Falkenstein (tl) – Martina Boll wird zum Ende des Schuljahres die kommissarische Leitung an der Falkensteiner Grundschule abgeben. Ihre Nachfolge steht bereits fest – allerdings werden an dieser Stelle noch keine Namen genannt, nur so viel sei verrraten: Die Einführung der neuen Schulleiterin soll noch vor den Sommerferien erfolgen.
Im vergangenen Sommer erhielt Martina Boll, bereits Schulleiterin der Grundschule Am Kastanienhain in Schneidhain, einen Anruf des staatlichen Schulamtes, das sie darum bat, die kommissarische Leitung einer zweiten Grundschule zu übernehmen. Da nur größere Schulen Konrektoren einstellen können, die übergangsweise die Leitung einer Grundschule übernehmen, musste in dem Fall der kleineren Falkensteiner Grundschule nach einer anderen Lösung Ausschau gehalten werden. So löste sie im vergangenen Herbst Susanne Abels-Pintzke ab, die ihrerseits seit 2012 die Falkensteiner Grundschule leitete und im Anschluss nach Wiesbaden gewechselt ist. Angesetzt war die Vertretungsleitung von Martina Boll anfangs für ein halbes Jahr und hat sich nun bis zu der Ernennung und Einarbeitung ihrer Nachfolge auf ein ganzes Jahr verlängert.
Trotz der höheren Arbeitsbelastung durch die Pendelei zwischen ihrem Wohnort Waldems, „ihrer“ Grundschule Schneidhain und der Grundschule Falkenstein, nahm Martina Boll die Aufgabe gerne an. Mit Freude stellte sie gleich zu Beginn ihrer Amtszeit fest, dass das Kollegium der Falkensteiner Grundschule eine wichtige Rolle im Schulalltag spielt und das Engagement in dem kleinen Team sehr groß ist. Der ähnliche Aufbau der beiden Grundschulen im Stadtgebiet Königsteins stellte zum einen eine immense Erleichterung und zum anderen eine große Herausforderung an Martina Boll dar: Vereinfacht wurde ihr die Einarbeitung, denn sie war bereits an allen wichtigen Schnittstellen, wie dem staatlichen Schulamt und dem Hochtaunuskreis als Schulträger bekannt. Schwierig war es allerdings, stets den Überblick zu behalten und ihre Termine für die jeweiligen Schulen gut einzuteilen. Hier hatte Boll stets großartige Unterstützung durch Iris Gleisberg, die in Falkenstein das Sekretariat leitet. Und auch das Kollegium weiß die jetzige Leiterin zu schätzen, das durch großartiges Engagement den Schulalltag stets zu vereinfachen wusste. Die sechs Klassenlehrer und drei Fachlehrer verleihen der Schule die notwendige Konstanz, die durch die häufig wechselnde Schulleitung in den letzten zehn Jahren nicht gegeben war. „In Schneidhain ist das schon anders“, sagt Martina Boll an dieser Stelle, „hier leite ich seit 13 Jahren die Schule und kann ihr so die notwendige Konstanz geben.“
Für Boll ist eine der wichtigsten Aufgaben einer Schulleiterin, Ansprechpartner für alle zu sein. Oft hilft es ihrer Meinung nach schon, einfach da zu sein und Rat zu geben. So fungiert sie nicht nur als Schnittstelle zwischen dem staatlichen Schulamt und dem Hochtaunuskreis als Schulträger, sondern begleitet ebenso Gespräche mit anspruchsvollen Falkensteiner Eltern.
Den Unterschied zwischen den beiden Grundschulen macht für Martina Boll insbesondere die enge Zusammenarbeit der Falkensteiner Grundschule mit den hiesigen Vereinen aus. Zusammen mit dem Heimatverein und dem Gesangsverein werden während des Schuljahres eine Reihe von Veranstaltungen durchgeführt. Die Mitglieder des Heimatvereins machen mit den Schülern regelmäßig Burgführungen und mit dem Gesangsverein werden gemeinsame Auftritte organisiert, zuletzt auf dem Königsteiner Weihnachtsmarkt. „Für die Schule haben diese Veranstaltungen eine besonders positive Außenwirkung“, lobt Martina Boll das Engagement ihrer Kollegen Eva-Maria Dorn und Frederike Müller, unter deren Leitung diese außerschulischen Aktivitäten stehen. Besonders schön sind die Schulkonzerte für die Schüler, die nicht nur klassenübergreifend Freundschaften ermöglichen, sondern auch einen Sinn und ein Ziel in den wochenlangen Übungen geben, den stolzen Eltern im Publikum das Gelernte zu zeigen.
