Steine, die das Herz ins Stolpern bringen

Feierliche Gedenkstunde zur Stolpersteinverlegung am Agnon-Denkmal im Kurpark. Foto: ad

Von Andrea Döhne

Bad Homburg. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, steht im Talmud geschrieben, einem der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums. Um diesem Vergessen entgegenzuwirken und den in den Konzentrationslagern zu Nummern degradierten Menschen ihren Namen zurückzugeben, wurden in Bad Homburg zum vierten Mal Stolpersteine verlegt.

Die Stolpersteine sind ein Projekt des Alsfelder Künstlers Gunter Demnig, das bereits im Jahr 1992 begann und mit inzwischen 75 000 gesetzten Steinen in über 23 Ländern zum größten dezentralen Mahnmal der Welt zählt. Die quadratischen kleinen Messingtafeln mit den Namen der NS-Opfer werden vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern im Gehweg eingelassen. Die Stolpersteine fallen durch ihre Farbe auf. Vielleicht „erschrickt“ der Fußgänger erst ein wenig und „stolpert“ mit dem Herzen. Und wer die Namen der Ermordeten lesen möchte, muss seinen Blick und Körper unweigerlich beugen und verbeugt sich somit vor ihnen.

Nachfahren zu Gast

Dem Engagement von Wolfram Juretzek ist es zu verdanken, dass es die Stolpersteine in der Kurstadt gibt. So hat er auch dieses Mal die feierliche Zusammenkunft am Agnon-Dendenkmal im Kurpark, unweit der Russischen Kapelle als Auftakt für weitere Steinverlegungen organisiert. Zu diesen Stunden der Erinnerung waren Nachfahren von ehemaligen Bad Homburger jüdischen Bürgern aus den USA und Israel angereist.

Künstler Gunter Demnig verlegte Stolpersteine in der Kaiser-Friedrich-Promenade, in der Louisenstraße, der Kisseleffstraße und in der Ferdinandstraße. Insgesamt erinnern damit in Bad Homburg 34 Stolpersteine an Menschen, die im Nationalsozialismus ermordet und verfolgt wurden. Die Kultur der Erinnerung – und nicht nur die aus Geschichtsbüchern, sondern in das Leben eingebunden – soll aufmerksam machen, dass der schrecklichste Teil deutscher Vergangenheit auch in Bad Homburg passiert ist. Schüler von Bad Homburger Schulen fanden sich zur Gedenkveranstaltung ein und trugen Schilder mit dem Schriftzug „Steine gegen das Vergessen“.

Die Schulen engagieren sich gemeinsam ehrenamtlich mit der „Initiative Stolpersteine“. Sie polieren regelmäßig die verlegten Steine, legen Rosen nieder und richten wechselweise die Gedenkfeierlichkeiten aus. Im Mittelpunkt stand diesmal die Gesamtschule am Gluckenstein (GaG).

!Wer weitere Informationen zur „Initiative Stolpersteine“ und zu bereits verlegten Stolpersteinen sucht, findet sie im Internet unter stolpersteine-badhomburg.de.

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