Gelungener „Literarischer Abend“ auf der Burg zum Todestag von Kaiserin Friedrich

Die Lesung fand im Wappensaal mit seinen beeindruckenden Malereien statt. Foto: Ried

Kronberg (war) – Das Interesse an Victoria Kaiserin Friedrich ist in Kronberg nach wie vor ungebrochen. Kein Wunder, verbrachte die „Hohe Dame“ doch fast ihre gesamten Witwenjahre in der Burgstadt auf Schloss Friedrichshof, dem heutigen Schlosshotel. Anlässlich ihres 123. Todestages am 5. August luden Mitglieder des Arbeitskreises Museum am Vorabend zu einem „Literarischen Abend“ in die gute Stube der Burg, den Wappensaal, ein. Rund 90 „Neugierige“ waren der Einladung gefolgt, um hochinteressante Einblicke in das Leben der Kaiserin und ihres Mannes, Kaiser Friedrich III., zu nehmen.

Einleitend wurde daran erinnert, dass es Victoria war, welche die Burg Ende 1891, noch bevor sie drei Jahre später dauerhaft nach Kronberg übersiedelte, in sehr schlechtem Zustand erwarb, um sie dann bis zu ihrem Tod am 5. August 1901 aufwendig restaurieren zu lassen. Dazu zählt auch der Wappensaal mit seinen beeindruckenden Malereien, in dem die Lesung Platz fand.

Jenny Banda las Auszüge aus der Widmung und dem Vorwort des in Kronberg sehr bekannten, 650 Seiten umfassenden Buches von Ludwig Freiherr von Ompteda „Die von Kronberg und ihr Herrensitz.“ Im Auftrag der Kaiserin hatte Ompteda dafür die Genealogie des Kronberger Adelsgeschlechtes in vielen Archiven im In- und Ausland erforscht. Dabei konnte er sogar zur großen Genugtuung seiner Auftraggeberin eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen der hochadeligen Kaiserin und dem niederadeligen Kronberger Geschlecht vor Ort feststellen. Victoria fühlte sich so als Retterin der alten Burg ihrer neuen Heimstätte noch intensiver und näher verbunden.

Als zweite Referentin zitierte Inge Freise aus dem Buch: „Friedrich III. als Kronprinz und Kaiser – Ein Lebensbild“, für das Victoria noch im Todesjahr ihres Mannes – 1888 – die Einleitung beigefügt hatte. Autor des Buches ist der britische Diplomat und Politiker Lord Rennel Rodd. Danach folgte Christiane Schmidt, der auch die Moderation durch den literarischen Abend oblag, mit Textpassagen aus dem Werk von Margarethe Edle von Porschinger „Kaiser Friedrich – in neuer quellenmäßiger Darstellung“. Im Fokus standen hier Verlobung und Hochzeit von Victoria sowie Geburt ihres ersten Kindes, das 1888 seinem Vater als Kaiser Wilhelm II. auf den Thron folgte. Victorias Ehe als älteste Tochter von Queen Victoria mit dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, der 1888 für lediglich 99 Tage als Kaiser Friedrich III. regierte, war keineswegs unumstritten, ebenso in Großbritannien wie in Preußen. Die erheblichen Differenzen zwischen Mutter und Sohn dürften hinlänglich bekannt sein. Erst in Kronberg entspannte sich das Verhältnis zwischen den Beiden spürbar.

Brigitte Oswald-Mazurek, selbst bekannte Buchautorin aus Königstein zu historischen Themen, nahm sich in ihrer Lesung der Beziehung zwischen Victoria und der in Königstein wohnenden Mathilde von Rothschild sowie Herzog Adelheid Marie von Nassau an. Das weibliche „Dreigestirn“, jede für sich hochgebildet, zeichnete sich durch eine besondere Affinität zur Musik sowie bildenden Kunst aus und engagierte sich sehr im karitativen Bereich. Auch lag den drei Adeligen sehr die berufliche Ausbildung von Frauen am Herzen, um diesen mehr Selbstständigkeit zu ermöglichen.

Briefe der Kaiserin

Alf Gohdes schloss mit einigen Briefen der Kaiserin den gelungenen Leseabend ab. Über 4.000 Briefexemplare sind erhalten geblieben, was zeigt, dass Victoria eine fleißige Briefeschreiberin war. Ein Großteil der Briefe wurde von Frederick Ponsonby, einst Queen Victorias Stallmeister sowie Patensohn von Kaiserin Friedrich und späterer Privatsekretär von Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, im Jahr 1928 in dem Werk „Letters of the Empress Frederick“ veröffentlicht. Die von Anton Mayer aus der englischen in die deutsche Sprache transferierten Briefe sind von Victoria sehr persönlich gehalten, da sie eigentlich nie für die Öffentlichkeit gedacht waren. Sie geben somit einen tiefen Einblick in die Gedanken- und Gemütswelt von Victoria. Ponsonby publizierte diese „intimen“ Schriftstücke dennoch, um so nicht zuletzt mit einigen „Fake News“, die in seinen Augen durch Wilhelm II. und insbesondere Reichskanzler Otto von Bismarck einst über Friedrich III. und Victoria in die Welt gesetzt worden waren, „aufräumen“ zu können.



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