Kraft treten werden. Der Satzungsbeschluss wird für Juni 2021 erwartet.
Weiter in die Zukunft geschoben wird die Neugestaltung des „Asien“-Bereichs im Opel-Zoo, in dem dann auch Panzernashörner gezeigt werden sollen. Die vorgesehenen Ansparungen wurden zwar während der Öffnung des Zoos weiterhin vorgenommen, aber eine wirtschaftlich vernünftige Perspektive für den Beginn dieser circa 14 Millionen Euro teuren Investition lässt sich erst nach der Rückkehr zum Normalbetrieb aufzeigen, so die Information. „Wir danken an dieser Stelle herzlich allen Spendern, die uns in der für den Zoo ungewöhnlichen wie auch schwierigen Phase unterstützt haben“, so Gregor von Opel. Zoodirektor Dr. Kauffels zeigte zum Ende der Pressekonferenz eindrucksvoll auf, dass es rund um den Opel-Zoo herum trotz Schließung dennoch sehr lebhaft war. Da die Zufahrten zum Feldberg geschlossen waren, seien Familien mit Kindern auf die privaten Zooparkplätze ausgewichen und nutzten die umliegenden Wiesen zum Schlittenfahren – an vielen Tagen auf fast schon eher grünen als mit Schnee bedeckten Flächen und mit zum Teil erheblichen Schäden auf den Wiesen, „auf denen im Jahr 2020 kein einziges Auto eines Zoobesuchers stand, wie Kauffels betonte. (mw)