Verkehrswacht macht fit für den Schulweg

Königstein (hhf) – Erziehung ist immer eine Einführung in die wichtigen Regeln der Gesellschaft und sichert damit auch das Überleben. Musste ein kleiner Neandertaler dafür lernen, wie man einem Säbelzahntiger entflieht, so steht für heutige Kinder das richtige Verhalten im Straßenverkehr ganz oben auf der Survival-Liste, denn hier schlägt die Evolution in der zivilisierten Welt noch immer erbarmungslos zu.

Da nach allgemeiner Auffassung der „Ernst des Lebens“ mit der Einschulung beginnt, passt es recht gut, wenn die „Vorschulgruppe“, also die Ältesten im Kindergarten, dort auch auf die selbstständige Bewältigung des Schulweges vorbereitet werden. Im „Wirbelwind“, dem städtischen Kindergarten in der Eppsteiner Straße, nimmt man sich dafür eine ganze Woche Zeit, darauf legt Leiterin Carmen Perez Costa großen Wert. Mit ihrem Team – in diesem Jahr besonders ein Projekt von Astrid Zegelman – gestaltet sie die Vor- und Nachbereitung, drei Tage lang kommen dann Fachleute ins Haus. Genauso wie die Feuerwehr, die regelmäßig zur Brandschutzerziehung vorbeischaut, engagiert sich die Verkehrswacht Obertaunus ehrenamtlich für die Sicherheit der Kinder, schon seit mehr als 20 Jahren auch in Königstein.

Warnwesten und Realunterricht

Peter Sothmann, in Fachkreisen auch als „PeSo“ bekannt und als Ehrenvorsitzender des Vereins extra nach Königstein gekommen, erinnert sich an eine „langjährige intensive und sehr fruchtbare Zusammenarbeit“ mit der Stadt, die ihrerseits Mitglied in der Verkehrswacht ist. Jährlich bekommen rund 500 Schulanfänger im alten Landkreisbereich „Obertaunus“ nicht nur passende Warnwesten zum Schulanfang und „Realunterricht“, sondern man versucht auch gezielt, deren Eltern mit ins Boot zu holen. Sie sind als Vorbild gefragt, wozu auch gehört, die Kinder nicht bis vor die Schultür zu fahren, wo der Verkehr durch sie selbst erst richtig gefährlich wird. Ein gemeinsamer Fußweg – und wenn es nur ein Stück des Weges ist – ist für die kindliche Entwicklung sehr wichtig. Die Eltern hingegen dürfen sich gerne auch an der Entwicklung von Schulwegeplänen beteiligen, gemeinsam mit der Stadtverwaltung.

Dazu lud auch Bürgermeister Leonhard Helm ein, der ganz vorbildlich mit dem Fahrrad zum Termin gekommen war (und mit Helm natürlich). Die ehrenamtliche „Einweisung auf die Straße“, die mit einem offiziellen Fußgänger-Führerschein belegt wird, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, da ist er sich sicher und appelliert ebenfalls an die Eltern, sich hier einzubringen, denn sie seien „der Schlüssel zu allem“.

Schneckenclub drückt Unfallzahlen

Etwa 15 Jahre ist Ralf Bentert mit dabei, der „weil es so wichtig ist“ seinen Beruf in der Freizeit zum Hobby macht – er ist Polizeihauptkommissar in der Station Königstein. 30.000 bis 35.000 Kinder verunglücken pro Jahr in Deutschland im Straßenverkehr, diese Zahl will er unbedingt „nach unten korrigieren“, in dem er „den Menschen schult“. Dieselbe Überzeugung treibt auch seine Vereinskameraden an, die etwa 50 Kinder-Einrichtungen im Taunus und Vorland regelmäßig betreuen. Gemeinsam mit dem Königsteiner Mitglied Raimund Marx schult er auch neue Erzieher/innen und hält Elternabende in allen hiesigen Kindergärten ab.

Nicht zuletzt kommt es bei einem so wichtigen Thema wie den Schulweg ohne Mama (oder ihr Auto) zu bewältigen auch auf die richtige pädagogische Umsetzung an, wie zum Beispiel im „Schneckenclub“ von Astrid Zegelman und Nicole Glässer. Gegen die gefährliche Schnelligkeit im Straßenverkehr hilft nämlich nur bedächtige Langsamkeit: „Ich strecke meine Fühler aus“ ist das Programm überschrieben, dann wird gelernt, aus der Fülle von Umweltreizen herauszufiltern, was wirklich von Bedeutung ist.

Das alles ist aber nur der Anfang, denn was man nicht übt, gerät schnell wieder in Vergessenheit. Daher wenden sich alle Verkehrsprofis unisono an die Eltern und bitten darum, nun öfters das Auto stehen zu lassen und stattdessen gemeinsam den Weg zum Kindergarten zu gehen – nur so werden die Kinder diese wichtige Sicherheit im Straßenverkehr erlangen.

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