Oberhöchstadt (mw) – Die Erwartungen an Vox Musicae, den Pop- und Rockchor der Sängervereinigung 1861 Oberhöchstadt, waren nach den letzten beiden schon so erfolgreichen Konzerten „Zahlen, bitte!“ (2014) und „Abgefahr‘n“ (2012) groß: Ausverkauft beide Konzerte im Altkönig-Stift, kein Stuhl konnte mehr aufgestellt werden. Die Anspannung stand den Chormitgliedern ins Gesicht geschrieben. Zwei Jahre lang hatten sie auf diesen Premierenabend hingearbeitet, bis das Programm mit 20 Songs, mit Showeinlagen und ausgefeilter Lichttechnik bis zum letzten i-Tüpfelchen stand, nun war der große Moment gekommen, die Lichter im Saal gingen aus und die Show konnte beginnen. Das Konzert „Walk of Fame“ wurde ein glitzender Abend der Stars und Sternchen. Dabei inszenierte Vox Musicae herrlich ironisch die oftmals völlig überzogene Glamourwelt und setzte sich und die eigene gesangliche Strahlkraft gekonnt in Szene. Mit einem gesanglichen Intro „Frage Nummer 1, ist das Publikum gut drauf, Frage Nummer 2, ist mein Hosenlatz noch auf ...?“, hatten sie die Aufmerksamkeit ihres Publikums und die Lacher vom ersten Augenblick an auf ihre Seite, um anschließend mit dem bekannten Musicalsong „Fame“ gleich einen bekannten wie mitreißenden Hit anzustimmen. Mit „Das Model“ (Sie ist ein Model und sie sieht gut aus...) und „Movie Star“ tauchten die Zuhörer mitten in die Welt der Promis. Die für den showreifen Abend ausgewählten Songs in Deutsch und Englisch klangen stimmig, auch wenn der Chor im ersten Teil des Premierenabends noch etwas zurückhaltend wirkte. Die zehn Männer des Chores hatten auch ihren eigenen Auftritt als „Unknown Stuntmen“, überhaupt schien jede Stimme wichtig, mussten sie doch in Bass und Tenor den vierzig Frauenstimmen Paroli bieten. Mit „Single Ladys“ und „Relax“ standen bereits im ersten Teil zwei Lieder auf dem Programm, die Chormitglied Jonathan Wrede selbst für den Chor arrangiert hatte. Wrede hat viele Jahre als Chorleiter Erfahrung gesammelt und große Freude dabei, den Chormitgliedern die Stimmen auf den Leib zu schneidern. Die Kunst ist ihm gelungen, es sind wunderschöne a sapella-Versionen entstanden, bei denen der Chor nicht nur vielstimmig singt, sondern auch lautmalerisch gekonnt die rhythmusgebenden Instrumente ersetzt. Es erklangen weiter „Hallo hallo“, „Hollywood Hills“ und „Nothing gonna stop me now“, bevor die Pause mit dem Hinweis eingeläutet wurde, dass im zweiten Teil des Abends die Stars erwartet werden, die für die „Goldene Voxima“ nominiert wurden, deren Verleihung kurz bevorsteht.
Wer nun dachte, der zweite Teil des Vox-Konzertes würde genauso harmonisch und entspannt, vorüberziehen, der irrte sich gewaltig: Vom ersten Lied „Royals“ im zweiten Teil nahm der Chor samt Showeinlagen tüchtig an Fahrt auf, als hätte er sich im ersten Teil frei gesungen. Jetzt schien jeder im Chor gefühlsmäßig mit den Songs zu verschmelzen, die ersten anerkennenden Pfiffe aus dem Publikum folgten und mit „Paparazzi“, ein Stück, das ebenfalls von Jonathan Wrede geschickt arrangiert war und in Verbindung mit der Showeinlage – dem unglücklichen gejagten Star, der sich verstecken möchte, jedoch überall von auflauernden Paparazzi aufgespürt wird, von deren Gunst er abhängig ist – an Tiefe gewann.
Danach war das Eis, wenn es überhaupt welches gab, gebrochen, die ersten Bravo-Rufe erschallten nach „Let Me Entertain you“ und der Chor sollte bis zur letzten Minute und mit drei Zugaben sein Publikum, das es jetzt kaum noch auf den Stühlen hielt, in dieser Nacht der Stars und Sternchen bestens unterhalten. Natürlich wurde auch der rote Teppich ausgerollt und die „Goldene Voxima“ verliehen, doch im Mittelpunkt blieb der Chor, der nun ganz in seinem Element war: Ob mit dem schaurig-schönen und gruseligen „Thriller“ oder dem gekonnt gesungenen und zu Herzen gehenden „Nothing else matters“. Übrigens erklangen eine Reihe der Lieder dank Chorleiterin Bettina Kaspary (Piano) Friedrich Scheerer (Gitarre), Peter Hochmuth (Bass) und Jan Doderer (Drums) mit ausgefeilter musikalischer Begleitung. Danach folgte, nun wieder ganz ohne Begleitung, der Song „Skyfall“ von Adele, stimmlich so klar und ausdrucksstark gesungen, dass man am liebsten die Augen schließen und endlos zuhören wollte. Doch schon erklang frech und schnell „Puttin‘ on the Ritz“ und schließlich mit der „Bohemian Rhapsodie“, der fulminante und stimmgewaltige Höhepunkt eines rundherum gelungenen Konzerts. Fast schon erholsam waren danach die letzten beiden Stücke, die das Publikum gerne mitsummte und klatschte, „Ein Hoch auf uns“ und „Happy“. „Happy“ gingen nach diesen Gesangsleckerbissen beide, Chor und Publikum, nach Hause. Letzeres allerdings nicht, ohne zuvor Zugaben einzufordern.
In der Stadthalle wird der Chor am 20. März für alle, die dieses Mal keine Karten mehr bekommen haben, um 19 Uhr ein Zusatzkonzert von „Walk of Fame“ geben. Karten hierfür gibt es im Vorverkauf in der Teestube am Berliner Platz oder beim Blätterwald in Oberhöchstadt.