Neuenhain
(bs) – Mit großer Trauer haben die Neuenhainer Kerbeborsch vom Tod des Neuenhainer Künstlers Erich Geelhaar in der vergangenen Woche erfahren.
Erich Geelhaar und die Neuenhainer Kerbeborsch verband eine jahrzehntelange, gute Freundschaft. Als im Jahr 1981 nach fast zwanzigjähriger Unterbrechung die Tradition der Neuenhainer Kerbeborsch wieder ins Leben gerufen wurde, sollte auch der Brauch aufgegriffen werden, dass zu jeder Kerb eine eigene Jahrgangsfahne präsentiert und mitgeführt wird. Zur Gestaltung der Fahne konnte man auf Anhieb Erich Geelhaar gewinnen, der fortan bis in die 2010er Jahre hinein insgesamt 35 Jahrgangsfahnen für die Neuenhainer Kerbeborsch anfertigte. Auf den Fahnen sind zahlreiche historische Gebäude Neuenhains verewigt, wie beispielsweise das frühere Rathaus, das alte Schäferhaus oder der Herrnbau. Die häufigsten Motive sind – der Herkunft der Kerb als Kirchweih entsprechend – die beiden Neuenhainer Kirchen. Es gibt wohl kaum eine andere Kerbegesellschaft weit und breit, die das Glück hatte, auf einen Künstler von der Qualität Erich Geelhaars zur Gestaltung der eigenen Fahnen zurückgreifen zu können. So sind die Kerbefahnen Neuenhains echte Kunstwerke geworden, und die Sammlung dürfte weit über die Grenzen der Region hinaus einmalig sein. Wie nebenbei kreierte er auch das Wappen der Kerbeborsch und des heutigen Kerbevereins Neuenhain e.V. – ein Bembel mit einem Bund „Geeleriewe“ im Griff. Erstmals findet man das Symbol auf der Kerbefahne von 1983, die nach Erichs eigenen Worten seine Lieblingsfahne war.
Für seine großen Verdienste um die Neuenhainer Kerb erhielt er 1996 die höchste Auszeichnung, die die Neuenhainer Kerbeborsch verleihen: Er wurde zum „Ehrenkerbeborsch“ ernannt und bekam die typische weiße Mütze mit der darauf gemalten „Geelerieb“ – übrigens auch über viele Jahrzehnte „echte Geelhaars“, denn neben den Jahrgangsfahnen bemalte Erich auch die Kerbeborschkappen.
Viele Jahre lang zählte Erich zu den treuen Besuchern der Kerb im Festzelt. Auch wenn in den letzten Jahren seine Kräfte weniger wurden, ließ er es sich nicht nehmen, zumindest den Kerbeumzug am Sonntagnachmittag von der Bank vor seinem Haus, an dem der Zug vorbeiführte, zu betrachten. Auch in diesem Sommer schaute er sich das bunte Treiben samt Kerbeborschkappe auf dem Kopf an. Es entstand ein letztes Gruppenbild von Erich mit etlichen seiner Fahnen, die während des Umzugs mitgeführt wurden. Eine Szene, die vielen von uns noch gut im Gedächtnis ist.
Die Neuenhainer Kerbeborsch der letzten 40 Jahre sind sehr traurig, dass Erich Geelhaar nicht mehr unter uns ist. Wir werden ihn und seine freundliche Art sehr vermissen, ebenso wie die schönen Nachmittage und Abende, die wir viele Jahre lang an Weihnachten oder im Sommer, wenn es galt die neue Jahrgangsfahne abzuholen, in seinem Haus und in seinem Garten verbracht haben. In seinen mehr als dreißig Fahnen wird Erich für uns aber weiterleben; sie sind bleibende Erinnerungen an einen tollen Menschen und großen Freund der Neuenhainer Kerb. Unser ganzes Mitgefühl gilt seiner Familie, der wir viel Kraft in diesen schweren Tagen wünschen!