Kronberg (hmz) – Kreative Erfolgsgeschichten beginnen meistens mit einer Idee, die einige Phasen durchläuft, bis sie endlich, wenn häufig auch mit kleinen Schritten, umgesetzt wird.
Inge Freise, selbst ein kreativer Kopf, hat im Arbeitskreis Museum das Konzept „Junge Burg“ auf den Weg gebracht, gedacht als Angebot für Kinder und Jugendliche, um ihnen die Geschichte einer der bedeutendsten Burgen in Hessen näher zu bringen. Angesprochen waren und sind die Neugierigen, die Fantasievollen und die Abenteuerlustigen. Die Kinderveranstaltungen auf der Burg wurden zum Magnet – das Konzept der mittelalterlichen Spiele ging auf. Sie durften sich als Schatzsuchende, Zauberlehrlinge oder als Ritter in der Schlacht bei Kronberg im Jahr 1389 ausprobieren. Die Idee wurde weiterentwickelt und mit Jana Roth, einer studierten Grafikdesignerin und Illustratorin, vergrößerte sich der Kreis um eine weitere Kreative, deren „Leidenschaft die Burg ist“, wie sie sagt. Hauptberuflich arbeitet sie als Sozialpädagogin an der Neuenhainer „Drei-Linden Schule“. Nur zu genau weiß sie daher um die Bedürfnisse von Kindern und mehr noch über die Notwendigkeit taktiler und motorischer Förderung. „Haptische Anreize stärken die Feinmotorik, was besonders wichtig ist. Sie schulen die Sinne, die Wahrnehmung sowie die Aufmerksamkeit und sie regen die Kreativität, die Fantasie und das Selbstvertrauen der Kinder an.“ Die Kronberger Burg bietet daher die perfekte Lernumgebung und entsprechend hat Jana Roth zusammen mit ihrem Mann, dem Architekten Hubert Schindele-Roth, wie sie auch ein begeisterter Modellbauer, Spielideen entwickelt, umgesetzt und letztendlich auch gebaut. Wie etwa die Murmelburg, das Wurfbrett, das Angelspiel, den Ringwurf oder das Lochlabyrinth, um nur einige Beispiele zu nennen. „Uns geht es dabei um Geschicklichkeit und die Lust auf Bewegung.“ Alles bestens bewährt bei den 15 in diesem Jahr auf der Burg Kronberg gefeierten Kindergeburtstagen und den zusätzlichen öffentlichen Veranstaltungen. Mit dazu zählen die über 50 Sonderführungen des Arbeitskreises Museum für Schulen und Kitas. Seit dem Jahr 2019 ist Roth im Arbeitskreis Museum aktiv und auch sie führt durch die Burg.
Präzises Modell
Jetzt hat sich Jana Roth etwas Neues ausgedacht, das für Geduldige und Bastelfreudige genau das Richtige sein dürfte: den „Kronberger Burgbaubogen“, mit dem die Kronberger Mittelburg im historischen Maßstab 1:200 aus festem Papier nachgebaut werden kann. Eine exakte und leicht verständliche Bauanleitung mit den einzelnen Arbeitsschritten hilft dabei. Wenn alle Teile ausgeschnitten, gefalzt und verklebt sind, steht am Schluss die detailgetreue Nachbildung auf einem kleinen grünen Podest. „Durch die nach den vorhandenen Grundrissen der Burg gemachten Planstudien habe ich die Burg nochmals ganz anders wahrgenommen, weil ich mich in die Baugeschichte vertiefen musste“, erklärt Jana Roth. Erst nach einigen Versuchen stand der Prototyp vor ihr, bis zum endgültigen Ergebnis brauchte es sechs weitere Modelle, bis schließlich nach 70 Arbeitsstunden dann ein durchdachtes, präzises Modell in der jetzt vorliegenden Mappe mit den Bastelbögen in den Druck gehen konnte.
Helfende Hände gesucht
Diese Bastelbögen seien eine ideale Beschäftigung für die gesamte Familie und eine Möglichkeit, um Kinder in ihrer Kreativität und Feinmotorik zu unterstützen. Das Ausschneiden und Zusammenkleben erfordere und fördere das Geschick und bringe Spaß. Die Kronberger Mittelburg ist ein dreidimensionales Objekt und kann auch wie ein solches frei im Raum platziert werden. Dabei hat das Gebastelte durchaus einen dekorativen Reiz und lädt zum Erklären und Bestaunen ein. Da jedes Bastelteil sorgfältig und an der richtigen Stelle verbunden werden muss, entsteht ein gutes Verständnis von Strukturen und Aufbau. Und im günstigsten Fall weckt sie auch das Interesse am Original und dessen Geschichte. Eine spielerische Vermittlung vieler spannender Geschichten hinter und vor den Burgmauern. Und „wir suchen dringende helfende Hände, die uns bei den Veranstaltungen auf der Burg helfen und die auch bereit sind, mit uns die Aufsicht während der Veranstaltungen zu teilen.“
Die Abteilung der „Jungen Burg“ hat, nachdem im Prinzenturm der Boden verlegt wurde, einen eigenen Raum zur Unterbringung der Spielgeräte und anderer Materialien.
Nachdem der Bastelbogen, der ab sofort im Burgbüro erhältlich ist, vorliegt, beschäftigt sich Jana Roth mit weiteren Ideen, denn „auch die spielerische Geschichtsvermittlung muss stimmen“, betont Inge Freise, auf deren Initiative hin auch in der kommenden Zeit Spannendes und Kreatives zu erwarten ist.
v.l.n.r. Inge Freise und Jana Roth