Kelkheim (ju) – Der Wettergott ist ein Münsterer, so könnte man es auf den Punkt bringen. Hieß es die letzten Wochen häufig: Heute wieder Regen, Regen, Regen, kam pünktlich zum Münsterer Altstadtfest die Sonne raus und somit auch viele, viele Besucher, die bei Äppler, Bratwurst und lecker Kuchen die Einweihung des neu gestalteten Kirchplatzes feierten.
Die Verschönerung des Kirchplatzes sowie das Aufstellen der Infotafeln „HEIMAT Münster“ gehen auf die Initiative der Bürgervereinigung Alt Münster und ihrem Aktiven Heinz Kunz zurück. Seit Jahren trug dieser sich mit dem Gedanken, den Teil des Kirchplatzes vom Anbau der Kirche bis hin zur Frankfurter Straße offen zu gestalten. Viele Arbeitsgespräche mit der Bürgervereinigung über dieses Thema folgten, gemeinsam erarbeitete man ein Konzept, mit dem Kunz bei Bürgermeister Albrecht Kündiger vorstellig wurde. Das liegt jetzt drei Jahre zurück und anscheinend war der Münsterer beim Rathauschef auf offene Ohren gestoßen, denn das Ergebnis konnte am vergangenen Wochenende bewundert werden.
Die Grundidee der Bürgervereinigung Alt Münster war neben den Informationstafeln im Ortsgebiet Münster, auch die Verschönerung des Kirchplatzes mit Ruheplätzen und Grün. „Ich erinnerte mich an den kleinen Park bzw. die kleine Grünanlage mit den Denkmälern, die vor dem Anbau der Kirche St. Dionysius zwischen der eigentlichen Kirche (ohne Anbau) und dem Alten Schulgebäude (neben Altem Rathaus) ein Treffpunkt für Alt und Jung war. Da wollten wir wieder hin.“ Der Dank der Vereinigung und von Heinz Kunz geht deswegen an alle politischen Parteien, die das Konzept finanziell mit ermöglicht haben.
„HEIMAT Münster“
Seine Idee mit den Infotafeln „HEIMAT Münster“ wurde ebenfalls von der Bürgervereinigung Alt Münster nicht nur finanziell mitbegleitet. Viele Arbeitsstunden der Mitglieder waren und sind erforderlich. So sind 11 Infotafeln mit Texten von Heinz Kunz entstanden, die an 7 Standorten im Ortsteil aufgestellt wurden – Infotafeln, die historisch konzipiert wurden und keine reine Touristenschilder sind oder sein sollen. „Es sind Infotafeln für Jung und Alt, Infotafeln, die Hinweise auf unsere Geschichte und Heimat Kelkheim – hier im Ortsteil Münster– geben“, so Kunz.
Doch damit nicht genug. Auch die Standorte der Tafeln sollen noch aufgewertet werden.Für den Waldweg wurden bereits eine Holzbank und Fahrradständer (aus einem Baumstamm) gefertigt. Diese beiden werden den Standort Waldweg, Höhe Schwimmbad/Kletterpark bereichern. Heinz Kunz verrät: „In einer Erweiterung möchten wir noch 2 Tafeln zum Thema „Bäume und Waldtiere“ anbringen. Für den Standort Sindlinger Wiesen mit dem Infoteil „Die Münsterer Mühle“ haben wir einen alten Mühlstein im Auge, den wir zu den Infotafeln mit hinzufügen wollen. Der Standort Schmieh/Schmeh soll noch bereichert werden mit 2 Insektenhotels und Infos zum Thema „Vogelwelt und Insekten.“
Standorte
Kirchplatz – 3 Tafeln: Altes Rathaus Münster/Pfarrei Münster/Wer brachte das Christentum in unsere Gegend/Der Ortsname Münster, Monasterium/ Das alte Münster
Schmieh/Schmeh – 1 Tafel + alten Pferde- und Ochsenpflug: Ländliches Münster, Ackerbau und Viehzucht/Streuobst
Eingang Münster, Sindlinger Wiesen – 2 Tafeln + Holzsitzbank: Unser Liederbach/ Münsterer Flecken, Gemarkung, Flurnamen/Die Münsterer Mühle/Das Münsterer Handwerk
Kulturbahnhof – 2 Tafeln: Unsere Kleinbahn, Einweihung Bahnhof/Unsere Vereine/Brauchtum
Waldweg Höhe Schwimmbad – 1 Tafel: Unser Wald/Münster und seine Hügelgräber/Die Schäleiche
Fuß-/Radweg zum Hof Hausen – 1 Tafel: Römische Höfe zwischen Münster und Hofheim/Hof Hausen vor der Sonne
Alter Friedhof Münster – 1 Tafel: Marienkapelle/Das Gnadenbild/Die Pieta/Wegkreuze und Bildstöcke
Pieta-Enthüllung
Neben der Einweihung des neu gestalteten Kirchplatzes, gab es noch einen Grund zum Feiern. Die Pieta aus dem Jahre 1680, die bis dahin ein tristes Dasein in einer abgelegenen Ecke in Münster fristete, bekam einen neuen Standort und wurde feierlich enthüllt.
Die letzten Jahrzehnte stand die Pieta in Höhe der Frankfurter Straße 141, am Ausgang einer Hofeinfahrt, direkt am Ende des offenen Liederbachs bzw. Mühlbachs (siehe koloriertes Bild). Viele Münsterer gaben zu, dass ihr Blick bis jetzt eher selten auf das Vesperbild fiel, geschweige denn, dass man wusste, dass dort überhaupt eine Pieta stand.
Die Marienklage ist Eigentum der alteingesessenen Familie Herr und wird auch auf dem neuen Standort Eigentum bleiben. Adrian und Tobias Herr hatten sich für den Standortwechsel stark gemacht und ihn unterstützt. Wie Pfarrer Peter Waldeck verriet, muss die Pieta nicht neu geweiht werden.
Das Vesperbild zeigt den toten Christus im Schoße seiner Mutter ruhend. Im Gegensatz zu den barocken Darstellungen blickt die Gottesmutter nicht auf ihren toten Sohn, sondern zum Betrachter. Die Figur wurde von dem Münsterer Steinmetz Haub, 1770 im gotischen Stil gearbeitet. Der Sockel trug bis 1962 die Inschrift: „Errichtet von Peter Mohr und Elisabeth, geb. Reul“.
Die Geschichte hinter der Pieta ist überliefert. Die Familie Mohr, ihr Stammhaus war in der Borngasse 3, (Nachweis geht bis 1549 zurück) betrieben ihre Landwirtschaft in der Backesgass. Deren Sohn hatte beim Einfahren in den Hof mit einem Ochsengespann einen Unfall. Er fuhr gegen die Torsäulen, die durch den Aufprall auf ihn stürzten und unter sich begruben. Schwer verletzt konnte er geborgen werden. Sein Vater soll darauf hin geschworen haben: „Wenn der Junge mit dem Leben davonkommt, soll auf den Säulen eine Muttergottesstatue errichtet werden“. Sein Sohn, Christian Mohr überlebte, war aber zeitlebens
Halbinvalide.
Die Pieta wurde 1962 restauriert und die Sockelinschrift geändert in: „Auf Dich Herr, habe ich gehofft, nimmer werde ich Zuschanden“.