Kelkheim (ju) – Wer am vergangenen Freitag an der Stadthalle vorbeiwanderte, musste sich seinen Weg durch viele, viele Jugendliche bahnen, die dort nicht rumlungerten, sondern sich einen Eindruck darüber verschafften, was die Stadt Kelkheim und die umliegenden Städte und Gemeinden für ein umfangreiches Ausbildungsangebot zu bieten haben. Zum sechsten Mal lud die JUBiZU Haupt-, Real- und Gymnasialschüler der 8. und 9. Klassen zum Stell-dich-ein mit vielleicht zukünftigen Arbeitgebern.
Sorgfältige Vorbereitung
Petra Bliedtner steht an diesem Tag strahlend im Foyer der Stadthalle und betrachtet das bunte Treiben. Seit Januar sind sie und Anja Schütz am Planen und Organisieren, haben zusammen andere Messen besucht, sich Anregungen geholt, von anderen Städten gelernt. „Ganz wichtig ist uns, dass wir keine kommerzielle Messe sind, keiner zahlt hier für seinen Stand. Es geht um das Pädagogische und darum, Schülern im Rahmen der Berufsorientierung die Möglichkeit zu geben, in die Berufswelt hineinzuschnuppern“, fasst Bliedtner die Intention der Stadt zusammen. Gerade kommt der Schulleiter der EDS, Stefan Haid, vorbei, auch er möchte sich einen Eindruck verschaffen. „Würde es die JUBiZU nicht schon geben, müsste man sie erfinden“, zeigt er sich von dem Konzept überzeugt. An der Eichendorffschule wie an der Gesamtschule Fischbach werden die Jahrgänge 8 und 9 (Haupt- und Realschulzweig) das ganze Schuljahr über engmaschig auf dem Weg der Berufsorientierung betreut und begleitet. Die Ausbildungsmesse richtet sich in erster Linie an sie, denn sie sind die nächsten, die auf den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt drängen. Deswegen wird darauf achtgegeben, dass sich diese Schüler allein auf der Messe bewegen und Kontakte knüpfen, erst später stoßen die Gymnasialschüler hinzu. „In unseren Berufsorientierungskonzepten ist dieser Schonraum für die H- und R-Schüler essenziell“, weiß auch Stephan Haid. Man habe auch die Schüler mit Flucht- und Migrationshintergrund im Blick sowie die Schüler der Alphaklasse (Analphabeten), die ebenfalls schon mal in Kontakt mit Firmen kommen sollen.
Vorträge und Seminare
Schütz und Bliedtner setzten in diesem Jahr neben den Ausstellern auch auf Vorträge und Seminare, zu denen sich die Schüler anmelden konnten. Darunter Dinge des alltäglichen Lebens, auf die die jungen Leute in der Schule nicht vorbereitet werden, zum Beispiel „Warum muss ich eine Steuererklärung machen?“ (Vortrag Finanzamt Hofheim) oder „First Steps ins Berufsleben – Was benötige ich?“. Ganz wichtig, wie man an diesem Tag leider auch an den vermüllten Fluren der Stadthalle erkennen konnte, waren die Knigge-Kurse, in denen es um die richtigen Umgangsformen im Beruf ging und die sicherlich auch auf das normale Leben anzuwenden sind.
Emma, Mariyana, Asli und Paul kommen vom Montessori-Zentrum in Hofheim und sind erst einmal schwer beeindruckt von der Vielfalt an Ausstellern und Angeboten. „So genau wissen wir eigentlich noch nicht, was wir später mal werden wollen, aber es ist gut, sich einen ersten Eindruck verschaffen zu können, was es alles für Möglichkeiten der Ausbildung gibt“, erklärt Asli. Sie will auf jeden Fall ihr Abitur machen, aber trotzdem könne man sich schon mal über duale Ausbildungswege informieren. Da stimmen ihr die anderen zu und verschwinden wieder im Gewusel.
Kreativität ist gefragt
Auf der Bühne in der Stadthalle haben sich die kreativen Ausbildungsberufe zusammengefunden. Zum ersten Mal mit dabei: die Städtischen Bühnen Frankfurt. Personalerin Tanja Clarius beobachtet die jungen Leute genau. Viele kommen vorbei, um am Glücksrad zu drehen oder das Schaf anzufassen, das als Requisite dient und in den eigenen Werkstätten entstanden ist. Sie hat schon viele Messen mitgemacht, hatte schlimme Erlebnisse, aber auch viele positive Gespräche. „Viele Jugendliche wissen heute nicht viel mit Theater und Oper anzufangen, deswegen können sie sich auch nicht vorstellen, was für ein breitgefächertes Angebot an Ausbildungsberufen wir anbieten“, weiß sie. Von der Maskenbildnerin über den Dekorateur, Schreiner bis hin zur Schneiderin – der Vielfalt und Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Und jeder ist gefragt: vom Hauptschüler bis zum Abiturienten. „Man muss nur motiviert sein und Leidenschaft mitbringen, dann wird man bei uns in einer großen Familie begrüßt“, so Clarius. Denn die Gewerke arbeiten dort Hand in Hand, „ denn ohne den einen wäre das andere nicht möglich“.