Classic for Kids – Warum ein Klavier auch Pianoforte heißt

Die Pianistin Milana Chernyavska spielte aus Robert Schumanns Kinderszenen „Ritter vom Steckenpferd“ und Musikerzähler Christoph Gotthardt machte den Kindern vor, wie man ein Steckenpferd reitet.
Foto: A. Malkmus/Kronberg Academy

Kronberg (pf) – Das Instrument hat 88 Tasten, kann laut rufen, gefühlvoll singen und sogar ganz leise flüstern: Das Klavier stand Sonntagnachmittag in der Stadthalle Kronberg im Mittelpunkt des ersten „Classic for Kids“-Konzerts der Kronberg Academy in diesem Jahr. Unter dem Motto „Ein Klavier mit viel Getier!“ hatte die aus der Ukraine stammende Pianistin Milana Chernyavska Klavierstücke mitgebracht, in denen die kleinen und großen Konzertbesucher mit etwas Phantasie viele Tiere erkennen konnten. Aber zunächst einmal demonstrierte die Künstlerin mit Robert Schumanns brillant gespieltem „Faschingsschwank aus Wien“, wie mitreißend und kräftig ein Klavier, in diesem Fall ein Flügel, klingen kann.

Dass das Instrument noch den dritten Namen „Pianoforte“ hat, erklärte Musikerzähler Christoph Gotthardt den Kindern, kann es doch piano, italienisch für leise, und forte, also laut klingen. Ein Klavier hat aber nicht nur Tasten, sondern auch Pedale, die – werden sie gedrückt – einen Ton lange nachschwingen lassen. Das führte die Pianistin mit Johann Sebastian Bachs erstem Präludium aus dem Wohltemperierten Klavier vor. Mit seiner Melodica, auch Flötenklavier oder Klavierflöte genannt, spielte Christoph Gotthardt dazu eine Melodie und plötzlich erklang das berühmte „Ave Maria“ des französischen Komponisten Charles Gounod. Der hat sich Bachs Präludium nämlich für sein Stück als Grundlage quasi „ausgeliehen“.

Nach Ludwig van Beethovens Klavierstück „Für Elise“, das viele Kinder kannten, und einem virtuosen Konzertwalzer von Frédéric Chopin, bei dem Milana Chernyavska ihr ganzes Können unter Beweis stellen konnte, führte die musikalische Reise zurück zu Robert Schumann und seinen „Kinderszenen“ und dem „Album für die Jugend“. Der „Fröhliche Landmann“ geleitete die Konzertbesucher zu einem Bauernhof, auf dem „Der kleine Morgenwanderer“, ein Hahn, mit seinem Kikeriki Menschen und Tiere weckte. In weiteren Szenen tauchten Pferde und Reiter, ein kleines Kind mit seinem Steckenpferd und im Jägerliedchen ein Jagdhorn und verschiedene Tiere auf. Die Mädchen und Jungen hörten außerdem Hunde, Schafe, Katzen, Eichhörnchen und sogar ein Känguruh aus den Melodien heraus und bei der Jagd Hasen und Wildschweine.

Natürlich durften im Konzert Werke von Wolfgang Amadeus Mozart nicht fehlen, dem Wunderkind, das schon im zarten Alter auf Konzertreisen war und bereits mit sechs Jahren sein erstes Klavierstückchen komponierte. In einer seiner späteren Sonaten, die Christoph Gotthardt mit einem Edelstein verglich und deren Beginn manche Musikfreunde als Handy-Klingelton nutzen, tauchten später weitere Tiere auf: hüpfend und rennend wie ein Hase, durch die Luft schwebend wie eine Schwalbe oder ein Mauersegler, Körner aufpickend wie ein Huhn und sich über den Boden windend wie eine Schlange. „Aber eine freundliche Schlange, keine Giftschlange“, beruhigte der Musikerzähler die Kinder, die wie immer direkt vor der Pianistin und ihm auf Kissen am Boden saßen.

Mit dabei hatte er auch wieder Theophil und Theolina, die beiden Exemplare aus der seltenen Spezies der Europäischen Buntringel-Ohrwürmer. Sie durften dieses Mal sogar gemeinsam mit Milana Chernyavska Klavier spielen, allerdings nur wenige Töne, die aber perfekt und richtig, was ihnen verdienten Applaus eintrug. Mit einem weiteren Satz aus Robert Schumanns „Frühlingsschwank aus Wien“, der nicht nur schnell, sondern „noch schneller als am schnellsten“ gespielt werden muss, verabschiedeten sich die Pianistin und der Musikerzähler von den Kindern. Beim Hinausgehen bekamen diese wieder Zettel mit drei Rätselfragen zum Klavier in die Hand gedrückt. Und wenn sie die richtigen Antworten wissen, können sie mit Glück Freikarten für das nächste „Classic for Kids“-Konzert Sonntag, 11. August, auf der Burg gewinnen. Dann spielen für sie die Harfenistin Anne-Sophie Bertrand und der Klarinettist Zoltán Kovács.



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