Kronberg (pu) – Ungewohnt einig sind sich alle im Stadtparlament aktuell vertretenen Parteien und Wählergemeinschaften ob des zwingenden Handlungsbedarfs hinsichtlich des seit Jahren bekannten suboptimalen Zustandes des 1967 erbauten Vereinsheims des EFC Kronberg 1910.
Ein gemeinschaftlich unterzeichneter Antrag der Fraktionen von SPD, FDP, CDU, Grünen, KfB und UBG für die laufende Sitzungsrunde zielt auf einen Stadtverordnetenbeschluss zur Prüfung entweder einer Sanierung des Ende der 1960er Jahre erbauten Gebäudes oder eines Neubaus. Im Detail wird die Bitte an den Magistrat herangetragen, zunächst zu eruieren, welche der drei aufgeführten Varianten zur Erneuerung des Vereinsheims des Ersten Fußballclubs Kronberg im Taunus 1910 e.V. („EFC Kronberg“) baurechtlich möglich sind:
1. Sanierung und Erweiterung des bestehenden Gebäudes
2. Neubau an der Stelle des bestehenden Vereinsheims
3. Neubau an einer anderen Stelle auf dem Gelände des EFC-Sportplatzes, insbesondere auf der dem Parkplatz des Waldschwimmbads zugewandten Seite.
Bauliche Umsetzung
Die baurechtlich realisierbaren Varianten sollen dann auf bauliche Umsetzung unter Berücksichtigung von erforderlichen Standards (für Sportstätten und Gemeinschaftsräume), Nachhaltigkeit und Kosten sowie im Hinblick auf mögliche Zuschüsse (zum Beispiel Land Hessen, Kreis und Ähnliches) untersucht werden. Dies kann nach Vorschlag der Fraktionen unter Bereitstellung von finanziellen Mitteln extern vergeben werden.
Die Ergebnisse, einschließlich einer groben Schätzung von Kosten beziehungsweise Investitionen, sollen bis spätestens zur Sommerpause 2025, mithin zur Stadtverordnetenversammlung am 3. Juli 2025 vorliegen, sodass gegebenenfalls über die Einstellung entsprechender Mittel im städtischen Doppelhaushalt 2026/2027 entschieden werden kann.
In der Antragsbegründung wird herausgehoben, der EFC Kronberg sei einer der größten örtlichen Sportvereine mit einer ausgeprägten Jugendarbeit. Trainings- und Spielstätte ist das Sportgelände am Waldschwimmbad. Nach den Worten der Antragsunterzeichner ist das Dach des der Stadt Kronberg gehörenden und an den EFC verpachteten Vereinsheims undicht, beschädigt und möglicherweise mit potenziell schädlichen Materialien gedeckt. Von der energetischen Veralterung und Ineffizienz (Ölheizung, keine Dämmung, Einfachverglasung) ganz zu schweigen.
Zudem biete das Vereinsheim lediglich zwei Umkleidekabinen und beschränkte Toiletteneinrichtungen, die angesichts der vielen Mannschaften im Spielbetrieb bei Weitem nicht ausreichten. Vor allem, da beim EFC Kronberg immer mehr weibliche Mannschaften aktiv seien und vom Verein schon seit vielen Jahren nachhaltig gefördert werden.
Dringlich
Angesichts des mit Mängeln behafteten baulichen Zustands (insbesondere des Daches) und der beengten Verhältnisse sei daher entweder eine Sanierung und Erweiterung oder ein kompletter Neubau des Vereinsheims in naher Zeit dringlich. Aus den Reihen des EFC Kronberg waren schon im Jubiläumsjahr 2010 und danach wiederholt Sanierungs- und Umbauwünsche formuliert worden. Vor diesem Hintergrund wird das Vorliegen der nötigen Prüfergebnisse und groben Schätzungen von Kosten beziehungsweise Investitionen rechtzeitig zu den Beratungen des städtischen Doppelhaushalts 2026/2027 erbeten.
Historie
Das Thema Schaffung eines adäquaten Fußballerheims war für den EFC Kronberg schon in der Vergangenheit ein langwieriges Anliegen. In den sechziger Jahren des letzten Jahrtausends wurde laut der zum 100. Vereinsgeburtstag erschienenen Festschrift der Wunsch nach geeigneten Umkleidekabinen und sanitären Anlagen immer größer. Zu diesem Zeitpunkt mussten sich die Aktiven nach einer längeren Phase mit jeweils situationsbedingten Standortwechseln im damaligen Kassenhäuschen (eine 3,5 Quadratmeter kleine Holzhütte) umziehen, in dem für die Körperreinigung lediglich zwei Waschschüsseln vorhanden waren. Das Wasser dazu wurde aus dem Schwimmbad geholt.
Die nötigen Vorarbeiten wie Eintragung des Vereins in das Vereinsregister beim Amtsgericht Königstein, Planung des Standortes sowie Beantragung von öffentlichen Zuschüssen zogen sich über mehrere Jahre hin. Einem ersten Plan des Architekten Feger zeigte die Vorprüfstelle der Hessischen Landesregierung wegen zu hoher Aufwändigkeit die rote Karte. Dagegen wurde ein vom Hessischen Fußballverband aufgestellter, vereinfachter Bauplan von der Prüfstelle empfohlen. Dafür wurde ein neuer Standort auf dem Gelände nötig. Nicht minder zeitraubend die notwendige Vermessung des Sportgeländes sowie der Abschluss eines Erbbauvertrages mit der Stadt Kronberg.
Mit Beginn der Baumaßnahmen begann eine
neue Ära. Erich Gund übernahm Anfang 1967 das Amt des Ersten Vorsitzenden. Zu seinen wichtigsten Helfern zählte unter anderem der damalige Schriftführer Günter Stupp. Das neue Team und ihre ehrenamtlichen Helfer verlegten eine Wasserleitung und ein Stromkabel vom Waldschwimmbad zum Standort der heutigen Kabinen. Am 10. Juni begann der Bau des Umkleidegebäudes und bereits am 26. August lud der Verein zum Richtfest. Zusätzlicher Höhepunkt war die Errichtung der ersten vier 14 Meter langen Flutlichtmasten, die von Vereinsmitgliedern in Siegen abgeholt wurden. Zwei Jahre später, am 16. August 1969, stieg eine große Einweihungsfeier der neugestalteten Anlage. Über 10.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden hatten die Mitglieder des Vereins für ihr neues „Schmuckkästchen“ geleistet. Ohne die Unterstützung der Stadt Kronberg, der örtlichen Firmen und Geld- und Sachspenden von Mitgliedern und Freunden des Vereins wäre dieses Vorhaben nicht umsetzbar gewesen.
Reaktionen im ASU
Die aktuellen Sanierungs- beziehungsweise Neubauvarianten wurden angesichts der Einigkeit der Fraktionen in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) lediglich kurz angerissen. Als erste vorsichtige Rückmeldung und „gute Nachrichten“ von Seiten der zuständigen Verwaltung erklärte Sandra Poschmann (Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung und Umwelt): „Nach unserer Einschätzung sind die Varianten 1 und 2 relativ unproblematisch, bei Variante 3 müsste geprüft werden, ob das platztechnisch funktioniert und es sich um eine nachgezogene Hauptnutzung als Sportanlage handelt .“
Der SPD-Stadtverordnete Helmut Ebner bedankte sich bei den Kollegen anderer Couleur für den an den Tag gelegten Pragmatismus in Sachen gemeinsamen Antrag. Dies sei beim EFC Kronberg „sehr gut angekommen, dass sich die Politik mal nicht streitet“.