3200 Meter lange Menschenkette gegen die „Josef-Stadt“

Hand in Hand, überparteilich und interkommunal: Ein Leuchtturm-Projekt für diese Grundhaltung soll die für Sonntag geplante Menschenkette werden. Die Generalprobe vor der Oberurseler Stadthalle sieht schon ganz gut aus. Foto: Streicher

Hochtaunus (js). Ein „Leuchtturm-Projekt kommunaler Zusammenarbeit“ bahnt sich da an für den kommenden Sonntag. So sieht es der Steinbacher Erste Stadtrat und FDP-Ortsverbandsvorsitzende Lars Knobloch angesichts der bisherigen Zusagen. Mehr als 20 Parteienverbände und Organisationen haben schon jetzt den Aufruf zur Teilnahme an einer Menschenkette unterschrieben, mit der die Bürgerinitiative „Heimatboden Frankfurt“ gegen die Frankfurter Planungen zur Entwicklung eines neuen Stadtteils im Norden und Westen der Metropole demonstrieren will. Die so genannte „Josef-Stadt“ will keiner von denen, die sich am Freitag noch einmal in Oberursel getroffen haben und mit einer Mini-Menschenkette den Stadthallen-Schwur von Oberursel ablegten.

Eine klare Absage an die Visionen des Frankfurter Stadtplanungsdezernenten Mike Josef unterschreiben hier alle, es gibt eine „große überparteiliche Zustimmung“, so Stephan Schwarz von den Oberurseler Grünen. Vom dringend notwendigen „interkommunalen Zusammenhalt“ ist immer wieder die Rede, Frankfurt müsse bei der umstrittenen Planung „dringend mit der Metropolregion agieren“, so Dietrich Andernacht (Die Linke), ein Diktat aus Frankfurt will hier keiner mittragen.

Viele mit im Protest-Boot

 

In Oberursel sind es die CDU und ihre Ortsteilverbände im Süden der Stadt, Oberurseler Bürgergemeinschaft (OBG), Grüne, Die Linke und die FDP, die sich der Demonstration der Bürgerinitiative „Heimatboden Frankfurt“ gegen das Vorhaben einer neuen „Siedlungsentwicklung“ anschließen wollen. Nur Mike Josefs Parteifreunde aus der SPD haben den Aufruf nicht unterschrieben.

In Steinbach sitzen CDU, FDP, SPD und Grüne mit im Protest-Boot, im Frankfurter Norden schon vier CDU-Stadtbezirksverbände, dazu Umweltverbände und -Organisationen, die Junge Union Oberursel, das Bundesbündnis Bodenschutz und lokale Ableger bis Friedberg und die Wetterau. Die OBG hatte laut Fraktionschef Georg Braun schon vor zwei Jahren, als die Frankfurter Pläne bekannt wurden, für eine erste „Ortsbesichtigung“ 400 Leute mobilisiert, im vergangenen Sommer haben vor allem CDU-Verbände einen Sternmarsch organisiert. Auch jetzt geht die CDU voran, Oberursels Fraktionschef Jens Uhlig will über seine Facebook-Seite für die Menschenkette werben, alle bisherigen Fürsprecher wollen sich bis zum Sonntag als Multiplikatoren einbringen.

Die unwiederbringliche Zerstörung wertvollen Ackerbodens, das Verbauen von Frischluft- und Kaltluftschneisen, die zu erwartende enorme Mehrbelastung durch Verkehr und die Zerstörung von wichtigen Naherholungsgebieten für die Menschen aus der Metropole und den regionalen Vorstädten sind die Hauptargumente, mit denen die Gegner den Frankfurter Planern entgegentreten. Von bis zu 11 000 Wohnungen für bis zu 30 000 Menschen ist bisher stets die Rede gewesen. Um 550 Hektar Wohnbaufläche soll es gehen, die Kritiker sprechen angesichts von beidseits 400 Meter vorgeschriebenen Abstand zu kreuzenden Hochspannungsleitungen von allenfalls 190 Hektar und deshalb von notwendiger Hochbauweise mit fünf bis sieben Geschossen, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Eine Horrorvorstellung für diejenigen, die den letzten Grüngürtel zwischen Frankfurt und dem Umland erhalten wollen.

Auf mindestens 3000 Demonstranten hofft die BI Heimatboden am Sonntag, wenn ab 14 Uhr von Weißkirchen aus (Treffpunkt „Breiter Weg“) die Menschenkette gebildet werden soll. Damit könnten die 3,2 Kilometer bis zur Frankfurter Grenze in Niederursel am Mosaikmuseum von Menschen Hand in Hand besetzt werden. Gegen 14.45 Uhr soll die Kette stehen, eine Viertelstunde später soll sie sich nach einem akustischen Signal mit einer La Ola-Welle von Weißkirchen nach Frankfurt und zurück wieder auflösen. Die Abschlussveranstaltung mit Rednern, Musik und Umtrunk wird auf dem Fasanenhof hinter dem Mazda-Gelände am S-Bahnhof Weißkirchen-Steinbach stattfinden.



X