Eine alte Postkarte zeigt das „Haus der Länder“.
Foto: privat
Königstein (kw) – Im Zuge der in den kommenden Monaten immer wieder auftauchenden Erinnerungsdaten zur Gründungsphase der Bundesrepublik Deutschland vor 70 Jahren und rechtzeitig zum „Tag des offenen Denkmals“ am 9. September erinnert der Verein Terra Incognita Königstein an eine Aktennotiz, die sich in den Unterlagen der Konferenzen der westdeutschen Ministerpräsidenten in der Villa Rothschild Königstein 1948 bis 1950 findet: Mit Datum vom 9. September 1948 wird dort zum ersten Mal vom „Haus der Länder“ gesprochen.
Die Villa Rothschild war bereits 1947 in den Fokus der Bizonenverwaltung geraten und sollte zu einem Gästehaus des damaligen Wirtschafts- und Exekutivrates werden. Durch die politische Entwicklung wurde im Herbst 1948 daraus der Plan, die Villa Rothschild dauerhaft zum „Haus der Länder“ zu machen, in der Erwartung, dass Frankfurt neue Bundeshauptstadt werden und viele Bundeseinrichtungen in und nahe Frankfurt ihre Adressen finden würden.
In der Folge fanden im „Haus der Länder“ tatsächlich zahlreiche Sitzungen statt, darunter etliche der westdeutschen Ministerpräsidenten, aber auch von Ausschüssen und auf Ministerebene. Die bedeutendsten waren mit Sicherheit die Konferenz der Ministerpräsidenten vom 21. März 1949, der Finanzminister vom 31. März 1949 und der Ministerpräsidenten vom 30. August 1950, die ja hinsichtlich des Grundgesetzes, des „Königsteiner Staatsabkommens“ und des „Königsteiner Abkommens“ dem Haus zu Recht das Image einer „Wiege der Bundesrepublik Deutschland“ eingebracht haben.
Ob daran und in welcher Form im kommenden Jubiläumsjahr 2019 öffentlich erinnert werden wird, ist nicht bekannt.
Von Seite des Vereins Terra Incognita Königstein aus wird im Rahmen eines Vortrags am 20. November 2018 durch den Historiker Maximilian Sterkel die Geschichte des Hauses vorgestellt. Seine Arbeit soll pünktlich zum Jubiläum im Februar 2019 als Broschüre vorgelegt werden. Was ist bisher vom „Haus der Länder“ geblieben? Das Gebäude selbstverständlich, darin zwei Erinnerungsbilder, darüber hinaus dagegen wenig: Die Konferenzakten im Bundesarchiv Koblenz, einige wenige Fotografien, eine Speisekarte, eine Postkarte und eine versilberte Zuckerdose, heute im Besitz von „Krönke Historia“ Königstein. So fällt ein „stilles Jubiläum“ der Republik und der Stadt Königstein genau auf den „Tag des offenen Denkmals“ 2019.