Königstein (as) – Es kracht wieder einmal zwischen den historischen Vereinen Königsteins und der Stadt. Nur wenige Monate nach der gütlichen Verständigung und der gemeinsamen Absichtsbekundung, die historischen Sammlungen in ein „städtisches Stadtmuseum“ einzubringen, scheint die Umsetzung des Projekts in weite Ferne gerückt zu sein.
Der Verein für Heimatkunde e.V. Königstein hat seine Mitglieder in einem Schreiben und die Bürgerinnen und Bürger der Stadt in einem offenen Brief, der von dem dafür autorisierten ehemaligen Vorsitzenden Rudolf Krönke unterzeichnet ist, darüber informiert, dass die Gespräche um die Zukunft der Sammlung des Vereins mit der Stadt Königstein beendet seien.
„Eine Dauerleihgabe an die Stadt durch den Verein ist nicht möglich. Die zuletzt von der Stadt als nicht mehr verhandelbar vorgelegte Fassung von ,Vereinbarung‘ und ,Dauerleihvertrag‘ ist für den Verein nicht akzeptabel und dient nicht der Wahrung und Bearbeitung dieses kulturellen Erbes von Königstein“, so Vorstandsmitglied Krönke in dem Schreiben. Dies habe der Vorstand Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko schriftlich mitgeteilt. Der offene Brief kann auf der Internetseite des Vereins www.koenigstein-heimatkundeverein.de nachgelesen werden.
Der Beginn der Streitigkeiten über das kulturelle Erbe der Stadt geht demnach auf das Jahr 2022 und die Ankündigung Krönkes zurück, nach 46 Jahren seinen Vorsitz aufzugeben, und die gleichzeitige Professionalisierung des Vereins durch neue Mitglieder, Fachkräfte und Konzepte. Bis dahin sei das Verhältnis Stadt/Verein „von freundlicher Ignoranz“ geprägt gewesen, abgesehen von der Übernahme der Heiz- und Stromkosten im Alten Rathaus habe es faktisch keine Förderung seitens der Stadt gegeben. Auch weist der Verein die Darstellung der Stadt zurück, dass der Verein das Museum „im Auftrag der Stadt geführt“ habe.
Im Jahr 2022 habe sich die Stadt „in den Kopf gesetzt, ein städtisches Stadtmuseum führen zu wollen und das Thema nicht länger dem Verein zu überlassen“, so Krönke. In dieser Zeit und erst recht rund um die Kündigung der Räumlichkeiten durch die Stadt zum 1. Juli 2023 waren die unterschiedlichen Auffassungen zu Tage getreten. Der Heimatkundeverein sah seinen neu ausgearbeiteten Themenkomplex zur Zeit- und Demokratiegeschichte Königsteins, zum „Haus der Demokratie“ und zum Wirken Eugen Kogons im Fokus, die Stadt befürwortete eine ausgewogene Thematik zu allen Aspekten der Stadtgeschichte. Der Stadtarchivarin Dr. Alexandra König wird in dem offenen Brief unter anderem vorgeworfen, in dieser Angelegenheit eine „destruktive Rolle“ gespielt zu haben, weiterhin zu spielen und kein eigenes Konzept für das Museum vorgelegt zu haben.
Das hat die Stadt auf den Plan gerufen: „Die Stadt Königstein verwehrt sich gegen die (...) persönlichen, diffamierenden Anfeindungen gegen die Stadtarchivarin.“ Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko: „Diese Veröffentlichungen haben ein Niveau erreicht, auf das ich mich nicht begebe und das nicht hinnehmbar ist. Haltlose und beschädigende Anschuldigungen gegen eine Mitarbeiterin in einem offenen Brief zu äußern, ist keine Grundlage, um zielführend über eine inhaltliche Neuordnung des Museums zu debattieren“, so die offizielle Mitteilung der Stadt.
Wer soll das Museum führen?
In dem offenen Brief spricht der Verein der Stadt das Mandat ab, das städtische Museum führen zu wollen – schließlich gebe es keinen entsprechenden Beschluss der Stadtverordnetenversammlung. „Noch besteht die Chance, die Sammlungen des Vereins für ein ausgewogenes, modernes und mediengestütztes Museum einzusetzen, und zwar durch den Verein selbst und seine neu gewonnenen Fachleute.“
Dazu die Stadt: „Die gute Nachricht darin, dass der Verein sich offenbar doch wieder in der Lage sieht, das Museum eigenständig zu führen, kommt für die Stadt überraschend, denn in den Gesprächen der vergangenen sieben Monate beteuerte der Heimatverein bisher, sich nicht mehr zum Führen des Museums im Stande zu sehen. Die Überalterung des Vereins, fehlende Nachfolge, persönliche Arbeitsbelastung etc. waren die Gründe.“ Und weiter: „Deshalb bot der Verein der Stadt im August letzten Jahres die Übergabe der Vereinssammlung als Dauerleihgabe an. In diesem Gespräch wurde sogar auch über eine Schenkung nachgedacht. Die seitherigen Bemühungen um einen einvernehmlichen Vertragsentwurf liefen bisher leider ins Leere, ohne dass Königstein einem Museum nähergekommen wäre.“
Eine letzte Chance?
Während sich der Vorstand des Heimatkundevereins nun auf eine Ausräumung des gekündigten Museums bis Ende März 2025 einstellt, versucht Schenk-Motzko noch, Brücken zu bauen. „Unser Interesse ist es, ein funktionierendes Museum zur Geschichte unserer Stadt zu haben und die Museumssammlung zu schützen, zu bewahren und auszustellen. Wenn sich der Verein dazu in der Lage sieht, bin ich im Interesse der Stadt und ihrer Bürger dazu bereit, dem Verein auch wieder die Räumlichkeiten für das Museum zur Verfügung zu stellen.“ Das Standesamt wird ja entgegen der ursprünglichen Planungen nicht dort einziehen können.
Und auch von Krönkes Seite scheint trotz der harschen Worte die Tür noch nicht zu: „Gleichzeitig hat der Vorstand vorgeschlagen, zu dem Zeitpunkt, an dem die Stadt ihr Konzept für ein städtisches Stadtmuseum bekannt gibt und dem Verein Wünsche für Leihgaben aus der Sammlung des Vereins vorlegt, diesen Wünschen gemäß den üblichen Bestimmungen von Dauerleihverträgen nachzukommen und selbstverständlich das neue städtische Stadtmuseum dann aktiv mit Exponaten zu unterstützen.”
Von Seiten der Stadt heißt es, dass ein eigenes Konzept für das Museum in Arbeit, aber noch nicht veröffentlicht worden sei. Vielleicht setzen sich die beiden Seiten dann noch einmal gemeinsam an einen Tisch ...