Ein kunterbunter Zug voller Narren

Götterdämmerung beim Bommersheimer Carneval Verein: Mit dem Motto „Wenn beim BCV das Helau erklingt, Neptun vor Freude seinen Dreizack schwingt“, und einer überaus erfolgreichen Inszenierung gab es den ersten Platz bei den Fußgruppen. Foto: pit

Von Petra Pfeifer

wie bei einem Karnevalsumzug. In Orschel ist das nicht anders: Das blau-weiße Fahrzeug wurde mit einem kräftigen und gleich dreifachen „Helau“ begrüßt und – natürlich gab es keine Ermahnung wegen Ruhestörung, sondern süße Kamellen waren die fröhlich verteilte Antwort! Und der Dank ein weiteres Helau!

Ein erfolgversprechender Anfang für einen durchaus erfolgreichen Faschingsumzug, der sogar noch bunter wurde, als erwartet: „Die Reihenfolge stimmt nicht“, musste Kommentator Thomas Nitsche vom veranstaltenden Vereinsring auf dem Marktplatz ein ums andere Mal lachend feststellen. Doch das machte nichts. Weder ihm noch den Narren aus nah und fern, die bei Wind und Wetter angereist waren. Allesamt freuten sie sich mit bester Laune an dem, was ihnen geboten wurde. Und das war so einiges. Musik, Kokolores, Gesellschaft und Politik. Bunt und einfarbig, aufwendig und simpel, brav und schrill.

Das lachende Herz geht voran

Den Auftakt machte der Fanfarenzug Hundstadt, der mit vieläugigen, grün-silbernen Mützen für ein tolles Bild und passende Musik sorgte. Mit „Hier kommt das lachende Herz“ folgte kurz darauf die Ankündigung des Homburger Carneval Vereins, was sowohl durch das lachende Zebra als auch die toll auftretende Garde gelungen veranschaulicht wurde.

Süß anzuschauen waren kurz darauf die wohl jüngsten Wagenfahrenden des Zugs, die von der Steinbacher Tanzgarde 08 kamen, und schwungvoll der Auftritt der dazugehörenden „Großen“, bevor der Bommersheimer Country Club mit tollen Kostümen und Mini-Planwagen sowie der Steinbacher Carneval Club mit Elferratswagen und tanzender Garde viele „Helau“-Rufe ernteten.

Einer der ersten „privaten“ Teilnehmer war der Freundeskreis Hof Haas mit dem Themenwagen „Voll verstrahlt“. Anschließend folgten auf Thomas Nitsches Ankündigung „Jetzt komme die Seulberger“, die kunterbunten und lachenden Clowns aus Friedrichsdorf, die mit Stolz den Namen „Taunuseulen“ tragen. „Ihr habt ja eine schöne große Nummer gemacht“, lobte der Moderator und ermunterte somit nur zu gern zu einem „Orschel – Seulberg – Orschel – Helau!“

Prinz Marcel I. wird’s nicht vernommen haben, da die Oberurseler als höfliche Gastgeber den angereisten Gästen den Vortritt ließen und vor ihm noch über 100 Zugnummern dran waren. Daher musste sich auch in Geduld üben, wer die Zugnummern von Frohsinn, Bommersheimer Carneval Verein, Carnevalverein Stierstadt und Club Geselligkeit Humor Weißkirchen, den närrischen Oberurseler Magistrat, den eindrucksvollen Motivwagen der Lustigen Stierstädter zum Thema „Troja lebt“, die Ravens vom Narrenrat, den Sportverein Bommersheim, die Maasgrunder Entenbrüder, die Orscheler Kerbeburschen oder schließlich das liebliche Kinderprinzenpaar des BCV Lara I. und Marc I. samt Hofstaat erblicken wollte. Wie Usingen, Kransberg, Bad Soden und gleich mehrfach die Brexit-Insel war auch Bad Homburg selbstverständlich mit dem Zwillingsprinzenpaar Jasmin I. und Jan I. närrisch-majestätisch vertreten. Außerdem zeigten die Karnevalsvereine und weitere Gruppen aus der Kurstadt, was sie an Narretei zu bieten haben.

