„Herbstblätter“ – eine Zeitschrift, die das Leben feiert

Lauschig ging es zu im Gimbacher Hof bei der 4. Lesung aus den „Herbstblättern“. Foto: Judith Ulbricht

Kelkheim (ju) – Im Kaminzimmer des Gimbacher Hofes ist es mucksmäuschenstill. Nur das Rascheln von Papier und leises Schmunzeln sind zu hören. Dann hebt Matthias Herde an: „Es war ein Vorstadtganove aus Plauen, der tat das Volk nur beklauen …“ Ein Limerick, humorvoll und pointiert, und schon brandet herzliches Lachen auf.

Es ist ein besonderer Nachmittag für die Redaktion der Seniorenzeitung „Herbstblätter“, die sich alljährlich trifft, um ihre neuesten Texte zu präsentieren. Seit über 32 Jahren gibt es die Zeitung – geschrieben „von Oldies für Oldies“. Mit Leidenschaft und Kreativität füllen die Autorinnen und Autoren jede Ausgabe mit Leben.

Gemeinschaft, die inspiriert

Das Besondere an den „Herbstblättern“ ist nicht nur der Inhalt, sondern auch die Menschen dahinter. Das Team arbeitet mit Herzblut daran, Geschichten, Ratgeber und Historisches aus der Region zusammenzutragen. Mit 16 Seiten voller Anekdoten, Wissenswertem und Unterhaltung erschien die Zeitschrift anfangs. Inzwischen hat sich die Seitenzahl mehr als verdreifacht. Und die „Herbstblätter“ verfügen über eine beachtliche Reichweite: 2.500 Exemplare werden gedruckt und verteilt.

Die Redaktion ist mehr als eine Gruppe von Schreibenden – sie ist eine Gemeinschaft. Rita Puchinger, die das Projekt der Ehrenamtlichen leitet, beschreibt es treffend: „Es ist schön zu sehen, wie viel Freude die Arbeit bereitet und wie wir uns immer wieder gegenseitig inspirieren.“ Bei der jetzigen Lesung im Gimbacher Hof sind fast alle Autoren vertreten. Insgesamt zehn Senioren kümmern sich um das Wohl der kleinen, aber feinen Ausgabe: Das sind Klaus Fingerhuth, der auch das Anzeigengeschäft unter sich hat, Dorothea Gluth, Christa Hagmeyer, Matthias Herde, Petra Kraus, Heinz Kunz, Elisabeth Mark, Klaus Quirder, für die Gestaltung zuständig, Peter Stevens und Rita Puchinger.Viele Zuhörer haben sich eingefunden, um bei Kaffee und Kuchen das Rascheln der „Herbstblätter“ live mitzuerleben. Den Anfang macht aber erstmal Stadtarchivar Julian Wirth, der in seinem Kurzvortrag auf Wallfahrt geht – zum Gimbacher Hof. Dann steigt Herder mit seinem Limerick ein …

Von Gedichten bis Kartoffelrezepten – für jeden etwas dabei

Zur Freude aller hält die neueste Ausgabe (Nummer 44) wieder so einige Überraschungen bereit: einen Besuch auf dem Hamburger Fischmarkt, Historisches über das Kelkheimer Kloster, Rätsel für schlaue Köpfe und sogar ein altes Rezept für den „Schrumpeweck“ – eine traditionelle Kartoffelspeise. Heinz Kunz hat zudem einen Artikel über die Klosterkrippe und die Bedeutung der Weihnachtszeit beigesteuert.

Doch es bleibt nicht nur bei Geschichten aus der Vergangenheit. Die Redaktion ist offen für Neues und plant bereits, in der nächsten Ausgabe etwas zum Thema „Podcast“ zu schreiben. Man muss mit der Zeit gehen.

Dass die Autoren im Kopf nicht stehen geblieben sind, merkt man an ihren Geschichten aus dem Leben. Zum Beispiel berichtet Christa Hagmeyer über ihre Erfahrungen als Neubürgerin. Es lohnt sich also, auf den „Du-und-Ich-Tag“ am 12. September zu warten, dann wird die neueste Ausgabe der „Herbstblätter“ für alle, die schon sehnsüchtig darauf warten, wieder erhältlich sein.

Für Petra Mann, Leiterin des Amtes für Soziales in Kelkheim, ist es eine Herzensangelegenheit, „Herbstblätter“ weiterzuentwickeln. „Was hier in 32 Jahren geschaffen wurde, hat schon einen Seltenheitswert im Main-Taunus-Kreis und darauf sind wir stolz“, sagt Mann.

Neues Blut gesucht!

Die Redaktion ist stets auf der Suche nach neuen Mitgliedern und Gastautoren, die frische Ideen und Perspektiven einbringen möchten. Ob mit eigenen Geschichten, historischen Recherchen oder kreativen Beiträgen – jeder kann dazu beitragen, die “Herbstblätter” weiterhin so lebendig und vielfältig zu gestalten.

Die sie sind mehr als nur eine Zeitschrift; sie sind ein Spiegelbild der Gemeinschaft, ein Archiv der Erinnerungen und ein Beweis dafür, dass Engagement und Zusammenhalt Generationen verbinden können.

Ob als Leser oder Schreiber – wer einmal eintaucht in die Welt der „Herbstblätter“, merkt schnell: Diese Zeitschrift ist mehr als nur Papier und Druckerschwärze. Sie ist ein Stück gelebte Geschichte, eine Hommage an das Leben – und vor allem eine Quelle der Inspiration.



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