Die Apfelernte hat begonnen

Ein voller Anhänger mit Äpfeln fasst rund drei Tonnen. Foto: R. Birkert

Eschborn (ew). Reinhard Birkert berichtet bei einem Rundgang durch die Gemarkung von Niederhöchstadt. Dabei zeigt sich, dass es große Unterschiede zwischen den einzelnen Apfelgrundstücken gibt. Auf dem einen Grundstück hängen die Bäume voller Äpfel, dann sieht man wieder Anlagen, wo auf den Bäumen nur einzelne oder gar keine Äpfel vorhanden sind. Gründe gibt es viele: Zum einen die Alternanz, die Schwankung des Fruchtertrages im zweijährlichen Rhythmus, zum anderen das Wetter während der Obstbaumblüte: Spätfröste und Hagel, später die zu feuchte Witterung. Es fällt auf, wie abhängig der Apfelanbau von den Witterungsverhältnissen ist, aber auch von der Lage, sowie des Zeitpunktes der Obstbaumblüte. Zudem sind die einzelnen Sorten unterschiedlich frostempfindlich. Zum anderen ist man im Vordertaunus von massiven Unwetterschäden verschont geblieben. Das milde Klima hier am südlichen Taunushang ist der ideale Ort für den Apfelanbau. Wasser haben die Obstbäume genug bekommen. Der Grundwasserspiegel ist wieder deutlich gestiegen.

Nicht nur in Niederhöchstadt gibt es große Unterschiede, sondern in ganz Deutschland. Wird am Bodensee wieder mit einer ausgezeichneten Apfelernte – auch beim Mostobst – gerechnet, wird im Rheinland nur mit einer Erntemenge gerechnet, die bei 50 bis 60 Prozent eines normalen Jahres liegt.

Insgesamt wird ein Apfelaufkommen in ganz Deutschland von etwa 734 000 Tonnen gerechnet (Statistisches Bundesamt). Dass wäre ein Rückgang um rund 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Auch in den Nachbarländern gibt es eine geringere Ernte. Die größten frostbedingten Einbußen haben in diesem Jahr Polen und Österreich. Dazu jetzt die Hochwasserschäden. Es wird in Polen mit einem Minderertrag von 30 Prozent gerechnet. Das zeigt sich im Preis. Mostware wird in Polen aktuell mit bis zu 28 Euro pro 100 Kilogramm bezahlt.

Auch bei uns sind die Zeiten vorbei, wo für einen Doppelzentner Kelteräpfel nur zwölf Euro bezahlt wurden. Wer in den letzten 30 Jahren Apfelbäume gepflanzt hat, kann jetzt auch etwas verdienen. Die Keltereien und selbstkelternde Gastwirtschaften suchen intensiv Äpfel für Apfelwein und Apfelsaft. Die Erzeuger können aus einer guten Position verhandeln. Die Ware Kelteräpfel ist knapp. Nicht nur wegen der Apfelmenge, sondern auch wegen der harten Erntearbeit.

Die Ernte der frühen Apfelsorten – wie James Grieve, Delbar Goldparmäne, Gravensteiner, Reglindis und Elstar – zeigt eine hervorragende innere und äußere Qualität der Äpfel. Die Früchte sind groß und haben ein schmackhaftes Fruchtfleisch. Wer also Äpfel hat, kann mit einem guten Ertrag und einer erfolgreichen Vermarktung kalkulieren.

Die Erntezeit ist auch eine Familienzeit. Die Ernte der Kelteräpfel benötigt viele Helfer. Da trifft sich die ganze Familie, Verwandtschaft und Freunde. Es muss geschüttelt, gelesen, aufgeladen und abtransportiert werden.

Es ist viel Arbeit, aber auch ein Erlebnis.



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