Der Apfelweinkönig ist ein Mammolshainer

Die Wahl zum Apfelweinkönig (v.l.): Mammolshains Ortsvorsteher Hans-Dieter Hartwich,Rudi Ebeling (Platz 3), Alexander Kilb (Platz 2), Erster Stadtrat Jörg Pöschl (mit seinem Apfelwein übrigens auf Platz 7 gelandet), Apfelweinkönig Bernhard Bunte, Bürgermeister Leonhard Helm und Stadträtin Gabriela Terhorst  Foto: Schramm

Mammolshain (as) – Das Nationalgetränk der Mammolshainer ist der Ebbelwoi, wie er auf Frankfurterisch und auch am schönen Taunushang heißt. Ohne jede Frage! Deswegen kürt der Obst- und Gartenbauverein Mammolshain jedes Jahr am 1. Mai einen Stöffsche-König, der dann einen entsprechend gravierten 4-Liter-Bembel auf ewig sein Eigen nennen darf und einen Wanderpokal erhält, der unter den regionalen Experten des Kelterns Gewicht hat, denn jeder Gewinner wird mit einer Plakette darauf verewigt. Bis es so weit ist, muss aber eine Expertenjury ran und die in diesem Jahr 38 eingereichten Proben genauestens bewerten, denn es kommt nicht nur auf den Geschmack an, sondern auch auf den Geruch und die Farbe. Für jedes dieser Kriterien werden ein bis fünf Punkte vergeben, diese werden mit unterschiedlichen Faktoren (Geschmack bleibt am wichtigsten) multipliziert, sodass der perfekte Apfelwein maximal 80 Punkte erreichen kann.

„Es ist ein guter Jahrgang“, ist von der Jury, die sich in eine Scheune auf der anderen Seite der Schwalbacher Straße zurückgezogen hat, noch während des Testens zu hören. Die fünf Experten sind Johannes Schiesser (2. Vorsitzender des OGV Mammolshain), die Mitglieder Mike Daws und Christian Immel (nebenbei Inhaber der Apfelschmiede Neuenhain) sowie die Apfelwein-Kenner Werner Anthes und Steffen Herbst. Natürlich werden die Proben anonymisiert getestet, keiner soll irgendeinen Vorteil haben.

Währenddessen erklärt der OGV-Vorsitzende Werner Plescher die Teilnahmebedingungen. Die Äpfel müssen aus dem Taunus kommen und für den privaten Gebrauch sein, kommerzielle Kelterer sind somit außen vor. Elf Apfelweine haben es in diesem Jahr in die Endausscheidung geschafft, 60 Punkte sind dafür nötig, berichtet Plescher vorab das, was die Jury in ihren Protokollen festhält. Offenbar hat der feuchtere Sommer 2023 beim Reifeprozess des Lieblingsobstes geholfen. Ob es auch 2024 ein gutes Jahr für das Stöffsche wird? Die Frosttage Mitte April hätten den Obstbauern schon Kummer bereitet, sagt Plescher. Die Kirschblüte war zu diesem Zeitpunkt schon durch, doch die Apfelblüte habe es in manchen Lagen ziemlich getroffen. Hier hätten späte Sorten mit noch geschlossenen Knospen einen Vorteil gehabt. An bereits aufgegangenen Blüten würden sich aber Frostschäden zeigen, die an braunen Flecken zu erkennen sind. Die Erntesaison werde zeigen, wie groß die Verluste sind, so Plescher.

Als dann der letzte Radler (gemeint sind die Menschen auf zwei Rädern) den Ort verlassen hat, ist die Zeit für den besten Äppler gekommen. Der Vorsitzende verkündet vor der immer noch voll besetzen Obsthalle das Ergebnis in absteigender Folge, um die Spannung hochzuhalten. Und die Fachjury bestätigt genau den Eindruck, den Liebhaber des Stöffsches insgeheim schon immer hatten: Der beste Äppler weit und breit kommt aus Königstein, denn die Apfelweinkönner aus der Stadt machen die ersten fünf Plätze unter sich aus. Mit 70,1 Punkten wird Rudi Ebeling aus Schneidhain schließlich Dritter, Alexander Kilb aus Mammolshain erreicht mit 74,3 Punkten den zweiten Platz, und mit fast perfekten 79 Punkten heißt der Apfelweinkönig in diesem Jahr – und nicht zum ersten Mal – Bernhard Bunte.

Es ist ein echter „Heimsieg“ des Mammolshainers: Ein Teil seiner Bäume steht direkt unterhalb der Obsthalle im Feld. Sein Erfolgsrezept ist gleichbleibend: Bunte nutzt eine Mischung aus den Apfelsorten Trierer, Boskop, Brettacher, Oldenburg, Kaiser Wilhelm, Bohnenapfel und Goldparmäne „für die Süße“. Alles alte Sorten, die er für kleine Mengen wie für den Wettbewerb klassisch im Glasballon nach der obergärigen Methode keltert. Die größeren Mengen der Haupternte landen dann aber im Edelstahlfass. Neben Apfelwein keltert er auch Apfelsecco, aus der Hefe entsteht Apfelbrand – eine perfekte Nutzung des Naturprodukts Apfel.

Von so viel Expertise in der Familie hat sich auch schon Enkelin Michelle Bunte einiges abgeschaut. Die 26-Jährige landet mit ihrem Apfelwein als einzige Frau unter den besten Elf auf dem starken vierten Platz. Nachwuchssorgen muss man sich im OGV Mammolshain also nicht machen. Ein Grund mehr, den Feiertag des Ebbelwois gut gelaunt bei Sommerwetter ausklingen zu lassen.

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