Im Hintergrund ist schon zu erahnen, gleich wird die Anlage mit Leben erfüllt.
Foto: S. Puck
Königstein (pu) – Letztendlich dauerte es sechs Jahre, bis aus einer aus den Reihen einiger Jugendlicher gemeinsam mit der Betreuung im Jugendhaus geborenen und an die Politik herangetragenen Idee tatsächlich ein finalisiertes Projekt aus Betonmodulen, Edelstahlstangen und Fallschutzbelag wurde, doch jüngst wurden sowohl langer Atem als auch Hartnäckigkeit endgültig belohnt. Die Rede ist von der neuen Parkour-Anlage hinter dem Luxemburger Schloss, die dort an der Stelle des wenig genutzten Badmintonfeldes in dreimonatiger Bauzeit entstand und nunmehr bei strahlendem Spätsommerwetter in Anwesenheit von Ideengebern, Lokalpolitik, involvierten Mitarbeitern der Stadtverwaltung und der Presse offiziell ihrer Bestimmung übergeben wurde.
„Wir haben lange auf diesen Moment hingefiebert und ich bin froh, dass wir die neue Anlage trotz der nochmaligen Verzögerung auf der Zielgeraden durch aufwendige Sicherheitsvorschriften dennoch in einer Jahreszeit einweihen können, in der sie noch genutzt werden kann“, zeigte sich Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) sichtlich erleichtert.
Hindernisse
Gemeinsam mit Stadtrat und Sportdezernent Jörg Pöschl (CDu) und dem Vorstandsvorsitzenden des Energieversorgers Mainova, Dr. Constantin H. Alsheimer, gab der Rathauschef offiziell das „Go“ zur Benutzung durch die Jugendlichen. Beim Parkour – einer erst in den 80er-Jahren entstandenen Sportart – geht es darum, Hindernisse nur mit den Fähigkeiten des eigenen Körpers möglichst effizient zu überwinden. Künftig können die Traceure, wie man die oft jugendlichen Sportler nennt, in der Anlage ihre persönlichen Wege suchen. Bevor sie jedoch diese erhofften Hindernisse überqueren konnten, galt es zunächst eine ganze Reihe anderer und vor allem zeitaufwendiger Hindernisse zu überwinden.
Zunächst ging es vermeintlich schnell nachdem 2012 eine Parkoursport betreibende Jugendgruppe gebildet war, Kontakt zu einer Parkourfirma aufgenommen, ein Vorentwurf samt Kostenschätzung eingeholt. Zu ihrer großen Überraschung trafen die Ideenträger während eines Jugendhearings gar auf offene Ohren im Rathaus und bei Politik. Auch die nächste Hürde nahm man relativ lässig mit der Einstellung von Haushaltsmitteln in den Haushalt 2013 mit dem Ziel aus Fördermitteln in Höhe von 70.000 Euro und Eigenmitteln von 50.000 Euro die Gesamtmaßnahme zu finanzieren.
Soweit so gut und auch bei der gemeinsamen Überlegung der Standortfrage herrschte Konsens, denn das Badmintonfeld
neben dem alten Bolzplatz war inzwischen arg in die Jahre gekommen
und es bestand die Aussicht,
mit der Skater-Anlage, dem Kinderspielplatz und dem Bolzplatz ein optimales Ensemble für Kinder und Jugendliche komplettier
en zu können.
70.000 Euro durch Fördermittel beziehungsweise Spenden aufbringen – das war allerdings eine Hausnummer für die um Unterstützung werbenden Jugendlichen. Umso mehr freute man sich über die Zusage einer Spende von Hessens größtem Energieversorger, der Mainova AG, und 3.000 Euro der Aktion Kinderspielplätze.
Mit den bisherigen finanziellen Zusagen im Rücken machten sich Parkoursportler, eingeschaltete Parkourexperten von Ashigaru Frankfurt und die zuständigen Fachplaner des Fachdienstes 65 „Bauen“ aus dem Fachbereich IV mit Fachbereichsleiter Planen, Umwelt und Bauen, Gerd Böhmig, sowie Hermann-Josef Lenerz beziehungsweise sein Nachfolger Patrick Billert, Fachbereichsleiter Bürgerservice Fachdienstleiter Kinderbetreuung/Jugend/Vereine an der Spitze ans Werk. Im Oktober 2015 erfolgte eine Bestandsaufnahme vor Ort. Nur zwei Monate später wurde das Gelände vermessen.
Nächsten Schritte
Während des nachfolgenden Jahres nahmen die Pläne im Verlauf von Workshops soweit Formen an, dass im März letzten Jahres ein Planungsbüro aus Mainz für die Betreuung der Baumaßnahme ebenso beauftragt werden konnte wie wenig später ein bodenkundliches Gutachten. Eine erste Kostenermittlung für das Gesamtvorhaben mit Planungsleistungen und den Bauleistungen für Parkour-Anlage, Fallschutz, Landschaftsbau- und Gründungsleistungen, förderte allerdings einen finanziell gesprengten Rahmen zutage. Daraus resultierend ging das Ganze in die nächste Beratungs-Runde mit dem Ziel Ausstattung und zu Kosten zu reduzieren. Doch vor allem die neuesten Sicherheitsvorschriften machten schließlich doch noch einen einstimmigen Beschluss der Stadtverordneten bei zwei Enthaltungen für die Erhöhung des überplanmäßigen Budgets um 40.000 Euro im Februar diesen Jahres auf rund 160.000 Euro erforderlich.
Trendsetter
Nach den restlichen Vorbereitungsarbeiten starteten die ersehnten Bauarbeiten endlich im Juni. Zu diesem Zeitpunkt hofften alle noch auf eine Fertigstellung und Einweihung im August, doch wiederum sorgten letzte Abstimmungen in Sachen Fallschutz und weitere Sicherheitsvorschriften für eine weitere Verzögerung. „Dafür haben wir jetzt eine TÜV geprüfte Anlage auf dem neuesten Stand der Sicherheitstechnik und damit beste geschaffene Voraussetzungen, damit so wenig wie möglich passieren kann“, hob der Bürgermeister heraus. Königstein gilt damit sogar als einer der Vorreiter dieser Trendsportart hier im Umkreis, denn lediglich Stierstadt verfügt nach Aussage von Sportdezernent Jörg Pöschl über eine ähnliche Anlage. „Allerdings liegt unsere in der schöneren Umgebung“, lenkte er den Blick auf das grüne Umfeld. Sein Dank und „Glück auf!“ galt den Jugendlichen, in erster Linie Robert Beyer, Lucas Wilson, Jannik Baier, Richard Hunkel und Johannes Raisig für ihren langen Atem, die geleistete Überzeugungsarbeit und das Durchhaltevermögen.
Mainova-Vorstandsvorsitzender Dr. Constantin H. Alsheimer nutzte die Gelegenheit herauszustreichen, dass der Energieversorger sich auf die Fahnen geschrieben hat, Sport und Jugend zu fördern, im Bestreben eine aktive und intakte Gesellschaft zu forcieren, in der Werte vermittelt werden. „Mit der Parkour-Anlage ist etwas Außergewöhnliches entstanden, ich freue mich, dass wir dazu beitragen konnten!“ Das Tüpfelchen auf dem I ist zweifellos auch das Graffiti, das von einem Königsteiner Künstler gestaltet wurde, der als Jugendpfleger und Erzieher vielen Jugendlichen gut bekannt ist.