Stiftung geht neuen konzeptionellen Weg mit Umbau und Neubau des Seniorenstifts Hohenwald – Seniorenstift Kronthal wird geschlossen

Kronberg (mw) – Anfang Oktober 2017 starten die Bauarbeiten am Seniorenstift Hohenwald, das zur Stiftung Heilger Geist gehört. Neben der Stärkung des teilstationären und ambulanten Versorgungsangebots sieht die Zukunftsplanung ein neues Wohnkonzept für die Bewohner vor. Noch liegt die Baugenehmigung seitens des Kreises nicht vor, doch das sei nur noch reine Formalie, betont der kaufmännische Leiter der Seniorenstifte, Christian Schug, der die Aufgaben von Einrichtungsleiter Frank P. Egerer übernimmt, der mit Beginn der Umbaumaßnahmen Anfang Oktober dem Ruf an die Agnes-Karll-Schule der Stiftung nach Frankfurt folgt (siehe weiteren Bericht in diese Ausgabe). Lange ware es ruhig geblieben um die groß angelegten Baupläne der Stiftung, was unter anderem auch an Differenzen mit den direkten Nachbarn, dem Hofgut Hohenwald gelegen hatte (wir berichteten), deren Grundstücke ebenfalls der Stiftung gehören. Stein des Anstoßes waren die Emissionen gewesen, was für einen Hof mit Rindern und Hühnern dazu gehört, ist für die Bewohner des Seniorenwohnstiftes – zulässige Richtwerte hin oder her – einfach nur Geruchsbelästigung. „Wir haben jedoch endlich wieder miteinander anstatt übereinander geredet und sind nun wieder auf einem guten und ich denke, gemeinsamen Weg“, erklärte er auf Nachfrage. Auch Meyers vom Hofgut Hohenwald waren zum feierlichen Start und der Erläuterung der anstehenden Bauarbeiten eingeladen und der Einladung auch gerne gefolgt. Neben den abgeschlossenen Emissionsprüfungen seien auch alle anderen erforderlichen Untersuchungen, ob die Archäologie, den Städtebau oder den Naturschutz betreffend, abgeschlossen, sodass man nun guten Mutes mit Baubeginn im Oktober rechnen dürfte. Christian Schug verlieh auch seiner Freude Ausdruck, dass die unterschiedlichen Bauverzögerungen zu einem seiner Überzeugung nach zukunftsweisenden Konzept in der Pflege und damit zu der richtigen Entscheidung der Stiftung geführt hätten. Wo seinerzeit bei den massiven Neubau-Planungen der Schwerpunkt weiter auf der stationären Pflege gelegen habe, habe mit den Planungen in drei Bauabschnitten, die den geladenen Gästen sowie Mitarbeitern und Bewohnern am Freitag im Foyer Seniorenstiftes Hohenwald vorgestellt wurden, nun ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Ziel des Konzeptes, das nach Umbau und Neubauten realisiert wird, ist das Leben und Pflegen in überschaubaren Wohngruppen zu ermöglichen, das die Bewohner selbstbestimmter und in Würde ihren Alltag, ähnlich wie zuvor zuhause, gestalten lässt, jeden nach seinen Möglichkeiten, ein Stück weit individueller und gemeinschaftlicher.

