Gegenüber dem Dalles entsteht ein Wohn- und Geschäftshaus

Gut zu sehen, das kleine quadratische Eckgrundstück mit gerade im Entstehungsprozess befindlicher Kellerdecke.
Fotos: privat

Kronberg (mw) – Viele Jahre lang stand das kleine Häuschen Ecke Oberurseler und Limburger Straße leer. Kaum einem Bürger konnte das entgehen, da das Grundstück an zentraler Stelle im Ortskern für alle sichtbar quasi auf dem Präsentierteller liegt. Viele Bürger fragten sich, was dort wohl entstehen wird und wunderten sich schließlich, dass sich jahrelang nichts bewegte in der Oberurseler Straße 2. Weihnachten 2017 herrschte nach vielen Jahren Ruhe um das Eckhaus plötzlich reger Baubetrieb: Das alte Häuschen wurde tatsächlich abgerissen. Damit schien nach langem Stillstand Bewegung in das private Bauvorhaben zu kommen. Doch nach dem Abriss tat sich ein Jahr wieder nichts – zumindest nichts für die Bürger Sichtbares. Da es sich um ein privates Bauvorhaben handelt, war auch die Stadt Kronberg nicht befugt, Licht ins Dunkel zu bringen, trotz vieler Nachfragen. „Es gab jahrelang endlose Probleme auf allen Ebenen“, erklärt Klaus Vörkel stellvertretend für seine Frau Waltraud als Bauherrin nun. Aufzählen möchte er nachträglich nicht alle Probleme en détail, erklärt aber: „Als wir im Januar 2013 mit den Planungen für das Haus begonnen haben, dachten wir tatsächlich, noch im selben Jahr mit dem Bauen zu beginnen.“

Es kam jedoch grundlegend anders. Vier lange Jahres sollten ins Land gehen, bis alle Probleme behoben waren und ein Abriss des alten Hauses Sinn machte. „Doch zwischenzeitlich sah es immer mal wieder so aus, als könnten wir bald mit den Bauarbeiten beginnen“, erinnert sich Klaus Vörkel zurück. Deshalb bewohnte das Haus auch keiner mehr über die Jahre – außer einmal übergangsweise für sechst Monate, berichtet er. Doch die unvorhersehbaren Entwicklungen sollten nicht abreißen. „Und ich habe wirklich viel Erfahrung mit dem Bauen, denn ich war schon einmal als Erster Stadtrat für das Baudezernat zuständig“, verrät der Rechtsanwalt. „Aber ein Bauvorhaben mit so vielen Schwierigkeiten hatte ich bis dahin noch nie gehabt.“ Auch nach dem Abriss des alten kleinen Häuschens sollte wieder eine Überraschung folgen, die den Bauanfang weiter nach hinten schob. Die Erdbaufirma wollte mit dem Aushub nicht beginnen, bevor das Grundstück auf mögliche Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht worden war, berichtet er. „Letzen Endes haben wir dann vom Regierungspräsidium eine Bestätigung bekommen, dass auf diesem Gelände im Krieg keine Bomben abgeworfen wurden oder Munition gelagert wurde.“ Natürlich ging jedoch durch dieses Prozedere wieder Zeit ins Land. Und mit solchen Problemen und ähnlichen waren wir die ganze Zeit über belastet.“ Und das, obwohl die Vorgeschichte zu dem Häuschen eine wirklich nette ist: Im Jahr 2002 verwitwete Klaus Vörkels Schwiegermutter. „Sie wurde depressiv und verbrachte ihre Tage bei geschlossenen Läden allein in ihrer Wohnung in einem Neubauviertel“, blicken die Grundstückseigentümer zurück. So beschlossen sie, die Mutter beziehungsweise Schwiegermutter in ihre Nähe zu holen. „Wir suchten für sie eine geeignete Wohnung in unserer Nachbarschaft, fanden aber keine“, erzählt er. 2004 ergab sich dann die Gelegenheit, das Grundstück am Dalles zu kaufen. „Wir kauften es, ließen es herrichten und im Mai 2005 zog meine Schwiegermutter ein.“ Von da an sei sie wie ausgewechselt gewesen, erinnern sich die beiden gerne zurück. „Ihre Depressionen waren vergessen, sie genoss den Plausch mit Passanten am Gartenzaun, konnte anfangs ohne und später mit Rollator ihre Besorgungen bei den Einzelhändlern im Umfeld selbst erledigen und in der Brunnenschänke zu Mittag essen. Treppen musste sie nicht fürchten, weil sie im Erdgeschoss wohnte. Dadurch erkannten wir, dass eine Wohnung ohne Treppen in solcher Lage eine enorme Steigerung der Lebensqualität für ältere Menschen bedeutet.“ Als die Mutter und Schwiegermutter dann im November 2012 starb, beschlossen Vörkels, die Lage des Grundstücks zu nutzen, um auch anderen Menschen mit denselben Problemen diese Vorteile des Lebens mitten im Ortskern, mit guter Anbindung an die Geschäfte – eben seniorengerecht – möglich zu machen. „Einfach war das nicht“, erzählt Klaus Vörkel. „Das Grundstück ist recht klein und im Erdgeschoss wollten wir ein Einzelhandelsgeschäft unterbringen, um den Ortskern Oberhöchstadt zu stärken. Also mussten die Wohnungen im Obergeschoss und Dachgeschoss ohne Treppen erreichbar werden.“ Doch es fand sich eine Lösung: „Deswegen erhält der Hausflur nun keine Stufen, sondern eine lange, leicht geneigte Rampe bis zum Fahrstuhl“, erklärt er. „So kann jeder problemlos in seine Wohnung gelangen“, freuen sich die beiden. Inzwischen sind sie auch wieder zuversichtlich, dass zumindest keine größeren Probleme mehr auftauchen dürften, die den Bau weiter verzögern können. Die Kellerdecke jedenfalls ist bereits gegossen und täglich geht es nun weiter in der Oberurseler Straße 2. Vörkels sind optimistisch, dass das Haus zum Ende des Jahres bezugsfertig sein wird. Es soll dann über eine 4-Zimmer-Wohnung im Obergeschoss und eine 3-Zimmer-Wohnung im Dachgeschoss verfügen, neben einem den Ortskern möglichst belebendem Ladengeschäft im Erdgeschoss.

Blick auf das inzwischen abgerissene Häuschen mit kleinem Vorgarten, das – in dieser exponierten Lage – jedermann noch gut im Gedächtnis sein dürfte.

Modellansicht auf das neue geplante Eckhaus, ein dreistöckiges Wohn- und Geschäftshaus, das sich in das bestehende Ensemble eingliedert.
Foto: Ritz+Partner,Kronberg

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