Kronberg (pf) – Gastfreundschaft gehört zu den ältesten Tugenden der Menschheit, in allen Religionen und Kulturen galt von jeher ein Gast als heilig. Sprichwörtlich ist nicht zuletzt dank der Kronberg Academy und ihrer Studierenden aus aller Welt nun schon seit drei Jahrzehnten die Gastfreundschaft der Kronbergerinnen und Kronberger, öffnen sie doch seit dem ersten Cello Festival im Jahr 1993 ihre Häuser und Wohnungen bereitwillig jungen Musikerinnen und Musikern aus aller Herren Länder. Fragt man sie nach ihren Erlebnissen, berichten sie viel Positives über ihre jungen Gäste.
„Wir wohnen seit fünf Jahren in Kronberg und hatten über die Kronberg Academy viermal insgesamt sieben Gäste bei uns“, berichtet zum Beispiel Natascha Huhn. „Eine 13-jährige Cellistin mit ihrer Mutter kam aus Korea, zwei junge Violinistinnen aus Deutschland, eine erwachsene und zwei weitere ganz junge Cellistinnen aus Italien.“ Zu den nettesten Erlebnissen, die sie mit ihren Gästen hatte, gehört ein koreanisches Festmahl, das die Mutter der jungen Cellistin in ihrer Küche zubereitete. „Unvergesslich“, schwärmt die Gastgeberin: „Und die 13-jährige Cellistin hat für uns ein exklusives Hauskonzert gespielt.“
Von solchen Hauskonzerten berichten viele Gastfamilien. Eine Oberhöchstädterin, die vor einigen Jahren eine vierköpfige, aus Russland stammende, damals in Berlin lebende Familie bei sich aufnahm, Vater Bratschist und Dirigent, der ältere Sohn Kontrabassist, der die Cellomeisterkurse besuchte, der jüngere Sohn Geiger, die Mutter Augenärztin, wurde jeden Abend, wenn sie von der Arbeit nach Hause kam, mit einer warmen Mahlzeit verwöhnt. Am Sonntag, als sie sich endlich in ihrer Rolle als Gastgeberin ums Frühstück kümmern wollte, baten die Söhne sie, im bequemsten Sessel Platz zu nehmen und spielten für sie alle drei Sätze einer Sonate von Wolfgang Amadeus Mozart. Inzwischen hatte ihre Mutter das Frühstück zubereitet.
Auch Natascha Huhn erzählt: „Ich erinnere mich an gesellige Abende, spontane Mittagessen, gemeinsames Musizieren und unsere italienischen Cellistinnen haben mir das asiatische Restaurant in Kronberg gezeigt, das ich bis dahin gar nicht kannte.“ Ein Foto erinnert sie an ein weiteres beglückendes Erlebnis: „Die italienische Cellistin Lavinia Golfarini hat mit unserem Sohn an einem Sonntag das Üben übernommen und daraus wurde ein kammermusikalischer Vormittag.“ Kein Wunder, dass sich Familie Huhn auch in diesem Jahr wieder auf einen Gast freut, der zu den Geigen- und Bratschenmeisterkursen während des Kronberg Academy Festivals vom 21. September bis zum 3. Oktober nach Kronberg kommt.
Da sie weiß, dass Familie Huhn Italien liebt, hat ihr Ute Beate Devine, bei der Kronberg Academy Betreuerin der Gastfamilien, in diesem Jahr Matteo, einen jungen Geiger aus Italien, zugedacht. Antwort der Gastgeberin auf die Nachricht: „Toll, dass Sie sich Gedanken machen, dass es passt! Vielen Dank, das finde ich wunderbar!“
Wer jetzt Lust bekommen hat, sich in die Reihe der gastfreundlichen Kronberger Familien einzureihen, kann Ute Beate Devine unter der Telefonnummer 06173 - 78 33 97 oder ihre E-Mail-Adresse u.devine[at]kronbergacademy[dot]de erreichen. Auf der Internetseite der Kronberg Academy unter dem Punkt „Über uns“ und dem Stichwort „Fördern“ gibt es den Link „Gastfamilie werden“ mit weiteren Informationen und einem Anmeldeformular, das ebenfalls bei Ute Beate Devine ankommt. Sie freut sich über jede neue Gastgeberin und jeden neuen Gastgeber.
Die dürfen als Dankeschön nicht nur kostenlos die öffentlichen Meisterkurse während des Kronberg Festivals besuchen, auf sie wartet auch ein ganz besonderer musikalischer Höhepunkt: das Konzert „Identigration“ am Freitag, 29. September, 19.45 Uhr im Casals Forum, Großer Saal, mit Itamar Zorman, Violine, und dem Bridges-Kammerorchester unter der Leitung des Dirigenten Harish Shankar. Das transkulturelle Bridges-Kammerorchester mit seinen 25 Orchestermitgliedern aus vierzehn Ländern ist nach der Kremerata Baltica und dem Chamber Orchestra of Europe seit vergangenem Jahr drittes „Orchestra in Residence“ in Kronberg und wurde für „Identigration“ mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. „Das Titelstück“, urteilte die Jury, „übersetzt die Dialektik von Identität und Integration in eine Sprache von Klang und Rhythmus, die das Herz beim Hören weit macht – in sich stimmig und voller Überraschungen.“ Das Ticket-Büro der Kronberg Academy hat für alle Gastgeberinnen und Gastgeber, die mit ihren Partnerinnen und Partnern zu diesem außergewöhnlichen Konzert eingeladen sind, bereits Karten reserviert.
Und was die Gastfreundschaft betrifft: Schon Platon hatte in seinen „Gesetzen“, den „Nomoi“, um die Mitte des vierten Jahrhunderts vor Christus das Gastrecht als höchste ethische Pflicht verankert. Gastfreundschaft ist praktizierte Völkerverständigung und schon in der Bibel heißt es im Brief an die Hebräer: „Vergesst die Gastfreundschaft nicht, denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.“