Beginn der Umbaumaßnahmen

Die Kosten für die Umbauarbeiten, Bestandssanierung und Erweiterung des Standortes, betragen nach den aktuellen Schätzungen 7 Millionen Euro. „Das ist leider eine Verdoppelung der ursprünglich geplanten 3,5 Millionen Euro“, so der kaufmännische Leiter, Schug, der die Planungen maßgeblich mitbetreut hat. Die gesamten Maßnahmen sind in mehrere Bauabschnitte unterteilt, erläuterte der Geschäftsführer der Stiftung zum Heiligen Geist seinen Gästen. Der Bauantrag für den ersten Bauabschnitt wurde am 1. Juni 2017 eingereicht. Er umfasst unter anderem die Neuorganisation der Wohnbereiche in kleinere Wohngruppen, die Vergrößerung zentraler Gemeinschaftsbereiche zu einer „neuen Mitte“ mit einem Tante-Emma-Laden sowie einem Friseurstübchen und die Errichtung eines Sinnesgartens für Menschen mit Demenz. Geplant sind zudem eine Modernisierung der Zentralküche, die Verlagerung von Parkplätzen zur Verkehrsberuhigung sowie die Aufstockung eines Hauses um ein zweites Obergeschoss zur Erweiterung von Altenwohnapartments. Der erste Bauabschnitt soll bis Mitte 2018 abgeschlossen werden, so teilte er mit. Erst anschließend findet die Schließung des Seniorenstiftes Kronthal (96 Plätze) statt und der damit verbundene Umzug der verbliebenen Bewohner nach Hohenwald. „Die viel höhere Kostenkalkulation hänge mit dem Umbau zusammen“, erklärte Schug auf Nachfrage. Einige Dinge sähe man leider erst, wenn man mit dem Umbau beginnt, sprich die Decke abträgt. Nichtsdestotrotz sei der Umbau mit sich anschließenden Neubauten und Erweiterungen immer noch deutlich kostengünstiger als komplett neu zu bauen und die Finanzierung stehe. „Die Stiftung hat sich entschieden, den Standort nicht aufzugeben und ein klares Signal gesetzt, in der Altenpflege selbst aktiv bleiben zu wollen, das heißt das Haus auch in Eigenbetrieb zu halten.“ Schug weiter: „Die Aufgabe der vollstationären Pflegeplätze vom Standort Kronthal begreifen wir als Chance, notwendige bauliche Veränderungen herbeizuführen, um den zeitgemäßen Ansprüchen an eine moderne Pflegeeinrichtung gerecht zu werden. „Bei allen Umbaumaßnahmen stehen die Bedürfnisse der Bewohner im Mittelpunkt.

Im zweiten Abschnitt ist ein Neubau mit insgesamt 32 Seniorenwohnapartments vorgesehen. Dieser soll zwischen Ende 2019 und Anfang 2020 fertig gestellt werden. Daran anschließend soll eine bestehende Altenwohnanlage durch einen Neubau ersetzt werden. Nach Abschluss aller Maßnahmen erhöht sich die Anzahl der Bewohner auf der Liegenschaft von 237 auf 285 Personen.

Neue Konzeption mit neuem Wohnkonzept

Mit der Bestandssanierung wird im Seniorenstift Hohenwald auch ein spezialisiertes Wohngruppenkonzept eingeführt, um dem sehr unterschiedlichem Pflege- und Betreuungsbedarf und den individuellen Bedürfnissen der Bewohnergruppen noch stärker gerecht zu werden. Zukünftig soll es für insgesamt 140 vollstationäre Bewohner zehn Wohngruppen geben, sodass jede Wohngruppe zwölf bis 14 Bewohner umfassen wird. Der bestehende Bereich „Pallium“ wird auf elf Bewohner mit palliativem Bedarf vergrößert.

Das „Leben und Pflegen in überschaubaren Wohngruppen“ steht im Einklang mit dem Leitbild der Seniorenstifte der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist, das sinngemäß lautet: Alte Menschen haben ein Recht auf ein Leben in Würde, Freiheit, Selbstbestimmung und Normalität. Dafür sind die neu konzipierten Wohngruppen weitestgehend dezentral organisiert, um die Anonymität der Betriebsabläufe aufzuheben. Zugleich werden wesentliche Elemente des Tagesablaufs in das unmittelbare Umfeld der Bewohner zurückgebracht, wie zum Beispiel das gemeinsame Kochen. Hierfür verfügen alle Wohngruppen nach den Umbauarbeiten über eigene Wohnbereichsküchen mit Aufenthaltsraum, um individuelle Essenszeiten und Wünsche beim Speise- und Getränkeangebot – im Sinne der Selbstbestimmung – zu ermöglichen.

Innerhalb der Gruppen wird jedem Bewohner eine Bezugspflegekraft zur Seite gestellt. Sie ist Hauptansprechpartner für alle Anliegen zur Organisation und zur Durchführung der Pflege- und Betreuungsmaßnahmen. Auch der Einbezug von Tier und Natur in den Alltag, soll als wichtiger Teil bestehen bleiben sowie auf Wunsch Seelsorge und Sterbebegleitung.

Auch das teilstationäre beziehungsweise ambulante Versorgungsangebot wird weiter ausgebaut. So werden auf der Liegenschaft Hohenwald eine Seniorenwohnanlage mit Zwei- bis Drei-Zimmer-Apartments sowie eine Tagespflege entstehen. Letztere betreut die Gäste tagsüber professionell und ermöglicht die Teilnahme an Angeboten des Hauses – dadurch sollen pflegende Angehörige entlastet werden. Hinzu kommen Räumlichkeiten für einen ambulanten Pflegedienst, der im Rahmen einer Kooperation in das Gesamtkonzept miteingebunden wird.



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