Neuenhain (Sc) – Vor nicht weniger als 31 Jahren, um genau zu sein am Samstag, den 2. Oktober 1993, fand in Neuenhain – unter der Regie des Neuenhainer Gewerbevereins – der erste Neuenhainer Herbstmarkt statt. Mit diesem „Startschuss“ begann die Erfolgsgeschichte eines nunmehr traditionellen Ortsfestes, wie es sie nicht allzu häufig gibt.
Zunächst auf die Haupt- und Schulstraße in Neuenhain beschränkt, wuchs der Markt mit den Jahren in den Ortskern hinein und wurde so beliebt, dass die Geschäfte anlässlich des Marktes ganztägig öffneten und zusätzlich zu den ursprünglichen Ständen des Handels, der Handwerker und der Vereine ein umfangreiches Rahmen- und Kinderprogramm organisiert wurde.
Technische Vorführungen der freiwilligen Feuerwehr und des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) gehörten für viele Jahre ebenso zum Programm wie die sehr originelle Gemüse-Tombola, die sich über die Jahre großer Beliebtheit erfreute. Die Neuenhainer und ihre Gäste „liebten“ das bunte Treiben auf „ihrem“ Herbstmarkt sehr, so dass in den Folgejahren sogar eine Bühne aufgebaut wurde, auf der es Modenschauen, Tanzeinlagen und Livemusik gab. Im Jahr 1996 wurden zudem erstmals Pendelbusse eingesetzt, um auch den Bürgerinnen und Bürgern Altenhains und Bad Sodens den Marktbesuch ohne Parkplatzstress zu ermöglichen. Später wurde der Buspendelverkehr zeitweise sogar auf die Orte Sulzbach und Schwalbach ausgeweitet.
Die Erfolgsstory nahm ihren Lauf, die Schwalbacher Straße kam als Marktfläche dazu und im Jahr 1999 waren stolze 123 Stände auf dem Herbstmarkt vertreten. Das Angebot wurde um eine Tombola erweitert, deren attraktive Preise von den Mitgliedern des Neuenhainer Gewerbevereins zur Verfügung gestellt wurden. Neben allerlei Spaß und Aktion bewahrte sich der Herbstmarkt aber auch seine ruhigen Seiten, so dass es damals durchaus auch Schafe und allerlei Federvieh zu bewundern gab.
Mit großen Schritten ging es auf die Jahrtausendwende zu – der Herbstmarkt hatte sich innerhalb von nur wenigen Jahren etabliert und war damals DAS Herbst-Ereignis in Neuenhain. Mittlerweile hatte das Team Katja Gauf und Hermann Collischonn die Organisation federführend übernommen und zeichnete, gemeinsam mit dem Gewerbeverein, für die Erfindung der „Herbstmarktgläser“ verantwortlich, die zu einem echten Sammlerobjekt bei den Besuchern avancierten.
Als ein sportlicher Höhepunkt des Marktes kann wohl der Städtewettbewerb der Süwag im Jahr 2010 gewertet werden. Damals haben sich Sportler aller Altersklassen auf einer Bühne der Süwag in den Disziplinen „Radfahren“, „Rudern“ und „Laufen“ gemessen. Ziel war es, in einer vorgegebenen Zeit so viel Wegstrecke zurückzulegen wie möglich. Eine leistungsfähige Mannschaft, bestehend aus Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Drei-Linden-Schule und der ansässigen Sportvereine schafften, angefeuert von den Besuchern, am Ende den 4. Platz der Gesamtwertung aller teilnehmenden Städte. Die erarbeiteten Kilometer wurden in „bare Münze“ umgewechselt und kamen – wie auch in späteren Jahren – einem guten Zweck zugute.
Als „schwarzes Jahr“ ist das Jahr 2013 in die Annalen des Neuenhainer Herbstmarktes eingegangen, denn erstmalig seit seinem Start im Jahr 1993 musste der Markt, aufgrund der Sanierung der Hauptstraße, ausfallen. Außerdem sah sich der Gewerbeverein nicht mehr in der Lage, den Neuenhainer Herbstmarkt weiterhin zu organisieren und der OGV musste aufgrund gesetzlicher Vorgaben seine überaus beliebte Gemüse-Tombola einstellen. Ein Jahr voller Hiobsbotschaften für den Herbstmarkt – aber die Neuenhainer ließen sich nicht unterkriegen, denn der Herbstmarkt durfte und sollte keinesfalls „sterben“. In einer Vereinsringsitzung wurde damals beschlossen, den Markt nun selbst zu organisieren und Mitglieder des Heimatgeschichtsvereins Neuenhain e.V. rund um Klaus Plösser übernahmen ab dem Jahr 2014 diese Aufgabe. Nach zwei verregneten und von Unwettern heimgesuchten Herbstmärkten in den Folgejahren hatten die neuen Organisatoren beim 3. Versuch endlich Glück, das Wetter war ihnen hold, und die Neuenhainer feierten ihren Herbstmarkt bei bester Laune – so, als ob nichts gewesen wäre. Nach weiteren Straßenbauprojekten (2016 war die Schwalbacher Straße gesperrt) stand im Jahr 2017 – und in den Folgejahren – endlich wieder der gesamte Ortskern für den beliebten Herbstmarkt zur Verfügung.
Nach nunmehr zehn Jahren, in denen er federführend für die Organisation und den Ablauf des Neuenhainer Herbstmarktes verantwortlich war, hat Klaus Plösser, und damit auch der Heimatgeschichtsverein Neuenhain e.V., die Verantwortung für den Markt ab diesem Jahr in die Hände der Stadt gelegt. „Ich habe in den Anfangsjahren die Autobesitzer morgens aus den Federn geklingelt und eigenhändig die Standplätze auf dem Boden eingezeichnet“, erinnert sich Klaus Plösser an die ersten Jahre, in denen er im Einsatz war. „Wir haben damals vieles einfach in die Hand genommen und versucht, eine praktikable Lösung für Probleme zu finden – heute ist das aufgrund von immer mehr rechtlichen Vorgaben leider nicht mehr möglich.“ Auf die Frage, warum er sich persönlich aus der Organisation des Herbstmarktes zurückgezogen hat, verweist Klaus Plösser auf das zunehmende Alter und die Tatsache, dass „die Jüngeren“ nun mal am Zuge seien. Dass er seinen Job in den vergangenen zehn Jahren offensichtlich sehr gut gemacht hat, daran besteht wohl kein Zweifel, denn die Stadt Bad Soden hat das bestehende Konzept in weiten Teilen übernommen und wird den Markt in bisheriger Tradition nun weiterführen.