Ausstellung der Seulberger Schützen ist ein voller Erfolg

Eröffnen die Jubiläumsausstellung im Museumshof: Peter Dippel, erster Vorsitzender der Schützengesellschaft 1524 Seulberg, Bürgermeister Lars Keitel und Museumsdirektorin Dr. Erika Dittrich (v. l.). Fotos: fch

Friedrichsdorf (fch). „Zielen, Treffen, Feiern“ lautet im Jubiläumsjahr 2024 das Motto der Schützengesellschaft 1524 Seulberg. Gefeiert haben die Schützenbrüder und -schwestern das 500-jährige Vereinsbestehen ausgiebig. Und zwar mit einem Festkommers, dem traditionellen Schützenfest an Pfingsten und dem Mittelaltermarkt. Zum krönenden Abschluss fand am Wochenende die Eröffnung der bis zum 30. März 2025 zu sehenden Jubiläums-Ausstellung im Heimatmuseum Seulberg mit einem fröhlichen Fest statt. Begrüßt wurden die zahlreichen Besucher beim wohl kleinsten Schützenfest der Schützengesellschaft 1524 Seulberg von Bürgermeister Lars Keitel, Peter Dippel, dem ersten Vorsitzenden der Seulberger Schützen und Museumsdirektorin Dr. Erika Dittrich im Museumshof. Musikalisch wurde die vierte Veranstaltung im Jubiläumsjahr mit zünftiger Blasmusik von der Egerländer Blaskapelle Vockenhausen umrahmt.

500 Jahre sind eine lange Zeit

500 Jahre sind eine lange Zeit. Vermutlich ist die Seulberger Schützengesellschaft sogar noch älter, dafür gibt es aber keine hieb- und stichfesten Beweise. Erstmals erwähnt wurde die Schützengesellschaft 1524. Und zwar in einer Rechnung der Stadt Bad Homburg über „Drei Albus für ein Viertel Wein, welches ihren Schützen dargereicht wurde, als sie von dem Seulberger Schießen zurückkehrten“. Zu den zahlreichen Exponaten der Ausstellung gehört nicht nur diese Bad Homburger Rechnung, sondern auch die erste Freiheitsfahne aus dem Jahr 1731. Mit ihr verbunden war das Privileg, das den Freiheitsschützen für ein Jahr von Steuern befreit. Der Seulberger Ortsvorsteher Harald Ihrke präsentierte gemeinsam mit den beiden Schützen Wilfried Titze und Erika Becker die aktuelle Vereinsfahne des Traditionsvereins. Erika Becker, die seit 40 Jahren Mitglied im Schützenverein ist, lobte ihren Schützenbruder Wilfried Titze als die gute Seele des Vereins, als Haus- und Standwirt und besten Handwerker in Seulberg. Lars Keitel und Peter Dippel lobten die Museumsdirektorin und ihr Team für die gelungene Jubiläumsausstellung. Finanziert wurde sie mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst und der Stadt. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung fand zudem die Filmpremiere des Dokumentarfilms über die Seulberger Schützengesellschaft von Reiner Harscher statt. Der Verein hat derzeit 140 Mitglieder, davon sind 25 Bogenschützen, die in der 2022 gegründeten Bogensportgruppe aktiv sind. Dr. Dittrich informierte, dass die Schützen körbeweise Material und Fotos aus den Jahren 1903 bis 2024 zur Ausstellungsvorbereitung angeliefert hätten. Ergänzt wurde dieses Material von Bürgern. Bei dem Aufbau der Ausstellung wurde die Museumsleiterin von Ute Desch unterstützt, Bernd Föller errichtete Schießstand und Festzelt auf, Holger Blümler und Wilfrieds Titze verlegten den Boden im Festzelt. Jens Markloff sorgte für das leibliche Wohl der Besucher. „Die Puppe Detlef am Schießstand kann sogar sprechen“, wies Dr. Dittrich auf eine von mehreren Besonderheiten der Ausstellung hin. Sie gab zudem einen kurzen Einblick in die Geschichte der letzten 500 Jahre. So lebten 1524 in Seulberg vor allem Töpfer in den 86 Haushalten. Martin Luther bereitete die Reformation vor und von 1524 bis 1526 zogen die Bauern im Deutschen Bauernkrieg gegen den Adel. Sie kämpften für eine gerechtere Welt, forderten mehr Rechte und eine Aufhebung der Leibeigenschaft. Doch der Versuch endete in einer blutigen Katastrophe. Die Welt war im Umbruch. Die Kolonialisierung indigener Völker begann. Die eigentliche Aufgabe der Schützen war das „Beschützen“. In der kleinen Landgrafschaft Hessen-Homburg beauftragte der Landgraf die Schützen mit den Aufgaben einer „Hilfspolizei“. Sie nahmen Delinquenten fest wie auch die der Hexerei beschuldigte Bürger. Von den zahlreichen sportlichen Wettkämpfen legen als zeitgeschichtliche Dokumente die Schützenscheiben Zeugnis ab. Nicht nur Zielen und Treffen, sondern auch Feiern waren feste Bestandteile des Vereinslebens. Geschichten und Anekdoten rund um die Schützenfeste ließen Reinhold Bingenheimer und der „Schwätzkreis“ aufleben. Bernd Föller fasste zusammen: „In Sellwich ist was los, Sellwich stellt etwas auf die Beine.“

Weitere Artikelbilder



X