So gut wie eh und je – Die MuShoBa ist wieder da

Die aktuelle MuShoBa in voller Kostümierung und die Charisma-Tänzerinnen Lena und Lisa Bingsohn zeigten das Potenzial des Fanfarencorps Königstein 1966 e.V. Foto: Schramm

Schneidhain (as) – Es scheint, als sei die Zeit stehen geblieben. Die Schneidhainer Heinrich-Dorn-Halle ist am helllichten Samstagnachmittag fast bis auf den letzten Platz gefüllt – der Vorhang geht auf und die Bühne ist voll mit 29 Blechbläsern und Trommlern. Die Musik- und Showband des Fanfarencorps Königstein 1966 e.V. ist wieder da. Es ist das erste große Bühnenkonzert seit acht Jahren der einst so erfolgreichen Brassband, die kurz und liebevoll nur „MuShoBa“ genannt wird und bei ihren Auftritten, die bis in die Volksrepublik China reichten, Königstein im Taunus noch ein bisschen bekannter gemacht haben, als es ohnehin schon ist.

Und dann die Musik, die gleich zum Auftakt an die großen Zeiten erinnert: „In the Stone“ von Earth, Wind & Fire, eine recht fetzige R&B-Nummer, geht beim Publikum sofort ins Ohr und ins Blut. Das Lied ist im Jahr 2001 das prominente Eröffnungsstück der damaligen Feldshow gewesen, also des choreografierten Auftritts bei Wettbewerben im Freien, lässt Moderator und ehemaliges Bandmitglied Thomas Sterzel wissen. Er führt eloquent und mit Witz durch das Programm, das wie angekündigt eine „Musikalische Zeitreise durch die Vereinsgeschichte“ wird. Und schon geht es weiter mit dem musicalhaften Stück „A brand new day“ und fulminant mit „Brass Machine“, das von Mark Taylor für die US Army Band arrangiert wurde und von der MuShoBa oft am Ende einer Feldshow als bleibender Eindruck für die Jury gespielt wurde.

Ja, da hat Vereinspräsident Dieter Giese recht, als er vor dem Konzert „zwei sehr aufregende Stunden“ und etwas „Besonderes“ angekündigt hat. Das Besondere ist die Zusammensetzung, in der die Band so noch nie gespielt hat. Denn im Unterschied zum Konzert vor acht Jahren, also zum 50-jährigen Bestehen des Fanfarencorps, lassen dieses Mal nicht nur die Ehemaligen die guten alten Zeiten mit Pauke und Trompete wieder aufleben, sondern sie werden ergänzt von zahlreichen Aktiven. Die Idee geht auf die Bandmitglieder Martin und Sebastian Still sowie Andreas Beuth zurück, um die Leistungsfähigkeit der Gruppe zu präsentieren und neues Interesse zu wecken. Zu besten Zeiten hatte die Band an die 80 Musikerinnen und Musiker.

Konzert seit vier Jahren geplant

Eigentlich wollten sie dieses Konzert schon vor vier Jahren spielen, die Proben waren weit fortgeschritten, erzählt Martin Still, doch dann kam Corona und sorgte letztlich für die Verzögerung. Die Leistungsfähigkeit und die musikalische Bandbreite der MuShoBa ist geblieben, davon können sich die mehreren Hundert Zuhörer in der Heinrich-Dorn-Halle bei so unterschiedlichen Stücken wie dem Eurovisions-Marsch, Alberto Dominguez’ „Perfidia“ aus dem Jahr 1939, der Titelmelodie der Serie „Beverly Hills, 90210“ (ein Siegerlied bei Hessischen Meisterschaften), das famose „Colours of the Wind“ oder auch das – für Blechbläser – ruhige „In Dreams“ aus dem Soundtrack von „Der Herr der Ringe“ überzeugen.

