Angelika I.: „Lasst uns die Geschichte weiterschreiben!“

Nach der Krönung durch Schirmherr Alexander Fürst zu Stolberg-Roßla unter den schützenden Schwertern der Ritter, kümmern sich die beiden Hofdamen um den perfekten Halt des royalen Kopfschmucks. Im Hintergrund hat der Schirmherr schon den weißen Hermelinmantel der schützenden Gewalt in der Hand. Foto: Puck

önigstein (pu) – „Wir sind beeindruckt über die große Begeisterung, mit der das zweitägige Fest von allen angenommen wurde. Die zahlreiche positive Resonanz hat uns komplett überwältigt“, zog die Präsidentin des Burgvereins, Birgit Becker, am frühen Montagnachmittag eine glückserfüllte Bilanz des „Burgfestes im Tal“. Sämtliche im Vorfeld gehegten Sorgen und Zweifel ob der Richtigkeit der Entscheidung, nach der letztjährigen Veranstaltungsabsage dieses Mal zumindest ein verändertes Format im Rahmen des Königsteiner Event-Sommers zu wagen, waren spätestens am Samstagabend einer sich breit machenden Freude gewichen.

Denn pünktlich zur Inthronisation als Auftakt des zweitägigen Festprogramms, hatte sich die Wiese im Kurpark unterhalb der Villa Borgnis mit sichtbar bestens gelaunten und erwartungsfrohen Besuchern gefüllt. Deren Begrüßung übernahm der als Moderator fungierende Rainer Kowald, der das Augenmerk darauf richtete, bei der notgedrungenen Standortwahl im Tal handele es sich eigentlich um eine „Rückkehr an alte Stätte“, da früher im alten Rathaus sowohl die Inthronisation als auch der Empfang stattfanden.

Da hatte er zum einen recht und zum anderen kommt es bekanntlich stets auf die Betrachtungsweise an. Wer in außergewöhnlichen Umständen geschuldeten Veränderungen auch neue Chancen sieht, legt erfahrungsgemäß häufig schon die Grundlage für einen Erfolg. Selbstredend sticht das von ersten Planspielen bis zur Finalisierung einzigartige diesjährige Event aus vielerlei Hinsicht aus der langen Historie des traditionellen Volksfestvergnügens heraus. Auf überschaubarem Raum bestand allen Skeptikern zum Trotz dennoch reichlich Gelegenheit für entspannte Stunden bei Essen, Trinken und persönlichem Austausch in familiärer Atmosphäre.

Längste Amtszeit

Dem Protokoll entsprechend stand an diesem sonnigen Nachmittag zunächst ein Abschied an. „Wir waren trotz der längsten Amtszeit der Hofstaat mit den wenigsten repräsentativen Erlebnissen, aber wir haben das Beste daraus gemacht“, verlas Junker Jan Philipp Staab als Botschafter des aus Termingründen verhinderten scheidenden Burgfräuleins Sophia I. (Hees) ein kurzes Grußwort. Sie warf einem kurzen Rückblick auf die seit August 2019 währende Repräsentationsphase, die „nach einem Traumstart“, explizit, den nach dem Burgfest in Normalzeiten anstehenden Terminen bei Festen außerhalb Königsteins und den hiesigen Veranstaltungen wie unter anderem Martinsumzug, Weihnachtsmarkt, Neujahrsempfang und Fastnacht im März 2020 so jäh unterbrochen wurde. Extrem schade für das Hofstaat-Quartett, dem neben den beiden Hofdamen Anke Brauns und Victoria Krönung erstmals mit Alexander Hees und Jan Philipp Staab zwei Junker angehörte. Mit herzlichen Worten des Dankes und Applaus wurden sie verabschiedet, wobei sie im kommenden Jahr noch einmal ein letztes Mal im Mittelpunkt stehen sollen, wenn die dann anwesende Sophia I. ganz offiziell in den Kreis der Hohen Burgfrauen aufgenommen wird.

