Umfrage zur Alten Schule Oberems lässt ein Dorfcafé außen vor

Wie geht es weiter mit der Alten Schule in Oberems?Foto: privat

Oberems (as) – In den vergangenen Wochen sind in den Oberemser Briefkästen Fragebögen in Form von DinA4-Zetteln gelandet, die auch bereits im Glashüttener Amtsblatt veröffentlich wurden. Der Kern der Umfrage: Wie soll im Zuge ihrer Sanierung die Alte Schule im Ortskern künftig genutzt werden? Drei Möglichkeiten werden darin genannt. Erstens, dass die Gemeinde das bereits entkernte Gebäude weiter in Eigenregie saniert, vier kleine Wohnungen zwischen 30 und 75 Quadratmetern einrichtet und diese vornehmlich an junge Erwachsene vermietet. Zweites, dass das Gebäude für einen symbolischen Preis von einem Oberemser Verein oder einer Interessengemeinschaft gekauft wird unter der Vorgabe, dass die historische Fassade und Optik erhalten bleibt. Und drittens, dass das Gebäude im aktuellen Zustand an einen Investor verkauft wird, der das Gebäude ebenfalls unter Beibehaltung von Fassade und Optik auf eigene Kosten saniert und danach selbst nutzt oder vermarktet.

Die Bürgerinnen und Bürger sollen bis zum 7. März zu allen drei Optionen entweder ihre Zustimmung oder Ablehnung bekunden. Zudem steht ihnen ein offenes Feld für Bemerkungen zur Verfügung. Durch Angabe des Namens und der Anschrift auf dem „anonym auszuwertenden“ Befragungsbogen will die Gemeinde zudem ausschließen, dass Nicht-Oberemser das Meinungsbild beeinflussen und dass es Doppelabgaben gibt.

Einst Leuchtturmprojekt

Für einige Oberemser Bürger fehlt bei den drei Antwortmöglichkeiten jedoch die Option, im Erdgeschoss der Alten Schule auf einer Fläche von 60 Quadratmetern ein Dorfcafé als Begegnungsstätte einzurichten. Diese Möglichkeit galt in der Lokalen Entwicklungsstrategie (LES) der LEADER-Region Hoher Taunus 2023–2027 noch als ein „Leuchtturmprojekt“ in Sachen Daseinsvorsorge, für das sogar eine Fördersumme von 150.000 Euro in Aussicht stand. „Das Dorf soll weiter wachsen, doch es gibt keine Dorfmitte, keine Begegnungsstätte auch für ältere Leute“, beklagt Dagmar Bremora, die sich als Oberemser Bürgerin zu diesem Zweck sogar in den LES-Vorstand wählen ließ. Doch die Gemeinde Glashütten habe nichts eingereicht, so Bremora, während in der Nachbarschaft etwa eine urbane Freizeitanlage am Schwimmbad Schmitten oder ein Mehrgenerationenplatz in Altweilnau gefördert werden. Stattdessen werde die Alte Schule mittlerweile in einem Immobilienportal angeboten.

Woran ist das Projekt bisher gescheitert und warum taucht das Dorfcafé in der Befragung jetzt gar nicht mehr auf? Glashüttens Bürgermeister Thomas Ciesielski gibt sich bei dieser Nachfrage als Freund des Dorfcafés. „Die Idee kam sogar von mir“, sagt der Rathauschef, die Umsetzung sei bisher daran gescheitert, dass sich keine Freiwilligen gemeldet hätten, die sich die Sache auf die Fahne schreiben wollten. Auch die Betreiber des Café Sabel hätten sich nicht dazu imstande gesehen. Zudem gebe es Probleme im Hinblick auf Parkplätze, die für ein öffentliches Café benötigt würden.

Die Umfrage komme im Übrigen nicht vom Gemeindevorstand, erklärt Ciesielski, sondern war auf der Gemeindevertretung am 12. Dezember 2024 mit genau diesen Fragestellungen von einer Mehrheit aus WGS, Grünen und Freien Wählern so beschlossen worden. Die Entscheidung, was letztlich mit der Alten Schule in Oberems passiere, liege auch weder bei ihm noch beim Gemeindevorstand. Die Verwaltung werde die Ergebnisse der „unverbindlichen Umfrage“ (Ciesielski) öffentlich machen, die Gemeindevertretung sei bei ihrer Entscheidung aber nicht daran gebunden.

Beide Seiten gesprächsbereit

Dagmar Bremora ist mit der Art der Kommunikation und der Möglichkeit, dass die Gemeinde das identitätsstiftende Gebäude sogar abgeben könnte, nicht einverstanden. „Man erfährt nicht, in welche Richtung das Thema gelenkt wird.“

Thomas Ciesielski sagt durchaus, dass er sich in den vergangenen Jahren auf die Schiene Wohnraum für Feuerwehrleute fokussiert habe, da aus deren Reihen ein „absoluter Bedarf“ an bezahlbaren Wohnungen bestehe. Zwei Leistungsträger hätten in den vergangenen Jahren die Freiwillige Feuerwehr in Oberems verlassen, obwohl sie mit einer Aussicht auf eine Wohnung gerne geblieben wären. Sie würden jetzt ihren freiwilligen Dienst in Oberrod und Bad Soden leisten, während man sich in Glashütten bei dieser Entwicklung überlegen müsse, ob man bald eine Berufsfeuerwehr bezahlen müsse.

Die Möglichkeit eines Dorfcafés unter dann noch zwei Wohnungen will der Bürgermeister dennoch nicht ausschließen. „Wenn mir eine Gruppe von Oberemser Bürgern glaubhaft versichert, dass sie es machen will, ist das eine Möglichkeit“, sagt Ciesielski. Aber dazu gehöre dann auch eine Stetigkeit an jedem Wochenende oder zumindest jedem Sonntag. Seine Türen seien immer offen, „aber wir müssen irgendwann Entscheidungen treffen“.

Dagmar Bremora, die mit ihrer Initiative über das Regionalbudget zuletzt auch Himmelsliegen rund um Oberems möglich gemacht hatte, sagt, dass es eine solche Gruppe von interessierten Helfern in Oberems durchaus gebe. Als Seniorentreff, als Anlaufstelle für Wanderer und Ort für kulturelle Veranstaltungen – Nutzungsmöglichkeiten und Ideen für ein Dorfcafé gibt es jedenfalls viele.

Sie macht deutlich, dass sie sich ein anderes Vorgehen gewünscht hätte als einen Fragebogen. „Man könnte öffentlich die Bürger einladen, die Personen, die sich engagieren wollen. Wenn das alles versagt, würde ich es ja verstehen“, sagt sie und hofft darauf, bis zur Abgabe der Fragebögen weitere Unterstützer der Idee zu mobilisieren.

Alternative im „Backes“?

Ciesielski sieht noch einen weiteren Weg, der ein ehrenamtlich betriebenes Dorfcafé in Oberems möglich machen könnte – und zwar im Alten Rathaus. Im dortigen „Backes“ sei Platz für 25 Personen, der Backofen jüngst erneuert worden und sogar schon eine Küche vorhanden. Und im Gegensatz zur Alten Schule ist es sogar barrierefrei. Doch für die Befürworter des Cafés ist das von der gesamten Infrastruktur her nicht mehr die Idee, die einst hinter dem Leuchtturmprojekt stand.

Wenn es irgendwann klappen soll mit einem Dorfcafé in Oberems, werden Menschen, Ideen und Immobilien noch zusammenfinden müssen ...



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