Nachruf auf Ruppertshains ältesten Mitbürger Georg Fischer

Georg FischerFoto: privat

Ruppertshain (kez) – Der älteste Ruppertshainer Georg Fischer ist am 31. Juli im beseelten Alter von 100 Jahren verstorben. Seinen besonderen Ehrentag konnte er am 2. Weihnachtsfeiertag letzten Jahres begehen. Trotz körperlicher Beschwerden war er geistig fit und konnte viel aus seinem und dem Ruppertshainer Leben erzählen. 98 Jahre hat Georg Fischer in Ruppertshain verbracht. Hier ist er geboren, mit seiner späteren Frau zur Schule gegangen, hat geheiratet, eine Familie mit drei Söhnen gegründet. Seine letzten Tage verbrachte er in der Seniorenresidenz in Eppstein. Mit seinen Gedanken ist er jedoch immer zu Hause in seinem geliebten Ruppertshain. Mit 17 musste er in den Krieg ziehen. Zunächst als Funker nach Belgien, Frankreich und dann an die Südfront auf Korsika und Sardinien. Den Rückzug erlebte er mit, er marschierte zu Fuß über die Alpen. „Viele Menschen haben den Marsch über den Grat nicht überstanden“, erinnert er sich an die Ankunft im Zillertal. Die Amerikaner waren schon da und nahmen ihn gefangen. Ein halbes Jahr hatte er keinen Kontakt nach Hause. Dort wartete auf ihn die Freundin Katharina, die er aus der Schule kannte, aber erst im Heimaturlaub näher kennenlernte. 1946 war Hochzeit.

Er erinnert sich gut an die Flüge der Rosinenbomber, die von Berlin aus zurückkamen und auf dem Flughafen in Eschborn landeten. Sie sind im Gänsemarsch in Richtung Eschborn geflogen. Er wohnte damals im Unterdorf und beim Spalten- und Hacken des Holzes verfolgte er, wie die Rosinenbomber reihenweise zurückkamen. 1948 arbeitete er beim Amtsgericht in Königstein. Am Tag nach dem Absturz des ersten Rosinenbombers, am 9. Juli 1948, war es das beherrschende Thema. Sie wollten sich die Unglückstelle anschauen. Aber der gesamte Bereich um den Gipfel des Steinkopfes wurde durch die US Force weiträumig abgeschirmt. Sie kamen allerdings mit Fritz Böhm ins Gespräch, der an der Billtalhöhe arbeitete und den Aufprall der Maschine um Mitternacht akustisch wahrnahm.

Georg Fischer war viele Jahre im Kirchenvorstand von St. Matthäus und von 1948 bis 1969 der Kirchenrechner. Seine Frau Katharina stand dem nicht nach mit ihrer Mitwirkung im Pfarrgemeinderat sowie als Gründerin der Frauengemeinschaft und Handarbeitsgruppe.

Und dann die Story mit der Ratsstube bzw. dem Ratskeller, der von Rudi Neuhaus junior dem Bruder von Harald Neuhaus bewirtschaftet wurde. Er entschied sich 1978 die Gastronomie aufzugeben und zog nach Mallorca, wo er dann als Gastronom erfolgreich war. Dies war für Georg Fischer die Stunde, um mit Rudolf Neuhaus sen. in Kontakt zu treten, um eine Filiale der Volksbank in Ruppertshain zu eröffnen. Vorher war die Filiale beengt in der Robert Koch Str. 54 (Haus von Herrmann Lind) untergebracht. Was heute mit der Frankfurter Volksbank in Ruppertshain ist, wissen wir alle, nachdem der Bankomat am 9. Dezember 2022 brutal gesprengt wurde. Bargeld kann man nicht mehr erhalten und eine Lösung wird noch lange auf sich warten lassen.

Dr. Thomas Zellhofer von der Stimme für Ruppertshain über Georg Fischer: „Er war ein Ruppertshainer durch und durch. Ruppertshain und die Ruppertshainer, das lag ihm am Herzen. Er war eine charismatische und herzliche Persönlichkeit. Er genoss hohes Ansehen. Er war den Menschen zugetan, freundlich und bot seine Hilfe an, wo auch immer er helfen konnte. So war er auch begeistert von der Gründung der Stimme für Ruppertshain e.V. in 2017. Der Rat von Georg Fischer war uns wertvoll. Besonders möchten wir seine positive Einschätzung zum Umbau der St. Matthäus Kirche hervorheben.



X