Der Kobalt-Kanzler – Ein Deutscher Albtraum, Roman von Hans-Ulrich Jörges, Osburg Verlag 2025, 22 Euro.
Der Autor Hans-Ulrich Jörges wurde als „politischer Journalist des Jahres 2004“ ausgezeichnet und die britische Financial Times zählte ihn zu den einflussreichsten Kommentatoren der Welt. Das vorweg, um zu zeigen, dass hier ein sehr ernst zu nehmender Autor eine deutsche Dystopie, einen „Deutschen Albtraum“, geschrieben hat.
Jörges beschreibt in seinem Roman ein Szenario, in dem die Wahlen bundesweit so ausgehen wie zuletzt die Landtagswahlen in ostdeutschen Bundesländern, mit der AfD als stärkste Kraft und einer löchriger werdenden Brandmauer. Der imaginäre Kanzlerkandidat der Union, „Korn“, glaubt, dass er mit knallharten Bedingungen die AfD als Regierungspartei bloßstellen kann und bietet im Alleingang eine Koalition an. Er will auf diese Weise das Wegbrechen der demokratischen Mitte verhindern, aber auch sein politisches Überleben sichern. Kanzler soll ein ehemaliger CDUler werden, der jetzt eine AfD-Größe im Ruhestand ist. Die umtriebige aktuelle Kandidatin der AfD wird im Hintergrund die Strippen ziehen, nach zwei Jahren soll Korn dann den Kanzler ablösen. Die Presse spielt eine wichtige Rolle, aber auch hier versuchen die Protagonisten, ihren Einfluss zu bewahren und übersehen, wie die neue Regierung die freie Presse entmachtet. So kann es gehen, wenn man sich mit Feinden der Demokratie gemein macht.
Dystopien kennen kein gutes Ende. So auch nicht im Roman von Hans-Ulrich Jörges. Demokratie und Freiheit sind Werte, die es zu schützen gilt, deren Schutz aber immer schwerer wird, je stärker ihre Gegner in die Machtstrukturen eines Landes eingebunden werden. Deshalb ist „Der Kobalt-Kanzler“ gerade jetzt ein sehr lesenswerter, gut geschriebener Roman und Diskussionsbeitrag.
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