Christiana Protto in der Stadtgalerie Bad Soden
Bad Soden (es) – Eine Vernissage ist immer wieder ein gesellschaftliches Ereignis. Besonders dann, wenn, wie in diesem Fall, Bürgermeister Dr. Frank Blasch eine renommierte, vielseitige Künstlerin in der Stadtgalerie im Kulturzentrum Badehaus herzlich begrüßen kann. Kuratiert vom Ehepaar Andreas und Ingrid Honneth vom Taunus Art Club, konnte Christiana Protto von ihnen für die Ausstellung gewonnen werden. Möglich wurde dies, als die geplante Foto-Ausstellung „Ich und mein Migrationshintergrund“ von Peter Loewy kurzfristig abgesagt wurde.
Das künstlerische Schaffen von Christiana Protto ist ausgesprochen vielfältig, wie ihrer Vita entnommen werden kann. Ihre Werke – Zeichnungen, Gemälde, Installationen – und deren inspirierende Entstehung, u.a. in Florenz, London, Turin, Paris und China, haben sie rund um den Erdball geführt – und nun also auf eine künstlerische Entdeckungsreise im Jahr 2019 nach Kairo. Wie sie im Gespräch erzählt, liegen der jetzigen Fotoausstellung fünf prozesshafte Jahre zugrunde. Aus der Fülle der gesammelten Eindrücke dieser faszinierenden Stadt, wo Vergangenheit und Gegenwart dicht beieinander wohnen wie kaum irgendwo auf der Welt, musste eine Auswahl getroffen werden.
Dies brachte Dr. Andreas Honneth in seiner Rede anschaulich zur Sprache. Kairo, wo inmitten der Stadt der kulturelle Ursprung unserer Gesellschaft sichtbar ist, in dieser Stadt sei die Vergangenheit überall als Erfahrung wahrnehmbar. „Fotografische Ausgrabungen“, so bezeichnet er die Fotografien der Künstlerin. Vergängliches fügt sich unmittelbar in die Moderne, die wiederum vom jetzigen Verfall bedroht ist. Die sandfarbenen Pyramiden, das Baumaterial damals vorwiegend Sandstein, bildet bis heute die Farbe dieser Stadt. So ist der überwiegende Teil der Fotografien, die Straßen, Plätze und Häuser abbilden, geprägt von diesem einzigartigen Beigeton. Selbst ein Baum am Straßenrand ist durch den hellen Staub bedeckt. Die Besonderheit dieser Fotografien liegt darin, dass sie das Wesen der Stadt als unvergängliche Schönheit widerspiegeln. Christiana Protto bedient sich keiner Klischees. Sie gewährt Einblicke in die nackte Wahrheit von vergänglichem und zukünftigem Leben. Auf einem ägyptischen Palast mit seinen verzierten Bogenfenstern hat sich auf dem Dach eine ganz eigenständige Wohnwelt etabliert. Kleine barackenartige Häuschen, Behelfsleitern, Berge von Schrott unter den zahlreichen Satellitenschüsseln, zeugen von morbiden Wohnsituationen vieler Menschen in Kairo. Wie zufällig wirken die Einblicke in ein Café, einen Laden mit eleganten Herrenanzügen, davor wie verloren ein Plastikstuhl, eine Katze. Im ägyptischen Museum neben den Köpfen früherer Könige ein vergessener gelber Schaumstoff. Zerstreute Objekte fügen sich wie ein Puzzle zum Ganzen.
Ob der Besucher bereits Kairo erlebt hat oder auch nicht, jedes Foto eröffnet Einblicke und schult die Wahrnehmung für kleine Details dieser Stadt der unvergänglichen Schönheit.
Die Ausstellung ist noch bis zum 29. September mittwochs, samstags und sonntags in der Zeit von 15 bis 18 Uhr zu sehen.