Die „Herzen“ schlagen weiter für ihre neue Welt

Die Köpfe der Herzen (von links nach rechts): Hildegard Wagner, Gerd Benner, Sandra Seltmann, Claudia Jeckel und Angelika Kilb koordinieren als Vereinsvorstand die vielfältigen Aktivitäten in Deutschland und Peru. Auf dem Bild fehlt Dr. Walter Leidinger, der zum Termin noch auf der Rückreise aus Südamerika war. Foto: Friedel

Falkenstein (hhf) – Seit nunmehr 16 Jahren gibt es die „Herzen für eine neue Welt“, das sind nur einige Jahre weniger, als die vielen jungen Freiwilligen auf dem Buckel haben, die sich – in Deutschland oder Peru – für die gute Sache engagieren. Trotz der gelungenen „Jugendarbeit“ kommen auch noch reichlich Vertreter der älteren Generationen dazu, wenn die „Herzen“ zu ihrem traditionellen Paten- und Gästeabend einladen, was sich schon bei der Anreise bemerkbar machte. Unaufhaltsam dehnte sich die Parkzone bis in die Nebenstraßen aus und im Großen Saal des Bürgerhauses Falkenstein begann das große Stühlerücken, um für jeden wenigstens einen Sitzplatz bereitzustellen.

Wer in die Nähe der Canapees und Lebkuchenherzen auf den angenehm unweihnachtlich, vielmehr herbstlich dekorierten Tischreihen kommen wollte, war gut beraten, das Angebot der Saalöffnung eine Stunde vor Beginn wahrzunehmen. Die Zeit bis zur Begrüßung verging dann wie im Fluge, nicht nur, weil sich im Eingangsbereich, wo die Vorstandsmitglieder jeden Gast per Handschlag empfingen, auch viele freudige Wiedersehensszenen abspielten, vorneweg unter jenen jungen Erwachsenen, die für ein Jahr im Urubamba-Tal gelebt und gearbeitet hatten. Auch die Wände der Halle waren mit unzähligen Fotos geschmückt, deren Betrachtung reichlich Zeit erforderte, dazu kamen etliche Verkaufs- und Informationsstände, deren jeder von einer Traube interessierter Menschen im lebhaften Gespräch umgeben war.

Angesichts dieser Umstände war „das akademische Viertel bereits überschritten“, als Vorsitzender Gerd Benner am Rednerpult erschien und neben Helfern, Paten, Freunden, Förderern, Freiwilligen und Interessierten den Ersten Stadtrat Walter Krimmel sowie die stellvertretende Konsulin von Peru mit Familie herzlich willkommen hieß. Dennoch war „die Stimmungslage nicht wie in den vorangegangenen Jahren“, hatte der Verein im Frühjahr doch seinen Gründer und großen Motor Dr. Dieter Arnold verloren, „eine Persönlichkeit, die so nicht zu ersetzen ist“. Nach den sonst üblichen Tanz- und Musikeinlagen war daher keinem zu Mute, stattdessen zeigte eine beinahe endlose Reihe von Bildern „Dr. Dieter“ bei seinen vielfältigen Tätigkeiten in Peru, unterlegt mit leisen Klängen auf dem Flügel.

„Wir sind gewillt, sein Lebenswerk in seinem Sinne weiterzuführen“, versprach Benner und holte dazu den „neuen“ Vorstand auf die Bühne, dem natürlich auch einige „Altgediente“ angehören. Dass diese durchaus damit zu kämpfen haben, Dieter Arnold zu ersetzen, zeigte sich exemplarisch am Bereich der Schulspeisung, für die der Hobby-Magier jährlich zwischen 30.000 und 40.000 Euro „eingezaubert“ hatte. „Der nachhaltige Weg aus der Armut ist nicht nur der Schulweg, sondern auch die Schulspeisung“, war ihm aufgefallen, anders ausgedrückt: „Die Kinder kommen zum Essen in die Schule, nicht zum Lernen.“

Die Kurzversion bedarf freilich der Erklärung, dass die Kinder, wenn sie denn schon mal in der Schule sind, dort natürlich auch etwas lernen und anschließend ob des weiten Schulweges auch noch Nachmittagsbetreuung mit Hausaufgabenhilfe im gerade fertiggestellten „Kreativzentrum“ genießen. Die Eltern sind dabei nicht etwa aus der Pflicht genommen, eine Woche des Monats bezahlen sie das Essen selbst und die Mütter teilen sich in den Küchendienst. Mit den Spendengeldern wird neben dem Effekt, die Kinder aus der Pflicht des Geldverdienens auszulösen, auch auf gesunde Mahlzeiten und Hygiene geachtet, mit dem messbaren Erfolg, dass die körperliche Konstitution der Schulkinder besser als die deren arbeitender Kameraden ist und auch die Konzentrationsfähigkeit sich merklich steigert.

„Was du zum Fenster hinausgibst, tragen dir die Engel zur Tür wieder herein“, diese Überzeugung des Vereinsgründers scheint recht nachhaltig zu wirken, immerhin fanden sich schon am Patenabend etliche spontane Sponsoren für die Schulmahlzeiten, darunter die Stiftung „Gerechtigkeit für die Menschen – Brücken in der Welt“ mit dem stolzen Betrag von 12.000 Euro. Dennoch sucht der Verein weitere Spender, denn der Bedarf ist nahezu unbegrenzt und schließlich verfolgt der Verein auch noch weitere Hilfsaktionen für die Kinder im Urubamba-Tal (Peru), vom Kinderdorf bis zum Schulneubau und der zugehörigen Anstellung von Lehrern. Große Freude herrscht darüber, dass im vergangenen Jahr ein anonymer Spender den „Herzen“ hat 18.000 Euro zukommen lassen. Dank der

großzügigen Spende konnte für das Projekt ein Kleinbus in Peru angeschafft werden.

Einen ganz wesentlichen Anteil haben auch die „Freiwilligen“, in der Regel junge Erwachsene zwischen Schulabschluss und weiterer Ausbildung, die sich für jeweils ein Jahr nach Peru begeben, um dort vor allem im Kinderdorf „Munaychay“ mitzuhelfen. Dass sie selbst in ihren Herzen viel Gutes aus der Neuen Welt für ihr weiteres Leben mitnehmen, bewiesen Film und Berichte eindrücklich, die den gesamten zweiten Teil des Abends ausfüllten. Dazu zählt die große Dankbarkeit besonders aus Reihen des Vereins, der in diesem Zusammenhang auch den fast 400 Paten sowie „Ikarus-Tours“ ein besonderes Lob ausspricht, der Reise-Spezialist macht sich seit langem auf dem nicht ganz einfachen Sektor Personentransport um die „Herzen“ verdient.

Ungebrochener Einfallsreichtum begleitet die „Herzen“ auch in die bevorstehende Weihnachtssaison, zum Weihnachtsmarkt bieten sie unter anderem den „teuersten Schal der Welt“ aus Vikunja-Wolle oder Glücksbringer aus Huayruro-Samen an. Wer nicht bis dahin warten oder sich zum Beispiel als „Pyjama-Pate“ eintragen will, kann sich unter www.herzenhelfen.de im Internet kundig machen, weitaus empfehlenswerter ist aber ein persönlicher Besuch in der Geschäftsstelle in der Kurhauspassage, Hauptstraße 21a, Telefon 06174/9682453.



X