Schönberg (kb) – Zwei Elternabende haben die frisch gebackenen Eltern der Fünftklässler in der Kronberger Altkönigschule (AKS) bereits hinter sich. Und dann noch ein Dritter? Ja, denn dieser Elternparcours ist etwas ganz anderes als ein klassischer Elternabend. Hierbei beschäftigen sich die Eltern an sechs Stationen spielerisch mit Erziehungsfragen. Rund 100 Eltern waren der Einladung des Ausschusses „Soziales Lernen und Prävention“ gefolgt und erlebten kürzlich einen diskussionsreichen Abend. Der Zeigefinger wurde dabei nicht gehoben. „Unser Ziel ist es, an allen Stationen mit den Eltern ins Gespräch zu kommen und Denkanstöße zu alltäglichen Erziehungsfragen zu geben“, erläutert Ausschussvorsitzende Sabine Peuser das Konzept. Sie betreute eine von zwei „Selbstbewusstseins-Pyramiden“. Hier sollten sich Eltern Gedanken machen, wie Selbstbewusstsein bei ihren Kindern aufgebaut wird. Auf Pappkartons standen Erziehungsgrundsätze, die nach ihrer Wichtigkeit für das Selbstbewusstsein eines Kindes sortiert werden sollten, wobei die wichtigsten Grundsätze der Erziehung das Fundament der Pyramide bilden sollten.
„An Pflichten gewöhnen“ stand genauso auf einem Baustein wie „Auch mal was durchgehen lassen“. Die bewusst provokant und gegensätzlich formulierten Bausteine regten zu intensiven Diskussionen an und sorgten dafür, dass die Pyramiden immer wieder umgebaut wurden. Seinen eigenen „Familien-Eintopf“ konnte jeder an einer weiteren Station zusammenstellen, indem er aus zehn Thesen die drei wichtigsten auswählte, was Familie für ihn bedeutet. „Da ist einer für den anderen da“ und „Da weiß ich, wo ich hingehöre“ gehörte am Ende auch dieses wie in der Vergangenheit zu den Spitzenreitern. Aber auch „Da komme ich an meine Grenzen“ fügten viele Eltern dem Eintopf bei. „Umso wichtiger ist es, dass sich Eltern immer wieder hinterfragen und mit ihren Kindern im Gespräch bleiben, auch wenn es manchmal schwierig wird“, sagt die Pädagogische Leiterin der gymnasialen Eingangsklassen und der Förderstufenklassen Carolin Ruppert.
„Aus dem Gleichgewicht“ gerieten die Eltern auch an der Station „Schritt für Schritt ins Ungewisse“. Dabei balancierten die Eltern auf einem Holzbalken und wurden mit besorgniserregenden Situationen konfrontiert wie „Mein Kind klaut“, „Mein Kind mobbt andere Kinder“ oder „Mein Kind verletzt sich selbst“. Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe, Hauptschul-, Realschul-, Gymnasialzweig, gymnasialen Eingangsklassen, Förderstufe.
Die Eltern sollten hierzu ihre Gedanken und Gefühle anonym aufschreiben und in einen Karton legen. Seit Jahren werden diese Zettel gesammelt und zeigen, wie Eltern mit diesen Sorgen und Ängsten umgehen. Ihre Sorgen symbolisch loswerden konnten die Eltern beim „Sorgen-Bad“. Sozialpädagoge Jakob Friedrich betreute diese Station und ermunterte die Eltern, Sorgen und Ärger auf einen Zettel zu schreiben und diese in einem mit Blumen dekorierten Wasserbad aufzulösen.
Jakob Friedrichs ist Mitarbeiter des sogenannten „Rat-Hauses“ der AKS, wo nicht nur Schüler ihr Herz ausschütten können, sondern sich auch Eltern Rat holen können und nutzte die Gelegenheit, sich selbst und seine Arbeit vorzustellen.
Der Höhepunkt des Abends war für viele Eltern das von den Kindern im Vorfeld erstellte Elternzeugnis. Kinder bewerteten hier für beide Elternteile Aussagen wie „Ich bekomme Hilfe von meinen Eltern, wenn ich Probleme habe“, „Meine Eltern haben Zeit für mich“ oder „Ich kann mich auf meine Eltern verlassen“ auf einer fünfstufigen Skala von „immer“ über „manchmal“ bis „nie“. Vor dem Lesen des Zeugnisses schätzten die Eltern sich mit dem gleichen Fragebogen selbst ein. „Kinder und Erziehung, Partner, Haushalt, Beruf und seine eigenen Bedürfnisse – alles unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer einfach, das hat mir auch die Station zur Selbstüberforderung gezeigt“, urteilt eine Mutter am Ende der Veranstaltung.
„Oft fehlt die Zeit für das eine oder andere. Da freue ich mich umso mehr, dass das Zeugnis meines Kindes besser ausfiel als von mir eingeschätzt.“