Leserbrief

Unser Leser Hennig Schrader, Merianstraße, Kronberg, schreibt zum Leserbrief von Gerd-Toni Wagner Folgendes: Erstaunlich und erfreulich, dass der Bote den Leserbrief von Gerd-Toni Wagner abgedruckt hat. Hoffentlich lesen ihn alle Kronberger – gerade im Hinblick auf die geschichtsblinden Reden in sämtlichen Faschingssitzungen.

Wer sich etwas in Geschichte auskennt, fühlt sich gegenwärtig alarmierend an die Weimarer Zeit erinnert: durch das Versagen der bürgerlichen Parteien wurden erst die Kommunisten, dann die Nazis stark, bis sich nur noch diese Blöcke mit Fäusten gegenüberstanden. Die Nazis siegten, weil besser organisiert. Die rote Alternative wäre nicht besser gewesen. Nach dem Krieg schwenkten zahlreiche Nazis in der DDR schnellstens zu den Kommunisten über. Man nannte sie rotlackierte Braune.

Mein Vater, bis zu unserer Flucht in den Westen 1954 Rechtsanwalt in Dresden sagte mir einmal, daß die Nazis einen in Frieden ließen, wenn man nicht opponierte, die Kommunisten aber deportierten jeden nach Sibirien, der nicht aktiv mitmachte und waren deshalb für den normalen Bürger weitaus unerträglicher und gefährlicher.

Das Bundesverfassungsgericht verbot am 17.8.1956 die kommunistische Partei und alle eventuell Ersatzorganisationen ( 1 BvB 2/51). Brandt und Wehner waren es, die diese Entscheidung später aufweichten. So entstanden alsbald bei uns DKP‘s und KPD‘s, blieben aber neben den bürgerlichen Parteien unbedeutend. Nach der Wiedervereinigung glaubten Kohl und viele, dass die umgetaufte SED in PDS nur eine kurze Zeiterscheinung sei. Man nannte sie Wendehälse und rote Socken und hielt sie irrtümlich für mittellos. Die PDS taufte sich abermals um, wohl um Erinnerung loszuwerden und nannte sich jetzt „ Linke“.

Erinnern wir uns: Holger Börner – seinerzeit Ministerpräsident von Hessen – wollte die Grünen mit der „Dachlatte erschlagen“. Kurz darauf bediente er sich ihrer als Mehrheitsbeschaffer und Frau Ypsilanti stolperte noch vor wenigen Jahren im hessischen Wahlkampf über die „Linke“. Jetzt sind beide Parteien längst salon- und regierungsfähig. Wir haben inzwischen 3 linksdrallige Parteien und eine (CDU/CSU), die zur Mitte gerutscht ist. Rechts entstand ein Vakuum.

Mit einem kommunistischen Proletariat mussten sich in der Weltgeschichte stets die Regierungen irgendwie arrangieren. Das alte Rom tat es mit Brot und Spielen. Unsere modernen Demokratien versuchen, durch Sozialtransfair bis zur Leistungsgrenze, links Ruhe zu halten. Jene Bevölkerungsteile aber, die diesen Sozialtransfair erwirtschaften, fühlen sich inzwischen vielfach politisch heimatlos. In dieses Vakuum ist die AfD gestoßen, die übrigens unter dem Gründer Prof. Lucke eine Anti-€- Partei war, große Zustimmung erfuhr und erst durch Frauke Petry und B. Höcke zur heutigen AfD mutierte.

Es gibt nun 2 Wege: entweder, man nimmt die AfD kurz über lang, der Macht der Faktischen folgend, im „ Club“ auf, wie zuvor die Grünen und die Linke, oder man gräbt der AfD das Wasser ab, aber nicht mit dümmlichen Reden oder Demonstrationen- das steigert nur den „ Jetzt erst Recht-Effekt“, sondern, indem sich die Politiker der bürgerlichen Mitte endlich jener Themen annehmen, die offenbar wesentlichen Teilen der Bevölkerung am Herzen liegen. Man lerne in Berlin aus Weimar 1933!



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