Oberurseler Schüler bei „Fridays For Future“

Oberursel (ow). Unter dem Motto „Global Strike For Future“ gingen am Freitagvormittag während der Schulzeit trotz starken Regens rund 6000 Demonstranten, hauptsächlich Schüler, für eine klimafreundlichere Politik in Frankfurt auf die Straße. Auch Schüler aus Oberursel blieben dem Unterricht fern und demonstrierten in Frankfurt, unter ihnen die Mitorganisatorin Helena Marschall vom Gymnasium Oberursel (GO) und Fabian Noah Medler, der für die Oberurseler Woche seine Eindrücke widergibt:

Um12 Uhr startet der Demonstrationszug mit über 5000 Protestierenden an der Bockenheimer Warte. Gleichzeitig laufen 800 Schüler aus dem Umland vom Hauptbahnhof in Richtung Alte Oper. Auf dem Weg dorthin blockieren sie eine Kreuzung, sodass der Autoverkehr für kurze Zeit lahm liegt. Bereits zu Beginn der Demonstration fällt auf, dass sich viele ältere Menschen dem Protestmarsch anschließen, um die Jugend zu unterstützen. Gegen 13.20 Uhr treffen sich die beiden Demonstrationszüge zu einer Zwischenkundgebung vor der Alten Oper. Spätestens hier ist die anfangs verhaltene Stimmung der Schüler verflogen, denn jetzt heißt es dem Klimaschutz eine Stimme geben.

Der Platz ist bis zur letzten Ecke mit Menschen ausgefüllt, sodass selbst durch die eingesetzten Verstärker die Kundgebung des Organisators Luca Peters in den letzten Reihen nicht zu hören ist. Nachdem alle Demonstranten sich auf Zuruf auf den Boden gesetzt haben, halten die 6000 Protestierenden kniend eine Schweigeminute für die Opfer des Klimawandels ab. Bevor es über die Zeil zum Römer geht, springen alle zum Spruch: „Wer nicht hüpft, der ist für Kohle! Hey! Hey!“ Zudem halten viele handgemalte Schilder mit Aufschriften wie „Das Klima ist aussichtsloser als unser Mathe-Abi“ oder „Die Dinosaurier dachten auch, sie hätten Zeit“ hoch. Ob der Mensch wirklich im Moment vom Aussterben bedroht ist, darf noch angezweifelt werden. Es ist aber schön zu sehen, dass sich so viele vor allem junge Menschen für die Demonstration begeistern und für ein besseres Klima in die Öffentlichkeit gehen.

Begleitet wird der Protestzug von vorgegebenen Klimawandel-Sprechchören, wie „Wir sind hier! Wir sind laut! Weil ihr uns die Zukunft klaut!“ oder „What do we want? – Climate justice! – When do we want it? – Now!“. Viele Erwachsene schauen aus Fenstern, winken den Schülern zu und zeigen mit erhobenen Daumen ihre Anerkennung für die engagierten Schüler. Das Ziel, die maximale Aufmerksamkeit für umweltpolitische Themen zu erlangen, scheint geglückt. Schließlich versammelt sich der Protestzug am Römer. Auf einer Bühne sorgen die Organisatoren für gemeinschaftlich angeleitete Sprechchöre, Diskussionen und Reden.

Zu ihnen gehört Helena Marschall. Sie hält eine impulsive und leidenschaftliche Rede, in der sie ihre Forderungen für eine bessere Klimapolitik vorstellt und erläutert, warum sie jeden Freitag in Frankfurt demonstriert, obwohl sie abiturrelevanten Schulstoff lernen müsste: „Warum für eine Zukunft lernen, wenn es keine Zukunft für uns gibt?“ Viele honorieren die Rede mit lautstarkem Applaus.

Trotzdem hört man vereinzelt kritische Töne, dass es noch nicht so schlimm um die Erde steht, als dass sie in 50 Jahren kein Ort mehr zum Leben sein könnte. Aber was ist mit den nachfolgenden Generationen? Sollten wir uns nicht alle auch weiterhin um das Wohl unseres Planeten, auf dem wir leben, kümmern? Den Vorwurf, Schule zu schwänzen, weist Helena Marschall zurück. „Schwänzen“ sei laut Duden „aus Faulheit der Schule fernzubleiben“. Was die Schüler auf die Beine gestellt haben, sei alles andere als faul. Daraufhin bricht tosender Applaus auf dem Römerberg aus. Nach der Rede gibt es noch Diskussionen mit eingeladenen Politikern.

Kommt Greta nach Frankfurt?

Hat nun dieses Fernbleiben von der Schule Konsequenzen für die Schüler? Wohl kaum. An vielen Schulen in Hessens wurden Vereinbarungen zwischen Schule und Schülern getroffen. Auch am GO gab es feste Regeln: Nur Schüler aus der Oberstufe durften mit schriftlicher Erlaubnis der Eltern einmalig und ohne Folgen befürchten zu müssen an der Protestaktion „Fridays For Future“ teilnehmen. Ähnlich wurde es an vielen anderen, wenn auch nicht allen hessischen Schulen gehandhabt. Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann reagierte positiv auf die Kundgebungen. „Ich teile die Ziele der protestierenden Schüler von ganzem Herzen“, schrieb er auf Facebook. In diesem Kommentar sprach er eine Einladung an Greta Thunberg, die schwedische Initiatorin der Schulstreiks, nach Frankfurt zu kommen, aus. Vielleicht wird die nächste „Fridays For Future“- Demonstration ja mit Greta in Frankfurt stattfinden.

Unter den Demonstranten für Klimaschutz sind vor der Alten Oper und am Römerberg bei „Fridays For Future“ auch viele Schüler aus Oberursel. Foto: Medler



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