Einheit, Friede und der Glaube an Gott

Die Farben Blau und Gelb prägen auch diese Arbeit des Künstlers. Foto: jul

Bad Homburg (jul). In seinem Essay „Der Tod des Autors“ von 1967 postuliert der französische Kunstkritiker Roland Barthes, dass die Bedeutung eines Kunstwerks nicht durch den Künstler definiert wird, sondern durch den Betrachter. Frank Schablewskis Antwort darauf ist, dass es weniger um die Bedeutung der Kunst geht, sondern mehr darum, dass es sie gibt. Eine Antwort, die mich grübelnd zurücklässt.

Der 58-jährige Schriftsteller beschäftigt sich in seiner Arbeit mit der Kunst als solche und führt an diesem Abend durch die Ausstellung von Bernd Schwarzer in der Englischen Kirche am Ferdinandsplatz, die in zwei prominente Hälften geteilt ist. Die eine zeigt Werke in Blau und Gelb, die andere in Rot und Schwarz. Farben, die sich als vereinende Gestaltungssprache durch das Gesamtwerk von Bernd Schwarzer ziehen.

Der Künstler des Abends, der trotz Thrombose zur Vernissage erschienen ist, erzählt mir im Interview, dass das, was ihm Schaffenskraft gibt, sein Glaube an Gott ist. Und tatsächlich beschäftigt er sich in der Ausstellung, die noch den ganzen Monat lang besucht werden kann, außer mit seinem werkbestimmenden Thema der Einheit und des Friedens auch mit Gott und seinem Glauben.

Er erzählt mir, dass es besonders für junge Künstler von essenzieller Bedeutung ist, außer einer Inspiration vor allem eine Quelle für Mut zu finden. Mut, den ersten Schritt auf dem Weg des Schaffens zu gehen, Mut, weiterzumachen, wenn es schwierig ist, und den Mut, tief in die Bedeutung ihrer Arbeit einzutauchen. Für Schwarzer ist diese Quelle Gott, aber nicht nur für Mut, sondern auch für Frieden, denn „wer an Gott glaubt, kann nichts Böses tun, denn wer an Gott glaubt, folgt seinem Beispiel“, sagt der Künstler.

Ein Gedanke, der ihm besonders vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs wichtig ist und der sich auch in der dominanten Marienstatue in der Mitte des Raums äußert, die der Künstler mit seinen typischen blau-gelben Farben bemalt und mit Münzen beklebt hat.

Außer Gott ist Einheit ebenfalls ein wichtiges Thema von Schwarzer. Er beschreibt, dass Einheit für ihn sowohl politisch als auch kulturell und auch mit Gott bedeutet. Die Frage, ob individuelle oder nationale Identitäten in dieser Einheit Platz haben, bejaht er, eine Position, die auch die beiden jungen Politberater Jade Madani und Tarek Belmadani, die Freunde des Künstlers sind, teilen.

Ich treffe die beiden außerhalb der Kirche, und sie beschreiben, dass sie daran glauben, dass es unsere Unterschiede sind, die uns einen, etwas, dass sich in den offensichtlichen Unterschieden zwischen den Gästen heute Abend widerspiegelt. Sie erzählen mir, dass sie aus Wuppertal kommen, den Künstler bereits seit drei Jahren persönlich kennen und ihn für seine künstlerische Vision und dafür, dass er sich so sehr seiner Kunst verschrieben hat, bewundern.

Die beiden helfen mir schließlich auch, mehr Erkenntnis aus der Antwort, die mir Schablowski früher am Abend gegeben hatte, zu ziehen. Vielleicht ist es nicht so wichtig, zu wissen, woraus die Bedeutung eines Kunstwerks entspringt. Vielleicht ist es wichtiger, dass das Kunstwerk überhaupt erst dazu anregt, über Bedeutung nachzudenken. Denn ohne Bedeutung sind wir orientierungslos.

!Die Ausstellung mit Bildern, Grafiken, Installationen, Objekten, Fotografien, Skulpturen und Zeichnungen des Künstlers Bernd Schwarzer ist bis Sonntag, 25. Juni, in der Englischen Kirche am Ferdinandsplatz zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung mittwochs bis freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 14 bis 18 Uhr.

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