Erneut Europäische Ziesel aus dem Opel-Zoo ausgewildert:Bedrohte Nager verstärken regionale Population in Tschechien

Ziesel-Auswilderungsbox am Wiederansiedelungs-StandortFotos: Tiergarten Nürnberg

Königstein/Kronberg (kw) – Sieben Europäische Ziesel aus der Zucht des Opel-Zoo wurden Mitte Juli an ein Wiederansiedelungsprojekt abgegeben und in einem tschechischen Naturschutzgebiet ausgewildert. Bereits im fünften Jahr in Folge trägt der Opel-Zoo dort so zum Aufbau einer regionalen Population der von der Weltnaturschutzunion IUCN als „stark bedroht“ eingestuften Tierart bei. Insgesamt wurden bei der diesjährigen Aktion 40 Ziesel ausgewildert. Die weiteren Tiere kamen aus dem Tiergarten Nürnberg, dem Zoo Brno in Tschechien und einer tschechischen Wildtierauffang- und Zieselzuchtstation. Initiiert wurde das Auswilderungsprojekt ursprünglich vom Museum Karlovy Vary und der Agentura ochrany prírody a krajiny CR (Agentur für Natur- und Landschaftsschutz der Tschechischen Republik).

Die vier männlichen und drei weiblichen Ziesel aus dem Opel-Zoo wurden Ende Mai bzw. Anfang Juni geboren und Anfang vergangener Woche nach Nürnberg gebracht. Von dort aus reisten sie mit Mitarbeitern des Tiergarten Nürnberg weiter in das Projektgebiet. Dort wurden die Tiere zunächst in vorbereitete Auswilderungsboxen gesetzt, die ihnen für die erste Zeit sicheren Unterschlupf und Futter boten. Zugleich verhindern die Boxen, dass die Ziesel unvorsichtig davonrennen und möglicherweise gleich gefressen werden. In den folgenden Tagen konnten sich die Tiere dann herausgraben.

Ausgewildert wurden die Ziesel erneut am Fuß des Berges Mila im böhmischen Mittelgebirge in Tschechien, wo seit über 60 Jahren ein Naturreservat besteht. Das Ziel des langfristig angelegten Wiederansiedelungsprojekts ist es, die hier bestehenden, räumlich getrennten und zum Teil nur wenig vitalen Kolonien der Region zu verstärken, wieder zu vernetzen und eine stabile Ziesel-Population zu etablieren. Die Tiere kommen bewusst aus verschiedenen Zoos: Sie bringen so eine genetische Vielfalt mit, die sich entscheidend auf die Anpassungsfähigkeit an die Lebensraum­bedingungen und mögliche klimatische Änderungen auswirken kann. Unter Umständen ist auch ein späteres Einwandern der Ziesel nach Deutschland möglich, wo die Tierart bis in die 1980er Jahre noch im Erzgebirge vorkam. Ziesel sind kleine, etwa 200 bis 400 Gramm schwere Nagetiere, die sonnige und niedrig bewachsene Lebensräume wie Trockenrasen bevorzugen. In der Nahrungskette stehen sie weiter unten und werden daher von Natur aus regelmäßig gefressen. Auswilderungen sollen helfen, auch diese natürlichen Prozesse wieder herzustellen. „Zoologische Gärten wie auch der Opel-Zoo sind mit ihrer Expertise für Haltung, Zucht und Aufzucht von vom Aussterben bedrohten Arten zunehmend gefragt“, sagt Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels und ergänzt, dass es viele Partner brauche, damit Projekte wie dieses gelängen. „Eine gute Zusammenarbeit der Akteure aus Zoos, Naturschutz und Behörden ist hier ein wesentlicher Erfolgsfaktor“, so Kauffels.

Die Ziesel sind eine von zurzeit zehn europäischen, in ihren Herkunftsgebieten im Bestand bedrohten oder sogar ausgestorbenen Tierarten, bei denen sich der Opel-Zoo mit der regelmäßigen Abgabe von Jungtieren an Auswilderungsprojekten beteiligt. Wer in den hessischen Sommerferien in den Opel-Zoo kommt, kann die quirligen, tagaktiven Ziesel im Außenbereich des Nagetierhauses beobachten. Noch sind darunter auch die weiteren acht Jungtiere dieses Jahres, die zur Verstärkung der dortigen Zuchtgruppen an andere Zoos abgegeben werden, bevor die Tiere sich voraussichtlich schon im September wieder in ihre unterirdischen Baue zurückziehen, wo sie bis März/April den Winter „verschlafen“. Und dann werden sie hoffentlich auch im nächsten Jahr wieder Jungtiere aufziehen, die abermals ausgewildert werden können.

Die Kassen im Opel-Zoo sind täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Die Besucher können bis Ein­bruch der Dunkelheit auf dem Zoogelände bleiben und es über Drehtore verlassen. Der Opel-Zoo verfügt über mehr als 1.200 kostenfreie Parkplätze und ist gut mit dem ÖPNV erreichbar: Buslinien 261, X26 und X27.

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