Fischbach (ju) – Also wirklich absolut gar gar nicht. Immer wieder schaut das Mordopfer „Lara“ hinter dem Vorhang hervor, nervt Regisseur und Drehbuchautor und schiebt beleidigt davon, wenn sie mal wieder von der Bühne geflogen ist. Was ist denn hier los?
Proben laufen
Die Theater AG der Gesamtschule Fischbach probt für ihren großen Auftritt. Noch ist keine echte Anspannung zu spüren, Szene für Szene spielen die 16 Jungen und Mädchen durch, nur unterbrochen von dem ins Stück involvierten Regisseur und dem Drehbuchautor und dem „echten Mann vom Fach“: Volker Zill. Seit Jahren leitet er die Theater-AG und ist mit Inbrunst dabei. Immer wieder spornt er seine Darsteller an, gibt Tipps, wie die Szene noch anschaulicher werden könnte und lobt seine Schauspieler für das Einbringen von eigenen Ideen. Und von denen sprudeln die 13-16-Jährigen nur so, denn hier ist Improvisationstalent gefragt.
Die Schokolade, die bei der letzten Probe noch im Regal lag – verschwunden, auch der Stadtplan ist unauffindbar – neue Ideen müssen her. Dass das Tütchen, in dem sich die „Drogen“ befinden, aus dem Baumarkt kommt und kleine Abdeckblättchen beinhaltet – was soll’s. Manche Probeszenen enthalten soviel Situationskomik, dass Zill aus dem Kichern gar nicht mehr rauskommt. Aber worum geht es eigentlich in dem Stück, das bei den Schülern erst Gefallen fand, nachdem sie das Drehbuch gelesen hatten?
Persiflage auf TV-Krimis
„Lara will absolut nicht sterben” ist ein Kriminalstück von Peter Haus. In dieser zum Schreien komischen Persiflage auf TV-Krimis wird die reiche 17-jährige Erbin Lara (Achtung Spoiler) von ihrer Mutter und deren Diener Boris in einer dunklen Gasse mit vielen Mülleimern, aber einer unglaublich schlechten Beleuchtung, getötet. Die Ermittlungen übernehmen die alleinerziehende Kommissarin Hella Bock, die mit ihrer pubertierenden Tochter Kim kämpft, und ihre Assistenten Sally und Marie. Trotz der Hilfe der unterschiedlichsten Zeugen, Verdächtigen, Moderatoren, Requisiteure, Tischen, Stühlen, Telefone und Pistolen gelingt es ihnen, den Fall nahezu aufzuklären – oder so ähnlich. Die Handlung nimmt gnadenlos Klischees und Unsinnigkeiten alltäglicher Krimiproduktionen des Deutschen Fernsehens aufs Korn. Realitätsnähe? Welche Realität denn?
Wer kennt es nicht? – Sonntag, 20.15 Uhr, ist in vielen deutschen Wohnzimmern Tatort-Zeit – normalerweise! Aber was ist hier schon normal? Die Tatort-Krimi-Parodie ist eine Art Theater im Theater. Die Darsteller auf der Bühne proben mit Regieanweisungen und Drehbuchautor, während die hoffentlich gut gefüllte Aula sich das absurde Spektakel auf der Bühne anschaut. Nicht umsonst heißt das Stück „Lara will absolut nicht sterben! Die Folge, die noch nicht gesendet wurde“ – denn das wäre für den Durchschnittskrimigucker zu schwer zu ertragen.
Die jungen Darsteller hingegen pflügen in dem Stück mit großer Freude durch die bekannten Klischees und menschlichen Unzulänglichkeiten, die heutzutage zu TV-Krimis einfach dazugehören. Selbst die Tote hält sich nicht an das Drehbuch … aber das hatten wir ja schon.
Premiere
Die Theater-AG der Gesamtschule Fischbach lädt ganz herzlich zur Premiere ihres neuen Theaterstücks: „Lara will absolut nicht sterben“ am Mittwoch, 10. Juli, um 19 Uhr in die Aula der Gesamtschule Fischbach ein. Für einen kleinen Umtrunk vor der Veranstaltung ist ab 18 Uhr im Foyer der Schule gesorgt.
Regieanweisungen von Volker Zill: Immer wieder justiert er etwas nach, bringt neue Impulse ins Spiel der Schüler.
Eine etwas überforderte Kommissarin Hella Block, ihre Assistentinnen Sally und Marie, die nicht wirklich hilfreiche Pathologin und der permanent Druck machende Staatsanwalt – das ist die skurrile Mischung dieses Theater-Krimis.Fotos: Judith Ulbricht