„Der Umweltbaum“: Grundschüler überdenken ihr Schulwegverhalten

Hier scheint – ganz aktuell – das Team „Frühling“ am Werk zu sein, doch kleben die fleißigen Hände auch merkwürdig dunkle Blätter in den Wald. Warum – das klärte sich in der Schneidhainer Grundschule „Am Kastanienhain“ auf, die auch das Foto einschickte. An der Form der Blätter war diese Urheberschaft immerhin leicht zu ermitteln.

Schneidhain (kw) – Der Idee eines engagierten Drittklässlers ist es zu verdanken, dass ein weiteres Gemeinschaftsprojekt an der Schule Am Kastanienhain Einzug hielt. Wieder vorbereitet von der Kinderkonferenz (Kiko) der Schule und freudig-aufgeregt unterstützt von der Schulversammlung, dem Gremium aller Schülerinnen und Schüler.

Im Foyer der Schule wurde das Bild eines großen Kastanienbaumes aufgestellt. Seine Zweige waren vom Winter kahl, er trug noch keine Blätter. In den folgenden zwei Wochen ließen jede Schülerin und jeder Schüler am Morgen ein Blatt am Baum „wachsen“. Diese lagen in Form von Papiermodellen in unterschiedlichen Farben bereit: Hellgrün für die Kinder, die den ganzen Weg von zuhause zu Fuß zurücklegten, Dunkelgrün, wenn nur ein Stück des Schulwegs gelaufen wurde oder die Anreise mit Bus oder Bahn erfolgte und Schwarz, wenn das Kind mit dem Auto zur Schule gefahren wurde. Voraussetzung für das Gelingen des Projekts war natürlich Ehrlichkeit.

Laub wächst täglich neu

Im Laufe des Schulvormittags wurde der Baum abfotografiert, von den Blättern befreit und somit für den nächsten Tag vorbereitet. Zur Dokumentation blieb den Kindern die ausgestellte Fotografie.

So wuchs die Laubkrone des Kastanienbaums täglich und zeigte sich in immer neu gestalteter Farboptik. Die Schülerinnen und Schüler konnten so mitverfolgen, wie groß der jeweilige Anteil an gesunden Blättern war, wie hell der Baum strahlte – oder eben nicht.

Die große Motivation und Anteilnahme zeigte sich nicht nur am Morgen vor Ort, wenn man die Kinder dabei beobachtete, wie sie den Baum eifrig bestückten und sich dabei hingebungsvoll über ihr zurückgelegtes Schulwegverhalten austauschten. Besonders die hellgrünen Blätter fanden voller Stolz ihren Platz am Baum. Es bestätigte sich auch durch den abschließenden Fragebogen, der durch die Kiko an die Schulgemeinde verteilt wurde: Fast alle Kinder sprachen sich dafür aus, die Aktion wiederholen zu wollen.

Zudem hatte sich bei vielen tatsächlich ein anderes Bewusstsein herausgebildet – nicht nur im Kopf, es zeigte sich auch ganz konkret: Der Anteil der Kinder, die in den vergangenen Tagen zu Fuß in die Schule gelaufen war oder eigenständig ein Stück des Weges zurückgelegt hatte, war deutlich gestiegen. Den Angaben zufolge hatten viele Eltern mit ihren Kindern über das Schulprojekt gesprochen und sie aktiv dabei unterstützt.

Alles in allem eine tolle spielerische Erfahrung. Basis für einen neuen, bewussten Umgang mit sich selbst und der Natur: In die Schule zu laufen und dadurch für sich und die Umwelt Verantwortung zu übernehmen!

Besonderer Mut

Eine Erstklässlerin erzählte stolz: „Wir wohnen außerhalb von Schneidhain, meine Mutter bringt mich und meine Schwester jeden Tag mit dem Auto in die Schule. Aber jetzt habe ich Mut bekommen und traue mich, mit der Bahn zu fahren.“ Bravo!



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