Dieter Wunderlich und „Unerschrockene Frauen“

Etwas flapsig formuliert: Sein Vorrat an Frauen scheint unerschöpflich zu sein. Und flapsig weiter: Von 300 Frauen hat er bisher rund sechzig „verbraucht“. In ernster und honoriger Sache jedoch. Denn Dieter Wunderlich hat ein neues Buch geschrieben, das auf Anhieb in der Bestsellerliste des Spiegels gelandet ist: „Unerschrockene Frauen“. Damit knüpft der gelernte Psychologe und heutige Schriftsteller an die Reihe von Büchern an, die er als Autor von EigenSinnige Frauen, WageMutige Frauen, AußerOrdentliche Frauen, Verführerische Frauen schrieb.

Die Damen, über die er berichtet, lebten teilweise ein „Leben hemmungsloser Intensität“, die „an der Welt der Männer teilhaben wollten“, sich in „erotischer Nonchalance“ vergnügten oder lebten, auch den „Triumph des Willens“ auskosteten oder gern „Rote Rosen für sich regnen“ ließen. Eine Frau, die als „Eiserne Lady“ bekannt war oder eine andere, ganz in unserer Nachbarschaft Frankfurt, die ahnte, das man ihr den Schädel einschlagen könnte. Germaine de Stael, Lou Andreas Salomé, Colette, Leni Riefenstahl, Hildegard Knef, Margaret Thatcher und Rosemarie Nitribitt, dazu andere, die nicht minder interessant oder schillernd waren. Wie heute noch Madonna und Nina Hagen.

Für dieses Buch hat Dieter Wunderlich, dem seine Frau als Korrektorin (und auch als Kritikerin) zur Seite steht, eine Unmenge Unterlagen und Bücher, zeitgenössische Berichte und anderes Material gesichtet. So ergaben sich klare Beschreibungen dieser Damen, die man damals teilweise, auch nach heutigen Moralbegriffen wegen ihres hemmungslosen Lebens nicht als Damen bezeichnete, die aber alle etwas aus sich und ihrem Leben machten. Mithilfe der Betten mancher Männer oder einfach, weil sie verliebt waren.

Geht man in die Details, dann waren das Frauen, die unerschrocken waren und ihrer Umwelt die Stirn boten.

Dieter Wunderlich zählt akribisch auf, sorgt für Fakten, ist nicht sentimental, lässt einfach das Leben dieser Frauen aufglühen, dann vielleicht verblassen oder verglühen. In Zufriedenheit, vielleicht drogensüchtig, dement, wie es sich im Dasein der Menschheit ergibt.

Kaum ist dieses Buch auf dem Markt, nachdem die anderen Bücher 34 Auflagen mit 165.000 gedruckten Exemplaren erreichten, denkt er über ein weiteres Buch nach. Genaues will er nicht verraten. Aber ein Frauenbuch allein wird es wohl nicht werden.

Er hat eine Reihe von Ideen, von denen er den Verlag natürlich aber erst noch überzeugen muss. Es könnte sich um Biographien handeln, in denen manches Leben verzahnt ist, auch im gegenwärtigen Zeitgeschehen.

Dieter Wunderlich wird mit der gleichen Sorgfalt recherchieren, Fakten zusammenstellen und sich weiter auf seine Frau Irene als Korrektorin, aber auch als Kritikerin verlassen.

„Unerschrockene Frauen“ jedenfalls öffnen wieder so manchen Blick auf Schicksale, auf menschliches Erleben, auf menschliche Höhen und Tiefen, auch wenn so manches dem „Normalbürger“ wenig geläufig oder gar fremd ist.

ISBN978-3-492-30267-8 (Piper-Verlag).



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