Plaschis Weiberparty mit „Oscar“-reifem Programm

Die „Dancing Stars“ glänzten in ihren neuen schmucken Kostümen und überzeugten das Publikum mit beeindruckendem Tanztalent. Fotos: Behr

Königstein (cb) – Dass das närrische Altweibertreiben schon längst keine reine Domäne der Damenwelt mehr ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Dass aber auch immer mehr Männer Mut haben, auf Weiberpartys nicht nur kräftig mitzufeiern, sondern auch humorvoll ihre „Frau“ zu stehen, konnte man einmal mehr bei der längst legendären Plaschi Weiberparty eindrucksvoll erleben. Neben farbenfroh verkleideten Elfen, Feen, Hexen oder Mickymäusen zog es auch einige Herren der Schöpfung als Astronaut, Cowboy oder gar als Marilyn Monroe verwandelt ins Haus der Begegnung.

So bekräftigte Organisatorin und Moderatorin Conny Dembicki-Walzok, ihres Zeichens bereits im elften Jahr überzeugte Ober-11e der Plaschi 11en:„Seit acht Jahren sind auch Männer auf unserer Weiberparty erlaubt, sie müssen jedoch gut verkleidet sein.“ An den Tischen diskutierte derweil die aber immer noch deutlich dominierende Damenschar, ob dabei eine Verkleidung als Frau die Kür oder eher die Pflicht sei.

25-jähriges in Plaschiwood

Auf jeden Fall war eine bei den Herren beliebte Kostümierung im kleinen Schwarzen dem Anlass angemessen, denn die Weiberparty feierte in diesem Jahr ihren stolzen 25-jährigen Geburtstag. Anlass genug für feierliche Robe bot auch das aktuelle Motto des Königsteiner Narrenclubs: „Plaschiwood and the Oscar goes to ...“ So eröffnete die Ober-11e Conny dann auch nach dem entsprechenden Einmarsch „mit dem Traktor nach Hollywood“ der Resi-Dancers gebührend mit einem dreifach donnernden Königsteiner Helau das bunte Programm aus der Welt von Film und Fernsehen. „Wir wollen singen, lachen und tanzen, bis dass der feine, frisch renovierte Raum kracht“, forderte sie die rund 100 anwesenden Narren auf.

Auch wenn die Plaschis sich eine noch besser besetzte Kulisse vor der Bühne erhofft hätten, war beste Partylaune garantiert. Dessen Stärke bestand wie immer aus den zwei zuverlässigen Zutaten: Unterhaltsame „Eigengewächse“ der Plasterschisser wurden mit närrischen Zugpferden der Region in einer perfekt durchdachten Abfolge gemischt.

So sorgten die „Resi-Dancers“ selbst als feste Größe der Königsteiner Fastnacht mit ihren flotten Tanzeinlagen und ihrer sekundenschnellen Verwandlungskunst von Bäuerinnen in Kittelschürze zu feschen Mädels in schwarz-weiß-roten Petticoats für einen gelungenen Auftakt. Nicht nur genauso süß, sondern auch so bunt wie die gleichnamigen Schokolinsen eroberten im Anschluss die „Plaschi-Smartys“ mit ihrer 20-köpfigen Kinder-Schowtanzgruppe die Bühne. Der närrische Nachwuchs im Alter zwischen vier und neun legte punktgenau in Bewegung und Takt einen souveränen Auftritt hin. Damit bewiesen die Kids, dass der anschließend überreichte, diesmal von der Planungsgesellschaft Jacobs gesponserte Kampagnenorden unter dem Motto „Kinder sind unsere Zukunft“ mehr als verdient und gelebtes Programm der Plaschis ist.

„Oscar“-reife Unterhaltungskunst

Den gelungenen Spagat von der Jugend zum Alter schaffte galant im Abendkleid das Damen-Duo „Gnadenlos“. Eloquent, dekadent und leicht verpennt auf dem roten Teppich warteten die beiden Freundinnen Nicole Hülsmann und Ela van der Heijden auf Brad Pitt, Heidi und Co. Derweil nahmen sie mit Zweideutigkeiten nicht zimperlich das Älterwerden der Frau ab 50 und den ganz normalen alltäglichen Wahnsinn aufs Korn.

Das Thema „Wechseljahre“ versprach beim jüngst zusammengeschlossenen Quartett „Teenagerspätlesen“ (Ela van der Heijden, Nadia Sya, Carola Eschlbeck und Christa Kroneberg) Lachreizgarantie. Die Männer und ihre Wehwehchen dagegen zog Krankenschwester Naddl von Station 4 alias Nadia Sya kräftig durch den Kakao.