Viele dieser Stücke sind mit großen Erfolgen bei Wettbewerben und internationalen Auftritten verbunden. Und mit vielen Erinnerungen – und es verwundert nicht, dass ehemalige Bandmitglieder im Publikum und auch noch Aktive Tränen in den Augen haben. So auch Renny Wieries. Vor 42 Jahren hat sie im Schülerzug angefangen und ist immer noch aktiv dabei. „Es ist schön, die alten Gesichter zu sehen, die alten Titel zu hören. Wir sind immer noch da und wollen weiter Königstein repräsentieren“, sagt sie. So wie am kommenden Wochenende während eines Besuchs in der Partnergemeinde Kórnik.

Aber neues Interesse kann auf keinen Fall schaden. Denn die aktive Band ist aktuell auf 13 Mitglieder geschrumpft und kann Blutauffrischung gebrauchen, um auch auf der Straße wie beim Burgfestumzug, in der Fastnacht oder bei Wettbewerben eine starke Rolle spielen zu können. Dass die aktive MuShoBa in ihren neuen schwarz-weißen Anzügen optisch und akustisch einiges hermacht, beweist sie bei ihrem Einzug durch den Saal zum zweiten Teil des Konzerts und bei den anschließenden Stücken. Zudem soll eine Jugend-Brassband auf die Beine gestellt werden, um die Band zu alter Größe zu führen. Mit Alexander Jobst, der auch das Konzert an diesem Samstag dirigiert, ist seit dem Jahr 2019 ein professioneller Übungsleiter vorhanden.

Und auch der Tanz, der bei einer marschierenden Showband nicht fehlen darf, entwickelt sich gerade neu: Lena und Lisa Bingsohn sind zwar aktuell die einzigen Mitglieder der Gruppe „Charisma“, die seit dem vergangenen Herbst wieder auflebt. Aber wer erlebt, mit welcher Begeisterung die jungen Mädchen von „Young Charima“ beim eigenen Tanz dabei sind und ihre beiden Übungsleiterinnen dann bei deren Tanzeinlage anfeuern, hat auch hier das Gefühl, dass gerade wieder etwas am Entstehen ist im Verein.

Phantastischer Anblick

Ein Verein, bei dem an diesem Samstag die gute alte Zeit wieder auflebt – und zwar viel mehr als nur eine einmalige Erinnerung, sondern um zu bleiben. „Es ist ein phantastischer Anblick und es hört sich bombastisch an“, sagt Erster Stadtrat Jörg Pöschl in seinem Grußwort schon nach den ersten Stücken und verbindet damit auch gleich seinen Wunsch: „Bitte bleibt dabei in dieser Besetzung. Werdet wieder ein Aushängeschild Königsteins!“

Auch die glücklichen Gesichter der Bandmitglieder und des Publikums sprechen eine deutliche Sprache. „In zwei Jahren haben wir ja wieder ein Jubiläum“, macht Martin Still Hoffnung auf ein baldiges Comeback. Das Durchschnittsalter der 21 Männer und neun Frauen der kombinierten MuShoBa liegt ja bei nur rund 45 Jahren – viel zu jung, um ans Aufhören zu denken. Und wenn nach diesem Konzert sogar neuer Nachwuchs dazukommt, kann man sich wirklich freuen.

Und auch Vereinschef Dieter Giese, der letztes Jahr als Vorstand in die Bresche gesprungen war, als es weniger gut um den Verein stand, ist optimistisch: „Das Konzert war mega, es hat alles gepasst.“ Denn anders hätte auch die Aftershow-Party im Vereinsheim im Braubachtal kaum bis in die Morgenstunden gedauert ...

Wer nach dem Konzert (oder diesen Zeilen) Lust darauf hat, beim Fanfarencorps Königstein mal hineinzuschnuppern, hier die Probezeiten im Vereinsheim „Zum Braubachtal 1“ in Schneidhain:

• dienstags, 20–22 Uhr: MuShoBa

• donnerstags, 18–19 Uhr: Young Charisma (8–14 Jahre)

• donnerstags, 19–20 Uhr: Charisma

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