Schneidhain (el) – Der mit Goldfarbe besprühte Wanderstiefel in seinem Wohnzimmer sucht sein Pendant, das er laut Schuh-Inhaber Walter Sambeth auch am 29. Mai während einer Wanderung in Tirol mit deutschen und französischen Teilnehmern finden werde, versichert der langjährige 2. Vorsitzende des Förderkreises Städtepartnerschaft Königstein – Le Cannet, der am morgigen Freitag seinen 80. Geburtstag feiert. Diese runde Zahl bedeutet für den Schneidhainer allerdings nicht, dass er sich aus dem Vereinsleben, das er in all den Jahren stets als Bereicherung empfunden hat, zurückziehen wird. Kürzertreten ja, aber aufhören – nimmer! Als wäre es gestern gewesen, kann sich der gebürtige Westfale (Münster) noch gut an den Tag im Jahre 1972 erinnern, als die Franzosen aus Le Cannet einen Volkstanz vor der Schneidhainer Heinrich-Dorn-Halle aufgeführt hatten. Von diesem Tag an schlug sein Herz für die Städtepartnerschaft und das tut es bis heute und insbesondere dann, wenn er als passionierter Wanderer von den vielen gemeinsamen Touren berichtet, die er mitgeplant und durchgeführt hat – und das bis zum heutigen Tag. Bis heute hat Walter Sambeth 99 Tagestouren absolviert, was ihm erst einmal einer nachmachen muss. Wichtig ist ihm in diesen Tagen allerdings nicht nur der Blick zurück auf das Vergangene und die schönen Ereignisse, die ihm als Gründungsmitglied des Förderkreises beschert wurden. Der zweifache Vater und fünffache Großvater denkt auch an die nachkommenden Generationen, deren Aufgabe es ist, die Städtepartnerschaft zu pflegen. Hier wünscht sich Sambeth mehr Engagement seitens der Jugend. Trotz seiner westfälischen Wurzeln ist der Münsteraner fest in Schneidhain verankert, seine verstorbene Ehefrau Gertrud war jahrelang Schulleiterin in Schneidhain.
Mit den eigenen Kräften besser hauszuhalten, bedeutet jedoch nicht etwa für Sambeth, sie gar nicht mehr einzusetzen. Und so hat er vor einem Jahr beschlossen, von nun an nicht mehr aktives Mitglied des Förderkreis-Vorstands zu sein, steht jedoch diesem stattdessen als „Joker“ zur Verfügung und arbeitet diesem zu.
Dass man im Alter von 79 Jahren noch neue Hobbys entdecken kann, hat Sambeth vor einem Jahr unter Beweis gestellt, als er sich spontan zum gemeinsam mit dem Burgverein veranstalteten Burgfest-Umzug dazu entschloss, dem Burgverein beizutreten und so einen weiteren Beitrag zur Erhaltung des Kulturguts und der lokalen Historie zu leisten.
Doch nicht nur auf der kulturellen Ebene ist der Jubilar in all den Jahren gut unterwegs gewesen. Auch in der Politik hat er von sich reden gemacht, gehörte 1977 bis 1999 dem Ortsbeirat Schneidhain an, acht Jahre davon als Ortsvorsteher. Auch die Weichen für sein berufliches Weiterkommen stellte der promovierte Landwirt ebenso zielgerichtet und ist heute überzeugt davon: „Meine Zeit an der Cornell Universität in den USA hat mir die Türen bei der Höchst AG geöffnet.“ Hier war er als „Dr. agr.“, der seine Hochschulreife im zweiten Bildungsweg nachgeholt hat, 31 Jahre lang und bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1994 als Leiter der Versuchsanlage für die Tiergesundheit verantwortlich.
„ Älter werden ist, wie auf einen Berg steigen;
je höher man kommt, umso mehr Kräfte sind verbraucht; aber umso weiter sieht man.“ Diesen Spruch des Regisseurs Ingmar Bergman ließ Sambeth nicht nur auf die Einladungskarten drucken, die er zu seinem Geburtstag verschickt hat, vielmehr leitet sich hieraus auch seine eigene Lebensphilosophie ab.
So verfolgt er das Ortsgeschehen ganz genau, äußert auch seine Meinung, überlässt dafür aber anderen den aktiven Part. Das Schneidhainer Sportplatz-Projekt sei wichtig für den Ortsteil, es sei die letzte Chance, in Schneidhain noch etwas zu bewegen, da sonst auch keine weiteren Flächen mehr da seien, die entwickelt werden könnten. Was der Jubilar jedoch bedauert: Dass sich die Bevölkerung deswegen in zwei Lager geteilt habe.
Jetzt gelte es, wieder zusammenzurücken.
Seinen Geburtstag wird Walter Sambeth mit den Menschen verbringen, die ihm Kraft gegeben haben und es auch weiterhin tun werden. Dazu gehört neben seinen Söhnen auch seine Lebensgefährtin Helga Wunderlich.