Der etwas andere Vatertag: Lange Nacht mit Kindern und Zelt

Schneidhain (hhf) – „Die heutige Gesellschaft diskutiert intensiv die Rolle des Vaters bei der Erziehung, aber nicht immer sind Gesellschaft, Wünsche und Arbeitsleben einfach harmonisierbar“, daher bietet das „Waldresort Hainich“ im gleichnamigen Nationalpark „Auszeiten“ für Vater und Kind an. Parallel dazu fand das Marktforschungsinstitut „Iconkids & youth“ heraus: 87 Prozent der Sechs- bis Zwölfjährigen meinen, ihr Vater zeige oder sage ihnen oft, dass er sie lieb hat, 85 Prozent freuen sich, dass er sich Zeit nimmt, wenn sie Fragen haben. Befragt wurden 700 Kinder.

Über solche aktuellen Meldungen können die Familien in Schneidhain nur lachen, denn bei ihnen ist das Vater-Kind-Zelten nun schon seit zehn Jahren fester Brauch. Seit sich aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Kindergartens „Purzelbaum“ 2008 ein Förderverein gegründet hat, überlassen die Erzieherinnen einmal im Jahr Haus und Hof für eine Nacht den Vätern, die dann mit den Kindergartenkindern und deren Geschwistern eine Nacht lang zelten, die Gebäude dienen als Versorgungsstation und Schlechtwetterreserve – bisher hatten die Abenteurer aber immer Glück mit dem Wetter.

Zu Beginn der Sommerferien war es wieder so weit, unter einem Vorhang von Seifenblasen, zwischen Schokoschnitten und Bierzapfanlage (so viel Mann muss sein) rechneten die fröhlichen Betreuer vor, dass sie nun schon zum zehnten Mal hier zelten, zumindest in Nachfolge der „Gründer-Väter“ von 2008.

Überall sind kleine Grüppchen mit irgendwas beschäftigt („ist ja wie auf der Arbeit“), einige schwitzen am großen Grill, den die Feuerwehr dank der Vermittlung von Hausmeister Jörg Beuth zur Verfügung gestellt hat: „Es funktioniert einfach“, freut sich Pressesprecher Roman Schwarze. Im Vorfeld hatte es ein Treffen gegeben, auf dem eine Liste erstellt wurde, wer was mitzubringen hat und nun läuft das ganze in „selbst organisierenden Teams“, über die Eric Jacobs als Chef-Organisator doch ein bisschen wacht – gerade tut sich die Frage auf, wann denn das Abendessen fertig ist.

Da kommen plötzlich einige Frauen auf das Gelände: „Schatz, Du hast das große Messer vergessen ...“ Angeblich hat eine der Damen ihrem Gemahl nachmittags auch beim Zeltbau geholfen, so war es aus teilnehmenden Kreisen zu erfahren. Nun ja, frauenfeindlich sind die Väter ja gar nicht, zumal auch der Vorstand des Fördervereins überwiegend in weiblicher Hand ist, wird der kurze Kontrollbesuch hingenommen, ebenso die Anlieferung der Geburtstagstorte für Lukas.

Dann aber ziehen sich die Mütter freiwillig wieder zurück (man/n vermutet, um den freien Abend zu genießen) und es wird Zeit für das große Abendprogramm. Stockbrot und Marshmallows am Lagerfeuer sowie eine Nachtwanderung in den nahen Wald stehen diesmal zur Debatte. Mit Nachtruhe wird gegen 23 Uhr gerechnet, doch bestehen ernste Zweifel daran, ob dieser Teil des Plans auch realistisch ist.

Den Vätern macht das allerdings keine Sorge, denn sie nutzen die Zeit auch, um sich näher kennenzulernen, schließlich kommen jedes Jahr neue dazu – und alte Hasen machen immer noch mit, obwohl sie schon längst in der Schule sind. Also deren Kinder natürlich. „Schon die Fördervereinstreffen sind meistens lustig, und das hier ist noch viel besser“, so das Geheimrezept für die rege Teilnahme – und einige können gar nicht genug davon bekommen. Seit einigen Jahren geht eine Gruppe von Vätern (in diesem Jahr sechs mit 13 Kindern) auch am Vatertag zelten, aber nicht hinter Kindergartenzäunen, sondern in der freien Natur, am Baggersee oder so.

35 Väter und 45 Kinder – das sind aber ganz schön viele: Die Camper stellen sich zum Gruppenfoto im Garten des Kindergartens auf (oben), dabei verdecken sie den Blick auf das stattliche Zeltlager (unten). In der Eile, rechtzeitig zum Gruppenbild zu kommen, entstand schließlich das Stillleben an der Rutschbahn auf dem kleinen Bild.
Fotos: Friedel

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