Die katholische Kirche schrumpft – Aus für Christkönig in Falkenstein beschlossen

Problemfall: Christkönig in Falkenstein hat in der Kirchenstrategie keine Zukunft, nur der Turm wird erhalten bleiben.

Hochtaunus (kw) – Den christlichen Kirchen geht angesichts schwindender Mitgliederzahlen bei gleichzeitiger Alterung des kirchlichen Immobilienbestandes mehr und mehr das Geld aus. Deswegen muss die Kirche in der Zukunft schrumpfen. Das zeigte sich bereits beim Zusammenschluss der katholischen Kirchengemeinden in Königstein, Glashütten und Kronberg zur Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus, setzte sich fort bei der Personalausstattung und setzt sich aktuell und in den kommenden Jahren mit der vom Bistum Limburg aufgesetzten Kirchlichen Immobilien Strategie (KIS) fort, die alle Gebäude in die Kategorien A (pastoral unentbehrlich) bis D (Aufgabe geplant) einteilt. Was damit bereits ausgedrückt wird: Es werden nicht alle 35 Gebäude in den insgesamt neun Kirchorten zu halten sein. Und was bereits feststeht: Als erstes wird es die Kirchorte Falkenstein und Oberhöchstadt treffen. Die Pfarrkirche Christkönig in Falkenstein, die wegen eines undichten Dachs und aus Sorge um die Verkehrssicherheit schon länger geschlossen ist, wird zusammen mit Pfarrsaal und Pfarrhaus aufgegeben werden müssen.

Pfarrer Stefan Peter, der alle neun Kirchorte betreut, und Walter F. Schäfer, Pfarrgemeinderatsvorsitzender der Pfarrei Maria Himmelfahrt, haben kürzlich die derzeitigen Pläne vorgestellt und dabei ausdrücklich betont, dass bei KIS von einem Handlungsspielraum von zehn bis 20 Jahren ausgegangen werden müsse und dabei die Frage zu beantworten sei, welche Bedeutung kirchliches Leben dann habe. Zwischenergebnisse würden in diesem Zeitraum kontinuierlich evaluiert und neu bewertet. „Es ist ein langer Prozess. Bis etwas abgerissen wird, passiert noch viel vorher“, sagte Pfarrer Peter. Auch Raum-in-Raum-Lösungen oder Schaffung von Wohngebäuden, um kirchliche Liegenschaften nicht komplett aufgeben zu müssen, spielten dabei eine Rolle. Damit bezieht er sich auch auf das zentrale Pfarrbüro in der Georg-Pingler-Straße in Königstein, das nicht grundsätzlich, wohl aber in der jetzigen Größe zur Diskussion steht.

„Die Bedürfnisse der Gesellschaft haben sich verändert und wir als Kirche müssen uns anpassen und reagieren“, sagte Schäfer und spielte damit auf den „starken Säkularisierungsprozess“ in der Gesellschaft und die durchaus dramatisch schwindenden Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen an. Zählte das Bistum im Jahr 1980 etwa 950.000 Katholiken, so waren es 2010 noch 655.000 und 2022 dann noch 539.000. Im Jahr 2019 erschien eine Modellberechnung, wonach bis zum Jahr 2060 die Zahl der einer der beiden großen Kirchen zugehörigen Christen in Deutschland mindestens um weitere 50 Prozent zurückgehen werde. Auch die Freiwilligen für die Grunddienste fehlen zunehmend.