Ein echtes Highlight und hochkarätige Unterhaltung bescherte vor allem der Frankfurter Entertainer, Schauspieler und Travestiekünstler „Bäppi la Belle“. Mit witzigen Beiträgen über TV-Schlager vom „Blauen Bock“ bis hin zu „Ich bin ein Star, hol mich hier raus“ unterhielt der auch überregional bekannte Thomas Bäppler-Wolf phänomenal das amüsierte Publikum. Gleichzeitig scheute er auch nicht vor gewagten Vergleichen: „Was die Offenbacher für Frankfurt sind, sind die Falkensteiner für Königstein.“

Grandioser Glamour auf High Heels in wechselnden Kostümen und mit tollen Hits war beim atemraubenden Auftritt von Vanessa P. garantiert. Die bekannte Travestiekünstlerin der Showgirls Frankfurt verfügt wie die Weiberparty über ein Vierteljahrhundert an Bühnenerfahrung und fesselte die Fastenachtfreunde mit viel Eigenhumor.

Bunte Welt des Showtanzes

Im Wechsel mit den Unterhaltungskünstlern ließen auch immer wieder faszinierende Tanzgruppen die Lachmuskeln entspannen und dafür die Augen staunen. So glänzten die neun jungen Damen im zarten Alter von neun bis 14 der „Dancing Stars“ unter Leitung von Nicole Glässer beim Gardetanz in ihren schicken, neuen königsblau-weißen Kostümen und überzeugten mit Akrobatik, Synchronität und Präzision. Dass Gardetänzer auch die Disziplin Showtanz beherrschen, bewiesen die Plaschi-Damen und Herren der „Königstänzer“ mit ihrer Trainerin Katja Laska, als sie sich maskiert und in Maleranzügen versteckt, plötzlich als Bankräuber entpuppten und damit die TV-Serie „Haus des Geldes“ gekonnt inszenierten. Ob Hip Hop, Twist oder Swing, beim Shuffledance zeigten die Plaschi-Damen Natascha Hülsmann und Laura Bachmann imposant, wie „Frau“ ein schnelles Tanzbein schwingt.

Die „Cosmopolitans“ von den Waller Wespen und ihre Trainerin Petra Peters entführten die Zuschauer mit ihrem sensationellen Showtanz in das Land der Maya. Auf eine wunderbare Weltreise ging es mit Trainerin Anja Schütz und ihrer Showtanzgruppe „Hexenkessel“ aus Kelkheim Münster, während die Damen von „Moulin Rouge“ um die Deutsche Stepptanzmeisterin Helen Dawsen tänzerisch beeindruckend in das gleichnamige schillernde Pariser Vaieté tauchten.

Mutige Männerballets

Dass aber auch das männliche Geschlecht auf dem Vormarsch in Sachen Tanzkunst in der fünften Jahreszeit unterwegs ist, demonstrierten zur köstlichen Unterhaltung der Damenschar gleich drei Männerballets. Unter der Androhung „Erbarme, die Hesse komme“, wagten sich die „Daalbachnixen“ vom Kappen-Klub Kronberg unter Leitung von „Lia Woehr“ (Astrid Müller) als erstes in die Karnevalsarena. Zunächst mit Kittelschürze und Kopftuch bedeckt, zeigten sie rasch ihr wahres Talent im figurbetonten, pinkfarbenen Mr. Miss World-Dress und ernteten tosenden Applaus beim Publikum. Im Vergleich fast schon schlicht in schwarz-weißer Kombination, dafür aber bierbauchlos und mit vollem Körpereinsatz tanzten sich unter Regie von Annabelle Duwe und Nadine Löhr die „Schobbedancers“ – ebenfalls vom Kronberger Kappen-Klub, mit ihrer Show „Everybody needs a hero“ in die Herzen der Narren. Ganze Arbeit hat auch Angelika Orczechowsky, das frisch ernannte Burgfräulein 2020, mit ihrem neuen Männerballett, den Königsteiner „Kronjuwelen“, geleistet. Mit einem perfekten Mix aus „sexy“ und Bierbauch boten die acht jungen Männer bei ihrer Premiere eine tänzerisch anspruchsvolle Choreographie mit hohem Spaßfaktor im Scheinwerferlicht.

Da bei einer waschechten Weiberparty jeder zum Dancing-Star werden darf, wurde bei den Schunkelrunden nach rechts und nach links richtig eingeheizt und so riss es schließlich auch die Jecken vom Stuhl auf die Tanzfläche. Von so viel guter Laune ließen sich auch extra aus Alaaf-Land Köln ins Helau-Land angereiste Gäste überzeugen. Anna, die Kölner Tante von Daniel Georgi, des 1. Vorsitzenden der Königsteiner Narren, war besonders angetan vom karnevalistischen Können der mutigen Männer in der Frauenhochburg: „Großartig, die Männerballets sind der große Knaller.“

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