Zu viele Schafe auf dem Kirdorfer Feld

Sonnenschein gibt es zur Artenvielfalt-Exkursion, zu der Armin Johnert (2. v. r.) und Hilbert Baldt (l.) eingeladen haben. Foto: BUND

Bad Homburg (hw). Nach einem heftigen Regenguss traf sich vor Kurzem eine Gruppe von Mitgliedern des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) und Gästen dann bei Sonnenschein zur Artenvielfalt-Exkursion am Apfelmuseum im Kirdorfer Feld.

Armin Johnert, stellvertretender BUND-Vorsitzender, hatte zusammen mit Vorsitzendem Hilbert Baldt eingeladen. Einigen BUND-Mitgliedern war aufgefallen, dass es durch die intensive Schaf-Beweidung im Feld zu einem Rückgang von Blühpflanzen und Wildkräutern gekommen war und dadurch auch die Anzahl von Insekten und Schmetterlingen sehr gering war. Der Sache wollte man auf den Grund gehen.

Von der Naturkundlerin Martina Lastrico-Schneider lag den Teilnehmern eine Liste mit 52 eindeutig schon im Feld identifizierten Blühpflanzen vor. Erfreulich fanden die Teilnehmer, dass man bereits gleich am Startpunkt der Exkursion ohne große Mühe zahlreiche davon direkt am Wegesrand vorfinden konnte. Die Gruppe kam in kürzester Zeit auf über 20 heimische Wildkräuter und Blühpflanzen. Im Verlauf der Wanderung am „Unteren Weg“, oberhalb der streng geschützten Wiesen im unteren Bereich des Kirdorfer Feldes, dort wo im Mai die seltenen Knabenkraut-Orchideen blühen, kamen weitere Pflanzen hinzu. Die Liste konnte um mehr als zehn Wildkräuter ergänzt werden.

Insgesamt musste aber Biologin Dr. Mareike Possienke feststellen, dass die tatsächlich vorkommenden Blühpflanzen und insbesondere deren Anzahl und Ausbreitung etwas enttäuschend seien. Dementsprechend gering war auch die Zahl der Schmetterlinge und Bienen. Die Anzahl der gesichteten Vögel war noch enttäuschender. Nun wurde allerdings die großen „Orchideen-Wiesen“ gerade gemäht, aus Sicht aller anwesenden Teilnehmer durchaus im Sinne des Naturschutzes.

Vom neuen Ranger wünscht man sich, dass nach der Mahd der „Orchideen-Wiesen“ in diesem Bereich die parkähnlich wirkenden Areale verstärkt kontrolliert würden, da diese fälschlicherweise Besucher einladen könnten zu Picknick und sonstigen Freizeit-Aktivitäten. Baldt wies darauf hin, dass die unter Naturschutz stehenden Flächen, die auch die gesamte „Orchideen-Wiesen“ umfassen, in der Zeit von März bis November gar nicht betreten werden dürfen.

Die Schaf-Beweidung auf vielen anderen Flächen sei im Grund richtig und alternativlos: Sie sei schonender als andere Methoden. Armin Johnert fand an einigen Stellen in dem ehemals von Schafen beweideten Gebiet den seltenen Feldthymian, der ein Mähen mit Traktor oder auch Balkenmäher sicher nicht überstehen würde. Die Schafe mögen den Thymian offensichtlich nicht, stellte die Gruppe zufrieden fest. Die BUND-Gruppe möchte allerdings die zuständige Obere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium anschreiben und um Verbesserung ersuchen, was die Schaf-Beweidung anbetrifft: Die Anzahl der Schafe müsse drastisch reduziert werden – von diesmal über 1000 auf die mit dem Regierungspräsidium vereinbarten 400.

Die Schafe sollen und können dann die einzelnen Pferche (Flächen) nur einmal und intensiv abgrasen und diese Pferche nicht, wie dieses Mal, mehrfach beweiden. Eine kurze, einmalige Beweidung sei die ideale und wünschenswerte Art und Weise, um die Artenvielfalt bei den Kräutern und Blühplanzen zu erhalten und zu fördern. Die Dauer der Schafbeweidung sollte vier Wochen in keinem Fall überschreiten.

Abschließend stellte die Gruppe lobend fest, dass sich die Artenvielfalt bei den Obstpflanzen in den vergangenen Jahren stark verbessert habe. Auch der Zustand der Bäume und die Neupflanzungen wurden hervorgehoben. Ebenfalls lobenswert aus Sicht des Artenschutzes seien Steinhaufen und Totholz, die im Feld belassen werden und die Kleintieren wie Eidechsen, Igeln und Insekten Schutz und Unterschlupf bieten. Nicht erfreut war die Gruppe über Hinterlassenschaften von Besuchern wie Plastikverpackungen, Papiertaschentücher, Becher und auch Hundekot. Der BUND appelliert an alle Besucher, nur auf den offiziellen Wegen zu bleiben, nicht die Trampelpfade zu benutzen und keinen Müll und andere Dinge im Feld zu hinterlassen.



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