Drei Blickwinkel

„Lasst uns die Geschichte weiterschreiben!“ Diesen flammenden Appell samt dreier Blickwinkel – in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft – stellte ihre Nachfolgerin Angelika I. Orzechowsky nach ihrer Krönung durch Schirmherr Alexander Fürst zu Stolberg-Roßla in den Mittelpunkt ihrer ausgefeilten Rede. Als in einem direkt unter der Burg liegenden Elternhaus lebende Maid habe sie von Kindesbeinen an „am best möglichen Ort mit der besten Aussicht“ unzählige Burgfeste miterlebt.

So sei ihr Weg vom ersten Spaziergang rund um das Königsteiner Wahrzeichen im Kinderwagen an, im Prinzip vorprogrammiert und eine Herzensangelegenheit gewesen. „Es muss aus dem Herzen kommen, was im Herzen wirken soll, dafür stehe ich persönlich!“ An ihrer Seite weiß sie sich während ihrer ebenfalls zweijährigen Amtszeit bei den beiden Hofdamen Julia (Hahl) und Nathalie (Dilger) sowie den Junkern Daniel (Georgi) – ihrem Freund – und ihrem Bruder August in besten Händen. „Wir fünf freuen uns schon sehr, die Stadt Königstein und den Burgverein repräsentieren zu können“, erklärte sie stellvertretend für das Quintett.

Mit der märchenhaften Einleitung „Es war einmal eine wunderschöne Stadt …nahm sie mit auf eine Reise in die Vergangenheit, ins Jahr 1951, als das Burgfest anlässlich „100 Jahre Kur“ Premiere feierte, sich in den Folgejahren weiterentwickelte, bis im letzten Jahr die Welt stillstand.

Nicht nur der Pandemie geschuldet, sondern in Königstein zusätzlich infolge des überraschenden Todes des damaligen Stadtverordnetenvorstehers und langjährigen Schatzmeisters des Burgvereins, Alexander Freiherr von Bethmann: „Über die gesamte Stadt zogen Wolken.“

Bau aus am Weg liegenden Steinen

Angekommen in der Gegenwart, hob sie heraus, jeder habe seine eigene Definition von Burgfest, jedes Burgfest schreibe seine eigene Geschichte. Auch für sie persönlich. „Ohne Burgfest würde ich meinen Daniel nicht kennen“, warf sie einen Blick auf ihren Liebsten. In der aktuellen Situation könne das Gebot der Stunde nur lauten, dass man auch aus am Weg liegenden Steinen etwas bauen kann. Ihr Dank galt an dieser Stelle allen, die für das „Burgfest im Tal“ und ihre persönliche Teilnahme in repräsentativer Funktion verantwortlich zeichneten, das Präsidium des Burgvereins, die Nähstube, ihre Eltern, Wegbegleiter und „allen, die hier sind.“

Hoffnung ruht auf 2022 auf der Burg

Beim dritten Blickwinkel, der Zukunft, nahm sie ihr Volk in die Pflicht: „Wir alle sind das, was das Burgfest ausmacht, es liegt an uns, auch in schwierigen Zeiten weiterzumachen. Lasst uns die Geschichte weiterschreiben und im nächsten Jahr hoffentlich an gewohnter Stelle. Denn wir gehören auf die Burg und das steht fest!“

Abgerundet wurde die würdevolle Zeremonie durch kurze Huldigungen von Schirmherr Alexander Fürst zu Stolberg-Roßla, Bürgermeister Leonhard Helm, der der frisch inthronisierten Lieblichkeit die besten Wünsche auf den Weg mitgab, aus dem Kreis der Hohen Burgfrauen, den Rittern von Königstein und Kronberg, der Königsteiner Historischen Festungsgarde, Vereinsvertretern samt Überbringung von Geschenken.

Zum weiteren Geschehen dieses zweitägigen Ausflugs in die Tradition und das Heimatgefühl, finden sich in dieser Ausgabe ein weiterer Bericht und Impressionen.

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