Mainz entdeckt Oberursel

Zum ersten Mal dabei die Gäste aus Mainz-„Castellum“, die sowohl mit einer eindrucksvollen Garde als auch einem hervorragenden Musikzug für Glanz sorgten, bevor es in die Niederungen des diebischen Volks ging. Schließlich hatte sich der Oberurseler Kunstgriff dem Thema Stadtkasse gewidmet und als einzige Lösung das Herbeirufen der „Panzerknacker“ erachtet. Natürlich wurden sie verfolgt. Von der dazugehörigen „Bullizei“ und der bunt behüteten Turn- und Sportgemeinde Münster, die unter „Helau und Alaaf“ die Meinung vertrat „Gegensätze ziehn sich an“.

„Die Teufel sind los“ hieß es bei „Elas Herbergsteufeln“, und mit eindrucksvollen neun Gruppen war der AKK aus Kelkheim angereist. Bei den Garden leuchteten die „Sunshines“, glitzerten die „Starlights“ und glänzten die „Diamonds“ um die Wette, und die Showtanzgruppen „Infinity“ sowie „Phoenix“ taten das Ihre für einen „funkelhaften“ Programmpunkt des AKK. „Die lassen wir jetzt jubeln“, meinte Thomas Nitsche in Übereinstimmung mit dem begeisterten Publikum.

Mit nur sanft eingesetzter Kanone, aber umso knalligerer Laune zogen die Krifteler Karnevalisten in Gruppen wie Kinder- und Großer Garde sowie Brass & Drum Corps und bunt-fröhlicher Fußgruppe in Gestalt appetitlicher Popcorn-Schachteln, die mit gierigen Blicken verfolgt wurden, vorüber, denen die Pinguine aus Schwalbach mit einem ultra-langen VW-Käfer als Motiv-Wagen folgten.

Und spätestens an dieser Stelle muss einfach angemerkt werden: Es ist unmöglich all die tollen Teilnehmer einfach nur aufzuzählen, die zu einem absolut gelungenem Tau- nus-Karnevalszug unter grauem Himmel beigetragen haben. Bei knapp 200 Zugnummern waren es viele Mitwirkende, die mit jeder Menge Arbeit, Energie und Einsatz dazu beigetragen haben, dass dieses Spektakel zu einem gelungenen, gelebten Stück karnevalistischen Brauchtums im Taunus gehört.

Denn auf die Pinguine folgten die Dalles Dreamboys aus Oberhöchstadt sowie der Kappen Klub Kronberg, der mit „Spuk auf der Burg“ ein tolles Thema beisteuerte. Der Auftritt der Kinziggeister mit ihrer Gugge-Musik in „Schiss-Moll“ (Nitsche) war wieder bravourös, der Königsteiner Narrenclub hatte mit „Die Lappenclowns“ die Lacher auf seiner Seite. Toll auch die Beatmacher oder der eindrucksvolle „Auftritt“ von Sodenia Svenia I. aus Bad Soden. Magisch die Fußgruppe „Im Zauberwald“ von der Sodener Karneval Gesellschaft und überaus sportlich der Auftritt des Rock’n’Roll Clubs „Lollypopp“ aus Bad Nauheim.

Der Taunus feiert Fastnacht

Die Wehrheimer wiederum hatten sich Kelten und Wikingern gewidmet, und der Anblick der Äppelboys samt Garde war auch nicht zu verachten. Dann die engagierten Truppen aus Groß-Zimmern oder Prinz Christian I. samt Pagin aus dem Alfred-Delp-Haus, die „Knollewerfer“ und die fröhlichen Buchfinken nicht zu vergessen. Weitere Highlights waren die weit angereisten Sauerländer oder die immer wieder kreativen Usa11en, die witzigen Maasgrunder Entenbrüder, die ideenreichen und unermüdlichen Bommersheimer Carnevalisten. Obendrein für Stimmung sorgten: die Limeskrätscher, die Rodheimer Weihnachtsmänner, die Après Burner, der Club Heiterkeit aus Kirdorf und noch viele mehr. Und in aller Stille obendrein jene, ohne die das alles gar nicht möglich gewesen wäre: Die Feuerwehr, das DRK, die Verkehrswacht und halt die Polizei. Ihnen allen ein dreifach donnerndes „Helau!“

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