Martina Boll ist vielbeschäftigt, denn neben der Schulleitungsrolle übernimmt sie im Königsteiner Schulverbund zurzeit ebenfalls den Vorsitz. Dieser stärkt die Vernetzung der Grund- und weiterführenden Schulen, besonders hinsichtlich des Austausches zwischen den Lehrern. Die zweimal jährlich stattfindenden Konferenzen haben nicht zuletzt auch das Ziel, den Kindern den Übergang von der Grundschule auf die weiterführende Schule zu erleichtern.
Auf die Frage hin, was sich in den vergangenen Jahren besonders im Grundschulwesen geändert habe, erwidert sie entschieden die Stichwörter Betreuung und Entwicklung zu Ganztagsschulen. Hier gibt es für die Zukunft viele Möglichkeiten, die nicht zuletzt auch von der Regierung gewünscht sind, deutet Boll an. In Falkenstein wird bereits eine Betreuung der Kindern bis 16 Uhr angeboten, in Schneidhain sogar schon bis 17 Uhr. Die Frage für die Zukunft wird sicherlich zu einem gegebenen Zeitpunkt die Umstellung auf ein Ganztagsschulsystem sein. Anders als vor zehn Jahren beobachtet Boll hier eine Änderung in der Einstellung zu Ganztagsschulen, insbesondere bei den Eltern. Früher waren junge Eltern kritisch gegenüber einem Ganztagsangebot der Schulen, heutzutage wird es gerne nachgefragt und genutzt. Zurzeit sind in Falkenstein zwei Drittel der Schüler in der nachmittäglichen Betreuung. Zwar gibt es derzeit keine Warteliste, aber gleichzeitig auch wenig freie Plätze. In der Schule ist den ganzen Tag über somit auch mehr Leben. Nicht nur Schüler verbringen mehr Zeit in der Schule, auch die Lehrer bleiben nachmittags länger und haben in häufigeren Abständen Dienstbesprechungen über Ausflüge, Feste oder viele andere Themen.
Veränderte Herausforderungen für die Kinder von heute sieht Martina Boll insbesondere in der immensen Unruhe, die die Kinder stets umgibt. Durch die ganztägliche Betreuung an den Schulen sind Kinder viel Lärm ausgesetzt. Zwar geben sich die Schulen Mühe für ein abwechslungsreiches Programm, doch letztendlich ist es für das Kind eine Dauerbelastung, ständig in der Gruppe zu sein und einem entsprechenden Lärmpegel ausgesetzt zu sein.
Hier sieht sie auch die Quelle für die häufig auftretenden Konzentrationsschwächen bei kleinen Schülern. Eine gute Entwicklung beobachtet sie in der Erwartungshaltung der heutigen Schüler: Sie sind nicht nur bestens vorbereitet auf die Schule, da viele schon in der Eingangsstufe lesen und schreiben können, sondern sind ebenfalls wissbegierig und haben eine genauere Vorstellung von Schule. Jedoch verbirgt sich hier eine weitere Herausforderung für Lehrer, da die Schere des Niveaus des Wissenstandes der Kinder immer stärker auseinander zu klaffen scheint. Neben den hochmotivierten Einsteigern finden sich auch solche, die gerade erst nach Deutschland immigriert sind und dementsprechend schlechte bis gar keine Deutschkenntnisse vorweisen können.
Ihre Zeit bei der Falkensteiner Grundschule fasst Martina Boll als erfolgreich zusammen: Eine stets gute Arbeitsatmosphäre und ein engagiertes Kollegium bilden die Grundlage für die guten Bedingungen, die ihre Nachfolgerin vorfinden wird. Ihren Kollegen bleibt sie hauptsächlich durch ihre ruhige, unaufgeregte Art in Erinnerung, die sicherlich auch von der langjährigen Erfahrung der Rolle als Schulleiterin in Glashütten herrührt.