Schneidhain (as) – Feiern können sie in Kuckuckshausen. Das bewiesen die Schneid- hainer wieder eindrucksvoll bei der großen Kostüm- und Kappensitzung am Samstag – dem Höhepunkt der 46. Schneidhainer Fastnacht. Grandiose, mit sichtbarer Freude aufgeführte Tänze, witzige Büttenreden, das Protokoll in drei Teilen, die beliebte Kostümprämierung und der Auftritt des fast echten Elvis Presley als große Stimmungskanone sorgten für fünf Stunden beste Unterhaltung.
Das alles in einer vollen, vom veranstaltenden Heimat- und Brauchtumsverein Schneidhain (HBV) festlich und glitzernd herausgeputzten Heinrich-Dorn-Halle. „In einer Stunde waren alle Tickets ausverkauft“, berichtete Sitzungs- präsident Michael Pfeil vom einzigen Vorverkaufstag. 208 Karten exakt gingen ans närrische Volk – aber es könnten mit einer neuen Bestuhlung bei immer noch ausreichenden Fluchtwegen bald schon wieder um die 250 Plätze werden, nachdem hier einst sogar an die 300 Fastnachtsbegeisterten Platz fanden, berichtete Oliver Ernst aus dem HBV-Vorstand.
Kein Zweifel, auch diese Plätze werdenschnell weggehen. Nur an einer Stelle gibt es Besetzungsprobleme in der Schneidhainer Fastnacht. Trotz aller Bemühungen ist es in den vergangenen zwölf Monaten nicht gelungen, einen Elferrat zu bilden. „Es ist kein Elferrat geworden im letzten Jahr, und Frauen im Elferrat sind immer noch keine da. Hinter uns bleibt es leer, das hat sein eigenes Flair“, reimte Michael Pfeil im ersten Protokoll – der erneut mit Marco Montana als das Duo M&M durch das Programm führte.
Leer auf der Bühne war es aber selten am Abend, das zeigte schon der Einzug aller Balletts zum Auftakt. Und das sind beim HBV stolze sechs an der Zahl – fünf weibliche und das höchst beliebte Männerballett. Zudem war aus Schloßborn die Maxigarde angereist, die mit großem tänzerischen Können so richtig die Beine fliegen ließ.
Natürlich durften dann als erste die Jüngsten, die zehn Lollipopps, auf die Bühne, die einen herzerwärmenden Auftritt zeigten. Sie werden bestimmt auch im kommenden Jahr mit von der Partie sein, selbst wenn mit Lisa Büttner und Katrin Weck ihre aktuellen Trainerinnern verabschiedet wurden. Die lauten „Zugabe“-Rufe, die es für alle Ballettgruppen gab – und die natürlich gewährt wurden – sollten auf alle Fälle beflügeln.
Dann wieder was aus dem Protokoll: Die vor einigen Jahren ausgerufene Helmpflicht ende ja jetzt, sagte Michael Pfeil mit einem Baustellhelm in der Hand und mit einem Zwinkern in Richtung Bürgermeister. Und: „Jetzt kommt ja bald eine Neue ins Amt, die ist noch nicht so abgebrannt.“ – „Und der Kuckuck hats gesehen. Ui-jui-jui-au-au-au“ hallte es da nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal durch die Heinrich-Dorn-Halle, als Zeichen des Schabernacks bei besonders „gemeinen“ Sprüchen aus der Bütt.
Übrigens erhielt der bald scheidende Bürgermeister „Leo“ Helm auch seine silberne Flamme zum Abschied – gespendet wurde der aktuelle Fastnachtsorden im Übrigen von Ludwig und Renate Pfeil, den Eltern des Sitzungspräsidenten. Auch die Plaschis, die Plasterschisser aus Königstein, waren mit dem Duo Gnadenlos – Ela van der Heiden und Nicole Hülsmann – mit einigen kecken Sprüchen präsent: „Ich würde nur alte Männer daten.“ – „Wieso denn das?“ – „Das ist so ein Hausfrauending. Man will die Reste auch noch verwerten.“ Und dann wieder tolle Showtänze des Kinderballetts Bambinis, bereits mit Hebefiguren, und der Sweet Angels – die mit Alicia Goncalves und Sara Kipp auch die beiden Moderatorinnen der Kindersitzung am Sonntag in ihren Reihen hatten.
Mit Love me Tender und Jailhouse Rock eines entfesselten Elvis alias Gerald Diniz tanzten dann auch schon vor der Pause die ersten Fastnachter auf den Tischen.
Hopsende Kühe – fliegende Männer
Dass man auch mit (gespielt) mieser Laune für gute Stimmung sorgen kann, bewies dann der Musikvortrag von „Die 3 lustigen 4“. Sie hatten zu einer Schlechte-Laune-Sitzung geladen: mit einem Tanzmariechen, das keinen Bock hatte, mit einem Riesenorden, den der Bürgermeister aber sofort wieder hergeben musste, und als „absoluter Tiefpunkt“ den „Stöhnern“, die einzig einen langen Seufzer ins Mikrofon hauchten. Mit gut gemachtem Klamauk kann auch schlechte Laune Spaß machen ... und wenn es dann doch mal irgendwann eine kurze Stimmungs-Atempause gab, stimmte das Publikum immer wieder das Lieblingslied des Abends ein: „Sweet Caroline“, bekannt geworden in Fußball- und Football-Arenen, längst aus keiner guten Party mehr wegzudenken.
Nicht wegzudenken aus Kuckuckshausen ist auch die Kostümprämierung. Die Titel gingen diesmal an einen Football-Spieler mit Cheerleaderin sowie an die Schloßborner Barbies. Die Preise waren übrigens freigegeben zum sofortigen Genuss – eine Flasche Sekt und ein Kasten mit Pfläumchen.
Und dann ging es so langsam auf den Höhepunkt zu. Erst die witzige Cotton- Eye-Joe-Performance der Schnaademer City Girls, die als hopsende Kühe auf die Bühne kamen und ihren Auftritt als fesche Country Girls beendeten. Dann die Kuckucksweiber mit einem schön choreographierten Tanz. Absolute Stars sind aber die Herren der Zunft – das Männerballett „Schwitzi and the Weightwatchers“. Was die im bunten Glitzer-Outfit eines Dieter Thomas Kuhn auf Hits wie „Tanze Samba mit mir“ und „Eine neue Liebe“ aufführten, war (für Männer) Spitzenklasse und hätte das Publikum von den Sitzen gerissen – wenn nicht schon die Mehrheit seit Stunden im Stehen mitgeklatscht hätte.
Mit der Hymne „Schnaadem ist der geilste Ort der Welt, ist unser Leben, alles das zählt“ kamen knapp nach 24.11 Uhr nochmal die meisten Mitwirkenden auf die Bühne – und wollten gar nicht mehr runter, so schön war es wieder in der fünften Jahreszeit in Kuckuckshausen.
Zum großen Finale kamen nochmal alle Gruppen auf die Bühne, um gemeinsam zur Schnaadem-Hymne zu tanzen. Mittendrin Sitzungspräsident Michael Pfeil und Burgfräulein Jessica I., die aus dem Stadtteil kommt.Foto: Schramm