Von der Natur abgeguckt: besondere Konstruktion des Atzelbergturms – gelungene Einweihung

Genießen die Aussicht: Architekt Detlef Schreiber, Bürgermeister Kündiger, Erster Stadtrat Dirk Hofmann, Markus Dann von der ausführenden Firma Huhle und Claus Kühn, stellvertretender Leiter für das Amt Planen und Bauen (v.li.n.re.). Die Panoramatafeln auf der Plattform wurden wieder von Sebastian Brost gefertigt.Fotos: Judith Ulbricht

Kelkheim (ju) Lange mussten die Eppenhainer warten, bis „Ihr“ Atzelbergturm wieder stand. Nun konnte er am vergangenen Samstag bei Kaiserwetter eingeweiht werden.

Filigranes Bauwerk

Als die vormalige Holzkonstruktion 2017 zum zweiten Mal ein Opfer von Feuerteufeln wurde (der erste Brand war 2008), entschied sich die Stadt, einen Neubau in Stahlkonstruktion zu bevorzugen. In dem Architekten Detlef Schreiber fand sie einen Mann mit einer Vision, die jetzt 27 Meter in die Höhe ragt. Der von einigen „Rakete“ genannte Aussichtsturm zeichnet sich durch schlanke Tragelemente aus gradlinigen und gekrümmten Stahlrohren aus, die in Off-Knot-Bauweise hergestellt sind. „Dabei befinden sich die Stoßstellen außerhalb der Stabwerksknoten. So bleiben die geschweißten Knoten frei von zusätzlichen Laschen, Stoßdeckungen und Verschraubungen. Ähnlich wie bei einer Astgabel. Ich habe mich von der Natur inspirieren lassen“, erzählt Schreiber. Die Rohrfügungen des Atzelbergturms bestehen aus vierteiligen passgeformten Laschen, die im Inneren angeschraubt werden und nur an der Stoßfuge und den außenliegenden Schraubenköpfen erkennbar sind. „Das unterstreicht die Filigranität des Tragwerks und setzt einen eleganten Akzent in die umgebende gebirgige Taunuslandschaft.“ Und das trotz 30 Tonnen Stahl und 3.000 Schrauben.

156 Stufen in den Himmel

Wer die 156 Stufen bis nach oben geschafft hat, denn nicht jeder mag den offenen Blick nach unten durch die Gitterstufen, dem eröffnet sich der Panoramablick über den Taunus. Viele ließen es sich bei der Eröffnung nicht nehmen, diese Aussicht zu genießen, denn der Turm ist seitdem wieder gesperrt, da noch einige Nachbesserungen und Sicherheitsvorkehrungen vorgenommen werden müssen.

Es war ein rauschendes Fest, das der Vereinsring Eppenhain dort oben, auf einem der höchstgelegenen Punkte im Main-Taunus-Kreis, organisiert hatte. Vielleicht auch ein kleiner Anknüpfungspunkt an das Atzelbergfest, das einst dort unter dem Turm stattfand. Auch wenn die Infrastruktur für Feste „dort oben“ nicht gegeben ist, könnte man sich beim Vereinsring vorstellen, wieder regelmäßig am Fuße des Atzelbergturms zu feiern.

Markus Dann, Projektleiter der Baufirma Huhle, die die Konstruktion in Einzelteilen in ihrem Spezialbetrieb in Wiesbaden fertigte und vor Ort aufbaute und zusammenschweißte, schwärmte vor Ort immer noch von dem Projekt. „Es war wirklich toll und eine große Herausforderung. Die Verbindungen mussten millimetergenau getroffen werden, dafür gab es keine Schweißvorlagen, wir haben uns eine eigene Schablone dafür gefertigt“, erzählt Dann.

In der Mitte des Turms steht eine hohle Spindel (40 cm Durchmesser), an der die Stufen befestigt sind. Gesichert wir das Stahlgerippe von einem Stahlnetz. Nicht zu vergessen die vier kleinen Zwischenplattformen auf denen der Publikumsverkehr ausweichen kann, wenn jemand den Turm erklimmt oder hinabsteigt.

Der Atzelbergturm gehört seit eh und je zu Eppenhain. 1913 ließ der Farbwerke-Direktor Maul den Luisenturm für seine gleichnamige Frau bauen. Damals ebenfalls eine Stahlkonstruktion. 1976 war diese so verrottet, dass der Turm nur noch abgerissen werden konnte. An seine Stelle trat 1981 der Atzelbergturm in Holzbauweise, alles weitere ist bekannt. Dieses Schicksal bleibt dem neuen Turm erspart und so wird der „Gerippte“ (in Anspielung auf das allseits beliebte Trinkglas für den Äppler, dem der Turm ähnelt) den Eppenhainern und Ausflüglern hoffentlich lange Zeit erhalten bleiben.

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