„Wo wir noch Geld reingeben und wo nicht mehr, ist ein Prozess“, erklärte Schäfer. Pfarrer Peter brachte in dieser ganzen von Wirtschaftlichkeit geprägten Debatte aber auch die seelsorgerische Seite zur Sprache. „Wir wissen, wie schwierig es ist, die kirchliche Strategie und das Pastoral zu verbinden. Eigentlich lässt sich das nur schwer vereinbaren, aber wir mussten diese Weichenstellung vornehmen.“

Weichenstellungen, bei denen die Kirchorte und die Ortsausschüsse bestmöglich mitgenommen worden sind. Der KIS-Prozess dauert bereits seit gut anderthalb Jahren an. Von Mai 2023 bis Januar 2024 wurden die Vorschläge für das künftige Gebäudekonzept in einer rund zehnköpfigen Arbeitsgruppe unter fachlicher Begleitung aus Limburg erarbeitet. Es erfolgte die Beratung in den Kommunen und Ortsausschüssen, ehe im September und Oktober der Pfarrgemeinderat und der Verwaltungsrat der Beschlussfassung zustimmten. „Ich habe dabei eine sehr sachliche Debatte erlebt“, berichtete Schäfer. „Die Leute wissen schon, was sich in ihren Kirchorten abspielt.“ Oder nicht mehr abspielt …

Positive Signale aus Schloßborn

Dabei konnten Härten mitunter sogar zunächst abgewendet werden. In Schloßborn ergab sich eine intensive Diskussion, die auch fruchtbar für das plötzlich wieder erwachende Engagement im Ort war. Somit konnte der ursprüngliche Vorschlag im Sinne der Ortsgemeinde verbessert werden. Der alte Kirchenteil der Kirche St. Philippus und Jakobus und zusätzlich das Gemeindehaus sollen für das gottesdienstliche Leben und die Gemeindearbeit erhalten bleiben. Peter sprach hier von einem „belebenden Prozess“, der durch KIS ermöglicht wurde. Für den Kirchenanbau, der nur mit „D“ bewertet wurde, soll dagegen ein Konzept erarbeitet werden, das eine außerkirchliche Nutzung ermöglicht. Aufgegeben werden sollen das Haus „Marienruhe“ und das Pfarrhaus mit der Scheune.

Auch zum Thema kirchliche Kindergärten äußerten sich die beiden Kirchenvertreter. Hier rechnen die Kommunen schon damit, zahlreiche Einrichtungen in städtische Obhut übernehmen zu müssen, um die fast überall dringend benötigen Kita-Plätze überhaupt noch vorhalten zu können. „Es ist nicht das Ziel unserer Pfarrei, Kitas aufzugeben, weil wir damit die Kommunen unterstützen“, sagte Pfarrer Peter. „Uns schwebt statt 50:50 eine 85:15-Lösung vor.“ Soll heißen, die Kommune tragen künftig 85 Prozent der Kosten, etwa nach dem Modell, dass sich die Städte um die – oftmals renovierungsbedürftigen – Gebäude kümmern und die Kirche weiter die Kindergärten betreiben.

Orte verändern sich

Muss eine Kirche für immer geschlossen werden, geht damit auch ein Stück Heimat verloren – nicht nur für die Kirchenmitglieder, sondern auch für die örtliche Gemeinschaft. Kirche ist immer noch für viele Menschen ein Ort, der verknüpft ist mit zahlreichen Erinnerungen wie Taufe, Konfirmation oder Hochzeit. Auch das Ortsbild verändert sich, denn traditionell steht die Kirche mit ihrem Glockenturm mitten im Ort, so wie in Falkenstein. Immerhin wird dieser erhalten bleiben, denn er steht unter Denkmalschutz. Erste Überlegungen gingen dahin, hier einen kleinen Andachtsraum einzurichten, berichtete Walter Schäfer, zumal der Förderverein schon Geld für die Renovierung der Kirche gesammelt hatte.

Die beste Nachricht in Zeiten schwerer Verkündigungen: Die Pfarrkirche St. Marien in Königstein steht wie St. Peter und Paul in Kronberg nicht zur Disposition. Mammolshain und Schneidhain befinden sich derzeit unter B/C, das heißt unter Wiedervorlage. So wie vieles in diesem schwierigen, nicht nur für gläubige Christen schmerzhaften Prozess.

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