Der Familientradition verpflichtet: Iris Jug setzt auf Nordmanntannen aus Öko-Anbau

Iris Jug inmitten ihrer Nordmanntannen. Seit 50 Jahren betreibt ihre Familie den Weihnachtsbaumverkauf. Foto: Schramm

Schneidhain (as) – Seit ihrer Kindheit kennt Iris Jug nichts anderes. Vor ihrer Haustüre in den Geierwiesen 19 in Schneidhain verkauft ihre Familie Weihnachtsbäume. Vor 50 Jahren hatte ihr Opa Otto Steffen diese Tradition begründet, der war Förster und begann das kleine Geschäft mit zehn Fichten aus den heimischen Wäldern. Über viele Jahrzehnte setzten ihre Eltern Joachim und Ursula das Familiengeschäft fort, setzten dabei schon lange konsequent auf Nordmanntannen aus Odenwälder Öko-Anbau und konnten sich in den drei Wochen vor dem Fest dabei immer schon auf die tatkräftige Mitarbeit der Tochter und weiterer Helfer aus dem Familien- und Freundeskreis verlassen. In den letzten Jahren standen sie gesundheitsbedingt nicht mehr mit auf der – zu dieser Jahreszeit zumeist zugigen – Verkaufsfläche, ließen sich aber gerne von den Stammkunden im Wohnzimmer besuchen und hatten tatsächlich bis zuletzt geschäftlich den Hut auf, wozu auch die Anmietung der rund 150 Quadratmeter großen Verkaufsfläche zwischen ihrem Haus und dem Wehr am Reichenbach bei der Stadt gehörte. Der Vater spielte Nikolaus im Kindergarten und ab und an wurde an Leute, die wenig Geld hatten, auch mal ein Baum verschenkt.

Doch im Januar und Februar verstarben die beiden Mittachtziger beide innerhalb von nur fünf Wochen. Für die Tochter wirkt das immer noch wie ein Schock – gerade jetzt, wo es wieder auf Weihnachten zugeht. An die Aufgabe des Weihnachtsbaumgeschäfts habe sie aber keine Sekunde gedacht, wie sie sagt. „Ich könnte in dieser Zeit nicht drinsitzen, Plätzchen essen und nichts tun“, sagt sie. Und so hat sie wieder die ökologisch gewachsenen Bäume aus der Nähe von Michelstadt bestellt, die – anders als auf großen Plantagen (meist in Dänemark) – nicht chemisch behandelt und gespritzt wurden. Odenwald statt Taunus im Übrigen deshalb, weil es bei uns viel zu wenige Weihnachtsbäume gebe. Die Naturschönheiten, die jetzt an den Geierwiesen Spalier stehen, riechen nicht nur frisch und haben glänzende, dunkelgrüne Nadeln, sondern sind auch alle ebenmäßig gewachsen. Qualität, die auch ihren Preis hat. Zwei Meter kosten in diesem Jahr 75 Euro. Es gibt auch kleinere Bäume um die 1,50 Meter, viele sind aber auch ungewöhnlich groß. „3 bis 3,50 Meter hohe Bäume werden am besten verkauft, unsere Stammkunden wollen große Bäume“, sagt Iris Jug. Wohl dem, der hohe Räume hat! Ein entsprechend großes Auto ist nicht nötig, denn Iris Jug liefert mit ihren Helfern Norbert und Michael auch aus.

Von Montag bis Donnerstag arbeitet sie als Sekretärin in der Mammolshainer Grundschule, von Freitag bis Sonntag steht sie in den kommenden Wochen von 10 bis 17 Uhr (ab dem 20. Dezember sogar täglich) auf der Verkaufsfläche oder hat vom wärmenden Zelt oder dem Wohnzimmer ihres Elternhauses, das sie jetzt selbst bewohnt, einen Blick darauf, ob sich Kunden ankündigen. Für die hat sie auch immer einen Glühwein, für Kinder Süßigkeiten, parat. Es ist ein kleines Zubrot, leben könnte sie von dem kurzen saisonalen Geschäft natürlich nie. Im nächsten Jahr würde sie gerne schon vor dem 1. Advent mit dem Verkauf beginnen, viele Kunden würden sich gerne schon sehr früh einen Baum ins Haus stellen. Schon bevor der Verkauf am vergangenen Freitag öffnete, hatte sie acht Vorbestellungen.

Der größte Baum von 4 Metern Länge wird im Übrigen an die Evangelische Kirche gehen, geliefert wird er aber erst am 22. Dezember. So lange steht er auf der Freifläche. „Die Bäume brauchen das Wasser erst, wenn sie im warmen Haus sind“, erklärt Iris Jug. Und auch nichts anderes als Wasser, wie etwa Glycerin. Der Baum müsse auch nicht nochmals gekürzt werden. Denn die Bäume nähmen nicht nur mit der Schnittfläche das Wasser auf, sondern auch seitlich über die Rinde. Tipps einer Weihnachtsbaumexpertin mit 50 Jahren Erfahrung. Und ein paar Jahre dürfen gerne noch hinzukommen, wenn es nach ihr geht, auch um das Andenken an ihre Eltern zu erhalten.

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