Kreativität braucht gedankliche Freiheit und Mut – Bemerkenswerte Preisverleihung und neue Wege in der AKS

Fünf Schülerinnen der AKS stellten Projekte zum Thema Kreativität und Nachhaltigkeit vor. Fotos: Muth-Ziebe

Kronberg (hmz) – Kreativität ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die die Menschen brauchen, um die globalen Probleme zu lösen. Doch gerade das Denken „out of the box“ wird, so scheint es, in den Schulen oft verhindert. Blockiert das Bildungssystem kreative Prozesse? Eine ebenso anrührende wie bedrückende Antwort darauf gab der Film „Bildungsgang“, der im Rahmen der Ehrenpreisverleihung des „CREO“ in den Kronberger Lichtspielen gezeigt wurde. Erstmals wurde damit von der „Deutschen Gesellschaft für Kreativität“, einem gemeinnützigen Verein, ein Film ausgezeichnet, den eine Gruppe ehemaliger Schülerinnen und Schüler zusammen mit Simon Marian Hoffmann, der damals 20 Jahre alt und ein Autodidakt bei Film, Ton und Regie war, gedreht hat. Das Fazit: Komplexe Probleme erfordern Menschen, die diese lösen können. Schulen setzen dafür oft die falschen Anreize. Angestrebt werden sollte ein sinnstiftendes, auch selbst gewähltes Lernen, bei dem Schülerinnen und Schüler sich komplexen, weil übergreifenden Fragestellungen widmen, wie zum Beispiel beim Projektlernen. Zudem brauche es dafür auch längere unbenotete Phasen. „Das wissen wir eigentlich alles, und trotzdem fällt es uns so schwer, „out of the box“ zu denken und unsere Schulen zu verändern“, die Meinung des Veranstalters. Gastgeber Dr. Jörg Mehlhorn betonte in seiner Laudatio, dass „mit dem Schlüsselwort der freien Entfaltung“ der Film bei ihm auf ein offenes Scheunentor getroffen sei. „Mit freier Entfaltung meinen wir das Erkennen der eigenen Talente und darauf aufbauend dann deren Weiterentwicklung.“ Der Verein habe sich von Anbeginn an um das Thema Schule gekümmert, schon mehrfach durfte er selbst Gast an der Altkönigschule (AKS) sein.

Humanistische Werte

„Wie war es möglich, dass 20 jugendliche Laien ein solches Projekt stemmen konnten? Jugendliche, die sich selbst als K-Küken (Kreativküken) beschreiben“, fragte Mehlhorn und gab auch die Antwort darauf: „Sie hatten keine Angst, sie hatten Freiraum, sie konnten offen sein, weil keine Konkurrenz bestand, sie hatten den Mut, über ihre Nöte zu sprechen, beeindruckend demonstriert vor dem Kultusministerium in Stuttgart..“ Auch dies unterstreiche, dass der Film kein professionelles Projekt war, sondern ein politisches, das den Aufschrei von Jugendlichen beschreibt, nicht durch Festkleben auf der Straße, sondern mit künstlerischen Mitteln und mit beeindruckendem Tiefgang. „Darin sehen wir den hohen humanistischen Wert dieses mit einfachen Mitteln geschaffenen Films“ so Mehlhorn abschließend.

Mit gutem Bespiel voran

Dann kamen fünf Schülerinnen der AKS zusammen mit ihrer Lehrerin Eva Heil zu Wort und stellten ihre Projekte vor, die sie bereits beim Wirtschaftsgipfel in Davos sehr überzeugend präsentiert haben. Schülerinnen und Schülern sollte ein Stimme gegeben werden. Nicht nur für sie selbst, sondern auch für die Lehrkräfte, sollte es ein tägliches Feed back mit dem Ziel geben, eine „wechselseitig hilfreiche Verbindung aufzubauen, um das Miteinander zu verbessern.“ Um den psychischen Problemen durch Stress und Druck in der Oberstufe zu begegnen, soll das Pilotprojekt „Well being“ starten. Da die AKS eine Gesamtschule ist, soll künftig ein gemeinsamer Sportunterricht gegenseitige Abgrenzungen aufheben. Bildung brauche offene Räume. „Wir brauchen ein grünes Klassenzimmer und das Mobiliar dafür sind haltbare Holzpaletten, die nachhaltig und witterungsbeständig sind.“ Weil die älteren Schülerinnen und Schüler nicht mehr am Mensa-Essen teilnehmen, stapeln sich die Pizzaschachteln. „Wir haben dafür eine nachhaltige Lösung mit Pfand- und Mehrwegverpackungen gefunden.“

Transformative Kreativität

Dahinter steckt ein Projektkonzept, das Maren Baermann von der Initiative „Zukunft schaffen“ vorstellte. Sie ist zugleich die deutsche Botschafterin für den UN-Welttag. In einer Welt, die von ständigen Veränderungen, Unsicherheiten und Herausforderungen geprägt sei, spiele Resilienz eine entscheidende Rolle für persönliches Wachstum und die Fähigkeit, mit Schwierigkeiten umzugehen. Eine kraftvolle Ressource sei die Kreativität, die es ermögliche, neue Perspektiven einzunehmen, alternative Lösungen zu finden und den Mut aufzubringen, Hindernisse zu überwinden. Kreativität erfordere, „dass wir unsere Denkweise erweitern und aus verschiedenen Blickwinkeln auf eine Situation schauen. Muster könnten verändert und neue erlernt werden.“ Die Initiative will Denkweisen und Instrumente an Schülerinnen und Schüler weitergeben, mit denen sie einen nachhaltigen Einfluss zum Wohle der Gesellschaft ausüben können, „damit unsere Welt für alle ein lebenswerter Ort bleibt.“ Sie berief sich auf die 17 UN Ziele, die sogenannten SDGs. Sie umfassen alle drei Dimensionen von Nachhaltigkeit: Soziales, Wirtschaft und Umwelt. Zudem sind den „Sustainable Development Goals“ fünf Kernbotschaften als handlungsleitende Prinzipien vorangestellt: Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft.

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