Bereit für das große Jubiläum: Der Mandolinenclub Falkenstein zeigte erneut in einem Konzert sein Können

Großer Applaus war ihnen sicher nach dem gelungenen Herbstkonzert: die Falkensteiner Mandoliner mit Leiterin Natalia Alencova (am Pult). Fotos: Schaller

Falkenstein (es) – Ob es als Auftaktkonzert zum Jubiläum im kommenden Jahr gemeint war, sei dahingestellt. Auf jeden Fall zeugte das Herbstkonzert im Bürgerhaus Falkenstein wieder davon, zu welcher Brillanz und Technik Mandolinen, Gitarren und Kontrabass geführt werden können durch ihre Instrumentalisten. Und das macht Lust auf mehr. Das Orchester aufgestellt wie ein Symphonieorchester, zeigte sich mit ersten und zweiten Mandolinen, Mandolas, ersten und zweiten Gitarren und Kontrabass. 22 Musikerinnen und Musiker unter dem Dirigat von Natalia Alencova begeisterten das Publikum im vollbesetzten Saal.

Es ist eine Freude, dass das Orchester, das vor 100 Jahren von acht Mandolinern aus einem Wanderclub heraus gegründet wurde – daher auch die Bezeichnung Club anstatt Orchester–, bis heute Bestand hat, und sich immer weiter musikalisch steigert. Dies ist sicher auch der herausfordernden Musikerin, Komponistin und Dirigentin Natalia Alencova zu verdanken, die das Orchester in allen Tempi sicher führte und so dafür sorgte, dass alle Musiker zu einem Klangkörper wuchsen. Jede einstudierte Komposition hat ihre Eigenart. Es ist die hohe Kunst, die Noten nicht nur zu erfassen, sondern dem Musikstück eine Seele einzuhauchen, so wie der Komponist es sich vermutlich dachte.

Nach dem Auftakt mit Stefano Squarzina festlicher Ouvertüre „Cogito ergo sum“, eine Komposition für Zupforchester, das auch schwierige Elemente des rhythmischen Klopfens auf die Instrumente beinhaltete, folgte Leichtigkeit. So machte sich Heiterkeit breit bei der Bearbeitung der „Don Quichotte Suite“ von Georg Philipp Telemann in fünf Sätzen. Man konnte den Ärger Sancho Pansas über das Tun und Lassen von Don Quichotte heraushören, dessen Kampf mit den Windmühlen, das Geklapper von Esel und Pferd Rosinante. Don Quichottes Rastlosigkeit fand ein Ende nur durch den Schlaf. Heftiges Klopfen suggerierte dies, bis sanfte Töne leise verklangen. Dass diese Komposition eine Virtuose ist, war absolut zu Hören. Nicht zuletzt das Erläutern der einzelnen Sätze durch Orchestermitglied Martin Nitsche, der als Conférencier durch das Abendprogramm führte, verhalf zum Verständnis.

Es folgte „Sketch Book“ von Dominik Hackner, einem gefragten Komponisten aus dem Ahrtal. Diese Tanz-Suite beinhaltet neben einem Trauermarsch in einem gemäßigten Tempo einen schnellen Tanz, in dem eine längere Solo-Partie für die Mandola hier glänzend dargeboten wurde.

Vor der Pause erklang eine wunderschöne Bearbeitung von Michael Jacksons „Billie Jean“ aus dem Album „Thriller“.

Danach war eine italienische Komposition des 1957 in Brescia geborenen Komponisten Claudio Mandoncio zu hören. Jedes Mandolinenorchester freut sich über originale Kompositionen für Zupforchester, im Gegensatz zu Bearbeitungen. Bearbeitungen sind immer ein Kompromiss für das Instrument und dessen spezifischer Spielweise. Modern jazzig, argentinisch, amerikanisch kam diese Komposition rüber, die wieder eine Virtuosität für die Mandola enthielt.

Was für Klavierspieler Cernys Etüden sind, sind für Mandoliner die Werke des Musikpädagogen Konrad Wölki. Er hat maßgeblich zur musikkritischen Würdigung der Zupfinstrumente im 20. Jahrhundert beigetragen. Mit 18 Jahren gründete er sein erstes Mandolinenorchester 1922 in Berlin. An diesem Abend erklang seine „Europäische Suite op.89“, in die er etliche Volksweisen europäischer Länder verarbeitete.

Mit der Bearbeitung von Rod Stewarts „Sailing“ durch die Dirigentin Natalia Alencova wurde den Zuhörern erläutert, welchen tieferen Sinn dieses Stück hat. Nicht um eine Seefahrt geht es, sondern um das Segeln zu einem eigenen Leben in Liebe, Freiheit und Erfüllung. Dieses Stück kam wie eine melodische Ballade daher und verzauberte.

Den Abschluss des Konzerts bildete eine moderne Komposition des japanischen Zupfmeister und Komponist Yasuo Kuwahara „Steamy Steaming 1 (A Voyage)“. Durch sein europäisches Debüt im Jahr 1982 in Mannheim wurde er als Komponist außerhalb Japans bekannt und gelangte zu Anerkennung und Berühmtheit. Hier zeigten die Musiker auf der Bühne nochmals ihr großartiges Können. Starke Tremolos wechselten sich ab mit schwierigen Passagen in der Klopftechnik und bildeten ein Feuerwerk der Klänge.

Mit diesem Konzert kann man sich schon in Vorfreude begeben auf das, was im Jubiläumsjahr auf die Bühne kommt. Ein Jahresprogramm wird demnächst zusammengestellt und auf der Homepage www.mandolinenclub-falkenstein.de einsehbar sein, so der Vorsitzende Michael Danzer in seiner Rede an das Publikum. In dieser Rede machte er auf das Problem des Nachwuchses aufmerksam, das nun in Kooperation mit der Musikschule verstärkt angegangen werden soll. Etliche Leihinstrumente stehen dort zur Verfügung, ebenso das geeignete Lehrpersonal. Es ist zu hoffen, dass dieses klangvolle Instrument auch unter Kindern und Jugendlichen eine Renaissance erlebt, damit solch virtuose Orchester fortbestehen können.

Es wäre nicht Natalia Alencova, so wie das Publikum sie kennt, wenn sie die Zuhörer ohne ein gemeinsames Lied verabschieden würde. Nach der Zugabe stimmte sie das romantische Winterlied „Leise rieselt der Schnee“ an und animierte alle zum kräftigen Mitsingen. Ein wunderschöner Ausklang des gelungenen Konzertes.

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